Duisburg. Er kuschelt, lässt sich gerne streicheln und spendet Trost: Auf der Palliativstation in einer Duisburger Klinik sorgt Pudel Hannesfür berührende Momente.

Hannes macht glücklich. Darüber sind sich im Helios St. Anna Klinikum alle einig: Seit wenigen Wochen ist der hellgraue Mittelpudel einmal wöchentlich zu Besuch auf der Palliativstation im St. Anna Krankenhaus. „Wir sind noch in der Kennenlernphase, aber wenn uns Hannes besucht, freuen sich alle“, sagt Oberärztin und Stationsleiterin Barbara Kahl.

Hannes trägt ein grünes Helios-Halstuch und kleine Stoppersocken, wenn er mittwochs auf die Palliativstation kommt. Und immer mit dabei: Frauchen Isabel Meßthaler. Sie hält Hannes an seiner roten Leine und passt genau auf, wie der ausgebildete Besuchshund auf die Menschen reagiert. „Hannes hat ein unglaubliches Gespür für die jeweilige Situation“, sagt die 74-Jährige. „Er kann ganz genau unterscheiden, ob sein Gegenüber schwer krank ist oder eben nicht.“

Die Reaktionen auf Hannes unterscheiden sich dabei nicht. Wenn sich der hellgraue Vierbeiner seine Streicheleinheiten abholt, sich liebevoll an einen kuschelt, sein Pfötchen gibt oder mit seiner Nase kleine Stupser verteilt, dann strahlen alle. Egal ob schwerkrank oder kerngesund.

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Dennoch ist sein Frauchen immer wieder erstaunt darüber, wie gut sich Hannes auf die jeweiligen Situationen einstellt. „Mal setzt er sich nur neben das Bett des Patienten, mal springt er direkt drauf und legt seinen Kopf auf den Bauch des schwer kranken Menschen ab“, sagt Isabel Meßthaler. Das habe er auch – natürlich mit der Erlaubnis der Angehörigen – bei einem gerade sterbenden Patienten gemacht. Eine berührende Situation für alle Beteiligten.

Duisburger Klinik: Hannes und sein Frauchen sind ein eingespieltes Team

Dass sich Hannes aber auch so einiges von seinem Frauchen abschauen kann, wird klar, wenn man das eingespielte Duo bei der Arbeit beobachtet. Auch die 74-Jährige hat keine Scheu, mit den todkranken Menschen in Kontakt zu treten. Schnell verwickelt sie die Patienten in ein Gespräch, stellt Fragen oder erzählt von Hannes. Dabei geht sie sehr einfühlsam vor. Genau wie Hannes. „Ich bin zwar keine Therapeutin, aber man merkt schnell, ob ein Besuch eine oder vielleicht fünf Minuten dauern sollte“, sagt Isabel Meßthaler.

Hannes und sein Frauchen Isabel Meßthaler sind ein eingespieltes Team.
Hannes und sein Frauchen Isabel Meßthaler sind ein eingespieltes Team. © FUNKE Foto Services | Daniel Attia

In den wenigen Minuten, die der fast vierjährige Pudel bei den Palliativpatienten verbringt, schenkt er ihnen Trost und Geborgenheit und entlockt ihnen ein Lächeln. Seine Anwesenheit ist beruhigend und spendet Kraft – und das nicht nur den Sterbenden. Auch für die Angehörigen und die Mitarbeiter der Palliativstation ist Hannes, der jeden mit seinen braunen Knopfaugen neugierig anschaut, eine willkommene Abwechslung. „Wenn Hannes kommt, nimmt sich jeder ein paar Minuten Auszeit, um ihn zu streicheln und kurz mit ihm zu spielen“, sagt Stationsleiterin Bianca Bleuel.

Innere Gelassenheit und tierisches Feingefühl

Dass Hannes über die speziellen Voraussetzungen wie innere Gelassenheit, Neugier auf Menschen und vor allem tierisches Feingefühl verfügt, um Besuchshund zu werden, das hat sein Frauchen schnell erkannt. „Ich habe seit meiner Kindheit Hunde“, erzählt sie, nur einen Pudel gab es bisher nicht in der Familie. „Meine Kinder waren sogar dagegen“, sagt sie und streichelt Hannes. „Alle haben immer gesagt: wenn du einen Pudel hast, gehen wir nicht mehr mit dir spazieren. Naja, daran kann sich jetzt keiner mehr erinnern. Alle lieben Hannes“.

Die Schwestern Stephanie, Stationsleiterin Bianca Bleuel und Laura Sophie genießen die Momente mit Hannes. Immer mit dabei: Frauchen Isabel Meßthaler.
Die Schwestern Stephanie, Stationsleiterin Bianca Bleuel und Laura Sophie genießen die Momente mit Hannes. Immer mit dabei: Frauchen Isabel Meßthaler. © FUNKE Foto Services | Daniel Attia

Die Voraussetzungen, um Besuchshund zu werden, brachte Hannes schon von Beginn an mit, verstärkt und ergänzt wurden sie dann in speziellen Lehrgängen, die er und sein Frauchen erfolgreich absolvierten. Vor jedem Besuch in der Klinik geht Isabel Meßthaler mit Hannes ausgiebig spazieren. „Dann kann er sich austoben und ist umso gelassener, wenn wir unsere Besuche machen.“

Schon vor seinem Einsatz in der Huckinger Klinik war Hannes mit Isabel Meßthaler regelmäßig zu Gast in einem Seniorenheim. „Eine Bewohnerin hat sogar ein Foto von Hannes auf ihrem Nachttisch“, erzählt Isabel Meßthaler. Anfragen für weitere Besuche, wie zum Beispiel in der Kinderklinik im Helios St. Johannes Krankenhaus in Hamborn, hat Hannes auch schon. Kein Wunder, den Hannes, den lieben halt alle.