Duisburg. Elterntaxis sorgen vor Duisburger Grundschulen für Verkehrschaos. Wie lässt sich das Problem lösen? Die Stadt prüft die Einrichtung von Schulstraßen.
Wer morgens vor Schulen unterwegs ist oder selbst Kinder hat, kennt die teils chaotischen Situationen: Kinder rennen über die Straße, Autos halten direkt vor Schuleingängen und blockieren die Straße. Es wird gehupt, vor- und wieder zurückgesetzt. Bekannt wurden zum Beispiel die Fotos vom Verkehrschaos vor der Albert-Schweitzer-Grundschule in Huckingen.
Dass dies oft zu Problemen führt, erkennt auch Daniel Horn. Er arbeitet bei der Stadt Duisburg im Dezernat für Mobilität und Stadtentwicklung und ist dort für Schulwege zuständig. Ihm machen besonders die vielen Elterntaxis Sorgen. Denn durch das kurze Zeitfenster vor Schulbeginn ist vor den Schuleingängen oft nicht genug Platz für die vielen Autos, was zu Konflikten führt und für Kinder, die zu Fuß zur Schule kommen, gefährlich werden kann.
Außerdem gibt es noch zwei weitere Probleme bei Elterntaxis, wie Verkehrsforscher Prof. Dr. Jürgen Gerlach von der Bergischen Universität Wuppertal erklärt: „Das ist ganz global betrachtet der Klimaschutz und es gibt das Problem, dass Kinder sich mental und motorisch nicht entwickeln, wenn sie ihr Umfeld nicht auch zu Fuß wahrnehmen“. Dann fehle „ein Schritt zum Erwachsenwerden“.
Stadt Duisburg prüft die Einführung von Schulstraßen
Um dem entgegenzuwirken, beschäftigt sich die Stadt Duisburg seit einigen Monaten stärker mit dem Thema Schulwege. So sollen mehr Kinder dazu gebracht werden, zu Fuß oder mit dem Rad zur Schule zu kommen. Doch aktuell befindet sich die Stadt dabei noch am Anfang. Das Amt für Schulwegsicherung schreibt auf Anfrage, es könne zum Zustand der Schulwege keine Fragen beantworten. „Andere Städte sind da weiter“, gibt auch Horn zu.
Zunächst müsse es darum gehen, einen Überblick zu erhalten. Bisher werden Beschwerden von Schulen oder Anwohnern nur auf Bezirksebene als Einzelfälle bearbeitet. Dadurch fehlt ein systematischer Ansatz und schulübergreifende Probleme werden nicht erkannt. „In Zukunft sollte man das Thema umfassender angehen“, sagt Horn. Wie konkret das passieren soll, werde zurzeit erst noch erarbeitet. Wichtig sei, nicht nur einzelne Beschwerden abzuarbeiten, sondern darüber hinaus allgemeine Erkenntnisse zu sammeln, die sich auf mehrere Schulen anwenden ließen. Das ist besonders bei verkehrsrechtlichen Maßnahmen sinnvoll. Dazu gehören etwa Halteverbote, Zebrastreifen oder Ampeln, die entweder vor der Schule den Verkehr reduzieren oder Schulkindern den Weg dorthin erleichtern.
Seit Anfang 2024 gibt es in Nordrhein-Westfalen auch die Möglichkeit, Schulstraßen einzuführen. Dabei wird die Straße vor der Schule zu den Stoßzeiten vorübergehend für Autos gesperrt, sodass Kinder dort ungestört laufen können. Hier prüft die Stadt zurzeit, an welchen Grundschulen das sinnvoll sein könnte. Doch diese Maßnahmen allein reichen nicht, erklärt Daniel Horn. Besser wäre es, vorher schon auf Verhaltensänderungen zu setzen, um die Zahl der Autos insgesamt zu reduzieren.
Bereits jetzt zufrieden mit der Situation vor seiner Schule ist der Schulleiter der Albert-Schweitzer-Grundschule, Andreas Geselbracht. Dort wurde im vergangenen Jahr im Rahmen eines Pilotprojekts die Straße vor der Schule zur Einbahnstraße erklärt. Dieses habe sich bewährt und mittlerweile verlaufe der Verkehr dort geordneter und die Lage sei entspannter, erklärt Geselbracht. Aber er stellt auch fest, dass die Zahl der Autos sich seitdem insgesamt nicht verringert hat.
Das sei ein Problem, sagt Daniel Horn, denn oft reichten solche Maßnahmen allein nicht. Zum einen bedeuteten neue Regeln nicht, dass Eltern sich auch daran hielten und zum anderen könnten dadurch an anderen Stellen neue Probleme entstehen.
Verkehrsforscher empfiehlt den „Walking-Bus
Besser wäre es daher, vorher schon auf Verhaltensänderungen zu setzen, um die Zahl der Autos insgesamt zu reduzieren. Die Impulse dafür müssten von außen kommen: „Alleine kommen Kinder und Eltern aus ihren Verhaltensweisen nicht raus“, erklärt Prof. Dr. Gerlach. Ein Beispiel dafür sei das „Verkehrszähmer“-Projekt an Grundschulen. Dort werden Klassen dafür belohnt, wenn viele Kinder zu Fuß zur Schule kommen. Das habe einen doppelt positiven Effekt, denn so würden Kinder auch ihre Eltern erziehen und von sich aus lieber zu Fuß gehen, als gefahren zu werden. Auch das „Walking-Bus“-Projekt zeige Wirkung. Dabei treffen sich mehrere Kinder, um gemeinsam mit einem Elternteil zur Schule zu laufen. Das gebe Kindern Sicherheit für den Straßenverkehr und könne Eltern überzeugen, die Angst hätten, ihrem Kind könnte etwas zustoßen.
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In Duisburg seien solche Projekte noch nicht flächendeckend verbreitet, sagt Horn. Das sei erstrebenswert, aber wann genau das passiere, wisse er noch nicht. Doch Prof. Dr. Gerlach betont: Die Initiative etwas an Schulwegen zu verbessern, könne von allen ausgehen: „Das können auch Ehrenamtliche, Lehrer oder Eltern sein“.