Duisburg. Die Krohne GmbH expandiert in Duisburg: Das weltweit tätige Unternehmen wird Millionen in den Ausbau investieren und neue Arbeitsplätze schaffen.
Ein Neubau und zusätzliche Arbeitsplätze für Duisburg: Die Krohne GmbH & Co. KG wird in Duissern auf dem Areal des benachbarten ehemaligen Straßenverkehrsamtes wachsen (wir berichteten). Jetzt hat die Führung des weltweit tätigen Unternehmens für Messtechnik erste Details dazu bei einem Besuch von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil und Bundestagspräsidentin Bärbel Bas an der Ludwig-Krohne-Straße verraten.
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Bekanntlich hatte Krohne ein 9700 Quadratmeter großes Teilstück des Geländes gegenüber des Firmensitzes erworben. Mit der Stadt hatte man sich schon seit langem verständigt, mit dem TÜV Nord, dem zweiten Partner der Eigentümergemeinschaften, gab es einen langen Poker um den Kaufpreis, ehe der Vertrag Mitte des vergangenen Jahres schließlich unterzeichnet wurde.
Krohne: Duisburger Traditionsunternehmen konnte am Stammsitz nicht weiter wachsen
Die Fläche bietet die einzige Möglichkeit für Krohne, am Stammsitz weiter zu wachsen. Die Hallen und der vor acht Jahren errichtete sechsstöckige Glasbau für die Verwaltung sind eingeklemmt zwischen Meidericher Straße, Ludwig-Krohne-Straße und A40. Das brachte den Verkäufer in eine vorteilhafte Position.
„Der Abriss des Altbaus des Straßenverkehrsamtes soll Mitte 2025 beginnen“, kündigt Krohne-Geschäftsführer Ingo Wald jetzt an. Damit entsteht Platz für ein neues Produktionsgebäude. In den dreistöckigen Bau mit rund 8000 Quadratmetern Geschossfläche investiert das 1921 gegründete Traditionsunternehmen nach eigenen Angaben rund 30 Millionen Euro.
Weil die Expansion am Standort nicht möglich war, habe Krohne bereits vor einiger Zeit 2500 Quadratmeter Hallenflächen in Moers angemietet, berichtet Wald: „In Duisburg haben wir leider nichts gefunden.“ Das Wachstum soll sich in diesem Jahr fortsetzen mit 70 neuen Beschäftigen. In Duisburg zählt Krohne aktuell 833 Mitarbeitende, davon allein 380 im Bereich Forschung und Entwicklung, die ausschließlich am Stammsitz betrieben wird.
Im Jahr 2024 mit 4200 Mitarbeitenden weltweit 761 Millionen Euro Umsatz
Weltweit beschäftigt das Unternehmen rund 4200 Menschen, insgesamt 140 sollen in diesem Jahr hinzukommen. Die Messgeräte werden produziert an 17 Standorten in elf Ländern, davon fünf in Europa. Zwei Fertigungen gibt es in China, weitere in Indien und Brasilien. Elektronische Bauteile werden ausschließlich in Duisburg produziert.
Das Geschäft brummt: Um neun Prozent wuchs im vergangenen Jahr der Umsatz auf 761 Millionen Euro, der Gewinn wuchs von 59 (2023) auf 66 Millionen Euro. Wichtigster Markt für Krohne bleibt mit 415 Millionen Euro Europa. „Der Auftragsbestand wächst“, berichtet CEO Attila Bilgic. „Dass wir bei einigen Produkten bis zu fünf Monate Lieferzeit haben, wird fast schon zu einem Problem.“
Die Krohne-Geräte messen Durchfluss-Mengen, Füllstände und Drücke, auch PH-Werte sowie Leitfähigkeit und werden in der Prozessanalytik benötigt. „Bis in die 1980er Jahre war die Öl- und Gasindustrie größter Kunde, ihr Anteil hat sich auf 18 Prozent reduziert“, berichtet Bilgic. Die Branchen Chemie und Energie zählen nun ebenso zu den Abnehmern wie Schifffahrt und Lebensmittel-Industrie.
Größter Auftrag der Firmengeschichte für neues BASF-Werk in China
Zur erfreulichen Bilanz trugen zwei internationale Aufträge bei: Messtechnik für das neue BASF-Werk im chinesischen Zhanjiang bescherten Krohne den größten Auftrag der Firmengeschichte. Aus Indien kommt der historisch größte Einzelauftrag: In riesigen Rohren für ein neues Trinkwasser-Netz stecken 50 in Duisburg entwickelte Durchfluss-Messer.
In diesem Jahr will Krohne erstmals die Umsatzmarke von 800 Millionen Euro knacken. „Unser Ziel ist, in Umsatz und Ergebnis um zehn Prozent zu wachsen“, sagt Michael Rademacher-Dubbick. Der langjährige geschäftsführende Gesellschafter wechselte vor fünf Jahren in den Vorsitz des Beirats.
Akademiker-Anteil in der Krohne-Belegschaft liegt bei etwa 40 Prozent
Künstliche Intelligenz (KI) – das Thema beschäftigt Minister Heil und auch Krohne, beginnend bei der Produktion der Geräte. „Sie sammeln große Mengen an Daten und uns beschäftigt die Frage, wie wir die nutzen können“, sagt Ingo Wald. Auf der Suche nach Antworten helfen nicht zuletzt viele Kooperationen, die das Unternehmen mit den Universitäten der Region verbindet. Der Akademiker-Anteil unter den Beschäftigten liegt bei etwa 40 Prozent. Weitere 50 Prozent sind Facharbeiter, die meisten werden im Unternehmen ausgebildet.
Vielfach angewendet wird KI für die rechtzeitige Erkennung und Meldung von Wartungs- und Reparaturbedarf. „Das hat für uns keine Relevanz“, sagt CEO Attila Bilgic, „unsere Geräte funktionieren mehrere Jahrzehnte lang fehler- und wartungsfrei.“
>> KROHNE ZEIGT FLAGGE GEGEN ANTISEMITISMUS UND EXTREMISMUS
- Mit einer klaren öffentlichen Positionierung gegen Extremismus und Antisemitismus hat Krohne vor der Europawahl im Juni 2024 auf sich aufmerksam gemacht. „Geben Sie demokratischen Parteien Ihre Stimme“, stand auf Plakaten vor dem Stammsitz in Duissern.
- Es habe Beschimpfungen und Verunglimpfungen gegeben, die ersten Banner seien gestohlen worden, berichten die Geschäftsführer: „Danach haben wir sie nachts eingeholt.“
- „Ich habe eine Aversion gegen Extremisten und Neonazis“, sagt Gesellschafter Michael Rademacher-Dubbick. Als Sohn einer französischen Mutter sei er „gebürtiger Europäer“. Künstler-Freunde seines Vaters, Jahrgang 1921, seien von den Nationalsozialisten eingekerkert worden.
- Mitglieder seiner Familie stammten aus Japan, Belgien und Frankreich, berichtet Michael Rademacher-Dubbick, Mäzen der Duisburger Philharmoniker. „Wir müssen auch als Familie Flagge zeigen.“
- Diesem Engagement gelte ihr „großer Respekt“, sagt Bärbel Bas. „Viele Firmen waren lange zu leise“, sagte die Bundestagspräsidentin beim Besuch des Unternehmens.