Duisburg. Ein Dokumentarfilm versetzt Zuschauer zurück in das Duisburg vor 100 Jahren. Besondere Siedlungen, markante Orte: Was von der Stadt zu sehen ist.

Eine Reise in die Vergangenheit zu unternehmen, das gibt es nur in der Science-Fiction. Zumindest die Illusion einer solchen Zeitreise verschafft jetzt aber der Dokumentarfilm „Das alte Rheinland in Farbe“ des Kölner Filmemachers Hermann Rheindorf. Gleichzeitig bietet er einzigartige Einblicke in besondere Siedlungen und Orte in Duisburg.

Der Film ist kurz vor Weihnachten erschienen und war Ende Dezember sogar auf Platz eins der am häufigsten verkauften Dokus bei „Amazon“. Aktuell liegt er in der Bestsellerliste auf Platz 14 in der Kategorie Dokumentation. Dass er beim Zuschauenden die Wirkung erzielt, selbst in die Zeit vor 100 Jahren zurückzukehren, liegt an zwei Effekten: Es ist ein Farbfilm und er ist mit täuschend echtem Ton unterlegt.

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Dokumentation zeigt das Rheinland vor 100 Jahren – auch Duisburg

Aufnahmen aus der Zeit zwischen 1890 und 1930 sind alle in schwarz-weiß. Damit schaffen sie eine gewisse Distanz: die Abgeschlossenheit der Vergangenheit. Nicht so Rheindorfs Dokumentation, denn die rund 1000 Sequenzen entlang einer Schiffsfahrt vom Siebengebirge bis zur Mündung des Rheins in die Nordsee sind nachträglich koloriert worden. Künstliche Intelligenz macht es möglich.

Noch 1925 herrschte in der Einkaufsstraße mit den vielen jüdischen Geschäften, der Beekstraße, viel Andrang.
Noch 1925 herrschte in der Einkaufsstraße mit den vielen jüdischen Geschäften, der Beekstraße, viel Andrang. © kölnprogramm GmbH & Co. KG

Die ruckartigen oder zu schnellen Bewegungen alter Filmaufnahmen sind dabei der Gleichmäßigkeit wie bei modernen Aufnahmen gewichen. Man hört das Wasser des Rheins gegen den Schiffsbug plätschern ebenso wie das Traben der Pferde am Ufer. Ja sogar die Sprache der Menschen versteht man, ganz so, als würde man als Betrachter für 100 Minuten selbst in das Rheinland der Zeit vor und nach dem Ersten Weltkrieg (1914 bis 1918) versetzt.

Ein Erzähler gibt wichtige Informationen zu den Filmszenen, vermittelt Hintersinniges zur Geschichte des Rheinlandes, seine frühere Zugehörigkeit zu unterschiedlichen Staaten etwa, oder zum Wechsel der Landschaften oder den örtlichen Bräuchen.

„Das alte Rheinland in Farbe“: Ab Filmminute 66 kommt Duisburg ins Bild

Ab der 66. Filmminute kommt das heutige Duisburger Stadtgebiet ins Bild, mit der katholischen Kirche St. Matthias in Hohenbudberg. Vor der evangelischen Christuskirche in Hochemmerich führt ein Bauer seinen Pferdewagen über die Asterlager Straße. Dann biegt eine Fahrradfahrerin, deren Reifen auf dem steinigen Belag knirschen, von der Schulstraße in die dortige Otto-Lenz-Straße, vorbei an spielenden Kindern.

So ging es wohl an jedem Werktag vor der Schifferbörse in Ruhrort zu. Nachdem die Reeder oder ihre Mitarbeiter drinnen um die zu vergebenden Transportaufträge gefeilscht hatten, wurde draußen noch ein Plausch gehalten.
So ging es wohl an jedem Werktag vor der Schifferbörse in Ruhrort zu. Nachdem die Reeder oder ihre Mitarbeiter drinnen um die zu vergebenden Transportaufträge gefeilscht hatten, wurde draußen noch ein Plausch gehalten. © kölnprogramm GmbH & Co. KG

Nach Aufnahmen vom Krupp-Werk in Rheinhausen geht es hinüber auf die andere Rheinseite, in den Außenkanal und zum Innenhafen von Duisburg. Dort wimmelt es nur so von Schiffen. Im Hintergrund rumpelt eine Straßenbahn über die Schwanentorbrücke.

Auf dem Burgplatz vor dem Rathaus wird nicht geparkt, sondern Markt gehalten. Vor dem Stadttheater, 1912 eröffnet, kreuzt noch keine Landfermannstraße. Vielmehr herrscht großzügige Weite vor. Auf der „Kö“ ist ein Auto 1925 noch eine Rarität.

Hier fällt der Blick vor rund 100 Jahren aus dem Rathaus auf den Burgplatz mit seinen Marktständen. Die Sicht ist noch nicht wie heute nach Osten, zur Poststraße, frei.
Hier fällt der Blick vor rund 100 Jahren aus dem Rathaus auf den Burgplatz mit seinen Marktständen. Die Sicht ist noch nicht wie heute nach Osten, zur Poststraße, frei. © kölnprogramm GmbH & Co. KG

Film zeigt markante Duisburger Stahlwerke

Es folgen Bilder von den Stahlwerken, die Duisburg schon damals prägen. Erzählt wird auch die Geschichte des Ruhrorter Hafens, der Reeder und Werften. Nach einem Blick auf das Homberger Rheinufer geht es unter der Admiral-Scheer-Brücke von 1907, der ersten Homberger Rheinbrücke, hindurch. Dann kommt das Thyssen-Imperium von Bruckhausen ins Bild.

Man erfährt, was es mit dem Matena-Tunnel auf sich hat und dass Hamborn immer schon eine Hochburg der Zugewanderten ist. Mit Bildern vom Rheinhafen in Alsum und von dortigen Rheinfischern verlässt der Film das Duisburger Stadtgebiet.

Von Umweltbewusstein war noch keine Spur, als diese Schiffe in den 1920er Jahren über den Rhein dampften. Im Hintergrund die mächtige August-Thyssen-Hütte in Bruckhausen.
Von Umweltbewusstein war noch keine Spur, als diese Schiffe in den 1920er Jahren über den Rhein dampften. Im Hintergrund die mächtige August-Thyssen-Hütte in Bruckhausen. © kölnprogramm GmbH & Co. KG

Der Film ist der zweite Teil der historischen Reise am Rhein. Der erste Teil behandelt das Mittelrheintal. Der zweite Teil kann bei „Amazon“ (5,99 Euro) gegen Bezahlung heruntergeladen werden. Es gibt ihn aber auch im Handel oder im Internet (www.rheindvd.de) als DVD für 17,80 Euro.

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