Duisburg. Duisburg verliert ein beliebtes Traditionsgeschäft. Mitte März schließt Jessica Kamp schweren Herzens ihren Blumenladen. Das sind die Gründe.

Nach fast 40 Jahren ist endgültig Schluss: Jessica Kamp schließt im März den Blumenladen „La Fleur“ an der Mündelheimer Straße. Zehn Jahre hatte sie dort gearbeitet, bevor sie 2016 das Geschäft von ihrer Vorgängerin übernahm. Eine Nachfolgerin hat sie nicht gefunden.

Blumengeschäft „La Fleur“ schließt im März - einen Nachfolger gibt es nicht

Unzählige Tulpen, Ranunkeln und Rosen leuchten in den Frühlingsfarben Pink und Orange in ihren Vasen. Kleine Gestecke, Trockenblumen und bunte Töpfe stehen in Aufstellern und Schaufenstern. Nur die verschiedenen Angebotstafeln mit Rabatten vor dem Geschäft und ein großes Schild im Eingangsbereich kündigen das Ende des beliebten Blumengeschäfts an. „Wir wollen, dass die Auswahl noch groß ist und es für unsere Kunden im Laden bis zuletzt schön aussieht“, sagt Jessica Kamp. „Und wir wollen uns ja auch noch wohlfühlen.“

Der Blumenladen „La Fleur“ auf der Mündelheimer Straße schließt Mitte März. Einen Nachfolger gibt es nicht.
Der Blumenladen „La Fleur“ auf der Mündelheimer Straße schließt Mitte März. Einen Nachfolger gibt es nicht. © FUNKE Foto Services | Christoph Wojtyczka

Als Jessica Kamp 2016 das Blumengeschäft übernahm, tat sie es, um den Laden bis zur Rente zu behalten. Dass es nun ganz anders kommt, macht sie sehr traurig. „Ich habe mir die Entscheidung nicht leicht gemacht, aber es macht einfach keinen Sinn mehr, den Laden noch weiter zu führen. So viele Blumensträuße kann ich nicht verkaufen, um die steigenden Kosten auch nur annähernd zu decken.“

In den letzten Jahren habe sie immer einen Großteil des Umsatzes mit verschiedenen Deko-Artikeln gemacht. „Ich kann aber leider mit den Preisen der Discounter nicht mehr mithalten“, sagt Jessica Kamp. „Die Kunden kommen zu mir, holen sich Inspirationen und kaufen die Sachen online oder eben in den Discountern. Und ich kann es ihnen nicht einmal übel nehmen.“

Rabatttafeln stehen vor dem Laden an der Mündelheimer Straße.
Rabatttafeln stehen vor dem Laden an der Mündelheimer Straße. © FUNKE Foto Services | Christoph Wojtyczka

Besonders einschneidend seien die Einbußen in der Vorweihnachtszeit gewesen. „Meine Tochter macht alles selbst, verarbeitet keine vorgefertigte Ware“, sagt Elke Steinnökel. „Das kostet halt. Früher gab es einen Adventskranz für 40 Euro, heute müssen die Kunden schon 60 Euro zahlen. Sie gestaltet sogar die günstig eingekaufte und mitgebrachte Ware für die Kunden. Sie macht das einfach so toll“, schwärmt Elke Steinnökel, die einzig noch verbliebene Angestellte im Laden ihrer Tochter. „Meine Mama ist fast noch emotionaler als ich“, sagt Jessica Kamp und drückt ihre Mutter an sich.

Von der Selbstständigkeit wieder in die Anstellung

Ähnlich sehe es bei den Schnittblumen aus. „Ich verkaufe die Blumen eigentlich schon zu günstig“, sagt Jessica Kamp. „Trotzdem hat ein Strauß für rund 20 Euro längst nicht mehr die gleiche Größe wie noch vor ein paar Jahren.“ Das würde ihr vor allem für die ganz junge Kundschaft leid tun. „Wenn hier ein junger Kerl reinkommt, der für seine Freundin Blumen für zehn Euro kaufen möchte, dann drücke ich bei der Abrechnung schonmal ein Auge zu, damit es auch schön aussieht.“ Wirtschaftlich sei das dann aber nicht.

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Der Blumenladen „La Fleur“ ist von Beginn an ein Familienprojekt. „Mein Papa hat bis vor kurzem noch viele Fahrten übernommen, meine Mama hilft noch täglich im Laden mit, schneidet morgens die Blumen an.“ Die Hoffnung, ausgebildete Floristen für ihren Laden oder sogar einen Nachfolger zu finden, habe sie schon länger aufgegeben. „Es will einfach kaum noch jemand den Beruf machen“, hat Jessica Kamp die Erfahrung gemacht. „Und den Schritt in die Selbstständigkeit will auch keiner mehr wagen.“

Ein eingespieltes Team: Jessica Kamp mit ihrer Mutter Elke Steinnökel.
Ein eingespieltes Team: Jessica Kamp mit ihrer Mutter Elke Steinnökel. © Katja Burgsmüller

Kein Wunder, bei den Arbeitszeiten. Jeden Morgen steht Jessica Kamp um 4.30 Uhr auf, spätestens eine Stunde später ist sie im Großhandel in Düsseldorf und ab 7 Uhr steht sie bis 18 Uhr im Laden. „Ich liebe meinen Beruf, ich liebe Blumen und Deko, aber es muss sich auch rentieren. Und zum Glück haben es auch meine Kunden verstanden. Sie sind traurig, dass ich schließe, aber übel nehmen sie mir meinen Entschluss nicht.“

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Im Oktober 2024 hat Jessica Kamp den Mietvertrag für das Ladenlokal gekündigt, im März gibt sie die Schlüssel ab. Einen Nachmieter für das Ladenlokal gibt es bisher nicht. „Ich war dann fast 20 Jahre hier, meine Vorgängerin bestimmt auch schon. Es ist sehr schade, aber dann geht es für mich eben anders als geplant weiter“, sagt die Floristin. „Ich habe eine Anstellung in einem Dekoladen im Großmarkt in Düsseldorf gefunden.“ Also endlich morgens etwas länger schlafen? „Nein“, lacht Jessica Kamp. „Da fange ich schon um 5 Uhr an.“

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