Duisburg. KG Südstern Serm steckt hinter dem größten Geheimnis in Duisburgs Karneval. 2025 gibt es sie seit 77 Jahren. Die Konkurrenz hat sie längst ausgestochen.
In diesem Jahr feiert die Sermer Karnevalsgesellschaft (KG) Südstern ein närrisches Jubiläum. 77 Jahre gibt es die Südsterne aus dem äußersten südlichen Zipfel der Stadt mittlerweile. Davon geht man bei den Sermern jedenfalls aus. Obwohl im Programm von der allerersten Prunksitzung im Jahr 1948 das Gründungsjahr mit 1947 angegeben ist.
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Dazu der neue Südstern-Sprecher Heinrich Weitz: „Das verwirrt mich jetzt auch, aber wir gehen nach wie vor vom Gründungsjahr 1948 aus.“ Anders wäre auch schlecht, denn sonst hätte man ja das 77. um ein Jahr verpasst.
Auch wenn es keine historischen Aufzeichnungen rund um das Karnevalsgeschehen der Südsterne gibt, zahlreiche Fotos aus alter Zeit belegen die Aktivitäten der Sermer Jecken in den ersten Nachkriegsjahren. Und die Geschichten dazu sind auch nicht in Vergessenheit geraten.
KG Südstern Serm: geboren aus der Rivalität mit Mündelheim
Dabei wird schnell deutlich, dass Peter Dornscheidt die Entwicklung des Sermer Karnevals maßgeblich mitgeprägt hat. 1947 saß das spätere Karnevalsurgestein mit einigen jungen Männern aus dem Dorf beim Bier zusammen und überlegte, wie man auf die Gründung des Karnevalsvereins „Südpol“ aus dem „verfeindeten“ Nachbardorf Mündelheim reagieren kann. Zu fortgeschrittener Stunde blies man zum Angriff und nahm den „Südpol“ ernsthaft ins Visier. Die jungen Sermer beschlossen, eine eigene Karnevalsgesellschaft zu gründen. Der Name Südstern wurde bewusst gewählt. Man schwor sich: „Der Südstern muss so lange auf den Südpol scheinen, bis dieser geschmolzen ist.“
Dornscheidt, der sich als Kind laut Weitz gerne und intensiv mit einem Spielzeugkarussell die Zeit vertrieb und aus diesem Grund von allen nur Kasselle Pitter genannt wurde, bestimmte als Vorstandsmitglied der ersten Stunde viele Jahre die Geschicke der Sermer Narren.
Das größte Geheimnis im Duisburger Karneval: Wer wird Sermer Prinz?
Er suchte auch von Anfang an den Sermer Prinzen aus. Heinrich Weitz: „Er hatte da immer schon jemand im Auge, wusste ziemlich genau, wer dafür geeignet war.“ Der Auserwählte erfuhr davon immer am zweiten Weihnachtstag. Dornscheidt schnappte sich das Holzkamel aus der heimischen Krippe, ging damit nach Einbruch der Dunkelheit zum bis dahin noch ahnungslosen Prinzen in spe und stellte ihm die Krippenfigur auf den Küchentisch. Damit war der Prinz gefunden, Widerspruch gab es nicht.
Gleichzeitig wurde der künftige Prinz und sein engeres Umfeld zur Verschwiegenheit verpflichtet. Gelüftet wurde das Top-Geheimnis um den neuen Prinzen unter großem Jubel erst am Tag der offiziellen Prinzenkürung. So ist es auch heute noch.
Heute läuft das Verfahren allerdings in modifizierter Form ab. Präsident Baumann überfällt den nächsten Prinzen nicht wie Kasselle Pitter am zweiten Weihnachtstag. Mit dem jeweiligen Prinzenkandidaten wird bereits zuvor abgeklärt, ob er das Amt des Sessionsprinzen übernimmt.
Aber es gilt immer noch, dass der neue Prinz bis zur Kürung geheim bleibt. Diese Tradition ist erhalten geblieben und sorgt im Dorf bis zur endgültigen Auflösung für so manches Gerücht.
Immer nur ein Prinz: 1951 gab es zum letzten Mal eine Prinzessin in Serm
Aber warum dem Prinzen wie in den ersten Jahren üblich keine Prinzessin mehr zur Seite steht, kann auch Weitz nicht erklären. Der erste Prinz Wilhelm Issel hatte mit Fräulein Wiesebrock jedenfalls 1948 noch eine Prinzessin an seiner Seite. Prinz Hans Benger (Hans I.) hatte mit Fräulein Ilse Schmidt 1951 zum letzten Mal eine weibliche Begleiterin, danach wurden die Prinzen jeweils von einem Hofmarschall begleitet. In den ersten Jahren nach der Gründung feierte man noch in der Gaststätte Radmacher auf der Dorfstraße. Heute platzt das große Zelt auf dem Kasselle-Pitter-Platz am Breitenkamp bei den Karnevalsveranstaltungen aus allen Nähten.
Eine lange Tradition haben auch die Wurstsammler. Diese spezielle, in Frack und Zylinder gekleidete Formation, sammelt jeweils am Karnevalssamstag im Dorf Wurst, Käse, Eier und andere Lebensmittel ein, um damit die angereisten Teilnehmer des großen Karnevalsumzuges und die Zuschauer am Wegesrand zu beköstigen. Die Idee stammt aus den Nachkriegsjahren, als es noch rund 25 Bauernhöfe in Serm gab, allesamt gute Adressen für die Wurst-Schnorrer.
Heute leuchtet der Südstern heller denn je. Der Sermer Karnevalszug ist bei den Jecken aus dem Duisburger Süden und dem Düsseldorfer Norden äußerst beliebt und zieht jedes Jahr tausende Besucher an. Und der Mündelheimer Südpol? Den gibt es schon lange nicht mehr, der ist tatsächlich unter dem strahlenden Südstern geschmolzen.
KG Südstern: Die Termine der Session
Fünf Termine stehen bei der KG Südstern im Laufe der Session auf dem Kalender. Für alle Veranstaltungen gibt es noch Karten.
Die Termine: 1. Februar, 19 Uhr Prinzenkürung; 8. Februar, 19.11 Uhr Große Jubiläumskostümparty; 27. Februar, 19.11 Uhr Altweiber-Tanzparty; 1. März, 19 Uhr Buntes Narrenkarussell; 2.März, 14.11 Uhr Großer Karnevalsumzug.
Die Zeltveranstaltungen finden auf dem Festplatz am Breitenkamp statt.