Duisburg. Hans Weingran war Ehrenamtler aus Leidenschaft. Jetzt ist er mit 81 Jahren gestorben. Weggefährten erinnern sich liebevoll an den Ur-Bissingheimer.

„Jeder Bissingheimer sollte mindestens in drei Vereinen sein“. Mit diesem Satz zitiert Helmut Ternes, der Vorsitzende der Siedlergemeinschaft Bissingheim, den am 6. November im Alter von 81 Jahren verstorbenen Ur-Bissingheimer Hans Weingran. Der so Zitierte war dafür selbst das beste Beispiel: Er war aktives Mitglied der Siedlergemeinschaft, leitete den Awo-Ortsverein Wedau-Bissingheim, war im Ortsverein der SPD, engagierte sich mit großem Einsatz für die Arbeitsgemeinschaft Bissingheimer Vereine, gehörte dem Bürgerverein Wedau-Bissingheim an und unterstützte auch den heimatlichen Sportverein. Damit nicht genug.

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Weingran, der von Kindheit an bis zuletzt in seinem Elternhaus an der idyllischen Berglehne lebte, war im Rahmen der Bissingheimer 75-Jahr-Feier maßgeblich an der zu diesem Anlass erstellten Dorf-Chronik beteiligt und wirkte auch 25 Jahre später zum 100-jährigen Jubiläum engagiert im Festausschuss mit.

Seit 2003 organisierte Hans Weingran den Bissingheimer Weihnachtsmarkt

Seit 2003 organisierte er den in jedem Jahr am ersten Adventswochenende stattfindenden Bissingheimer Weihnachtsmarkt. „Hans hat auch schon vorher immer tatkräftig mitgeholfen, aber mit der Übernahme des eigentlich inoffiziellen Amtes des Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft Bissingheimer Vereine hatte er dann die Fäden in der Hand“, erläutert Helmut Ternes. Dazu Dieter Belscheidt (82), der gemeinsam mit Hans Weingran lange Jahre im Vorstand der Siedlergemeinschaft tätig war: „Hans hatte immer für alle Belange der Bissingheimer ein offenes Ohr, das mit dem Weihnachtsmarkt hat sich dann einfach so ergeben.“

Bissingheim: ein Dorf mit Charakter

Birgit Göbbels (71) leitet den Treffpunkt der Bissingheimer Arbeiterwohlfahrt (Awo). Sie lässt nicht unerwähnt, dass Weingran tatkräftig bei der Gestaltung der neuen Räumlichkeiten am Dorfplatz mitgewirkt hat. Zum Awo-Ortsverein hatte er eine ganz besondere Beziehung: Bis ins Jahr 2010 leitete Weingrans Ehefrau Lydia den Ortsverein. Nach ihrem Tod übernahm ihr Ehemann Hans die Funktion des 1. Vorsitzenden.

Der vielfach engagierte Ehrenamtler war aber auch außerhalb seiner offiziellen Ämter aktiv. Eine große Freude für die Anwohner der Berglehne waren immer die von ihm organisierten Straßenfeste im Sommer. Dazu Dieter Belscheidt: „Das brachte uns Nachbarn zusammen und sorgte für einen großen Zusammenhalt unter den Anwohnern.“

Hans Weingrans großes Hobby: die Modelleisenbahn

Der Ehrenamtler hatte aber auch noch Zeit für sein anspruchsvolles Hobby. Klaus Mühlenkamp schwärmt von der tollen Eisenbahnlandschaft, die sein Nachbar auf dem Speicher seines Hauses schuf: „Das war schon toll, die komplette Anlage lief über zwei Ebenen. Das erinnerte irgendwie an gute alte Bahn-Zeiten, die Züge wurden von Dampf- und E-Loks gezogen. So wie es früher halt auf dem benachbarten Bahngelände jahrzehntelang zuging.“

Weingran kam bei der Konstruktion seiner Eisenbahnanlage offensichtlich auch sein Talent zugute, das er auch beruflich nutzte. Als Konstrukteur bei Mannesmann-Demag war er weltweit für das Duisburger Unternehmen tätig, seine Reisen führten ihn dabei bis nach China.

„Hans kam immer wieder gern in sein Dorf zurück.“

Helmut Ternes
Vorsitzender Siedlergemeinschaft Bissingheim

Als „weltoffen und heimatverbunden“ charakterisiert Helmut Ternes den Vater zweier Kinder und fügte scherzhaft an: „So schön schien die Welt draußen dann doch nicht zu sein. Hans kam immer wieder gerne in sein Dorf zurück.“

Hans Weingran als Kind (ganz rechts) in den 1950er Jahren.
Hans Weingran als Kind (ganz rechts) in den 1950er Jahren. © Historisches Archiv Bissingheim

Eine Auszeit nahm sich der überzeugte Bissingheimer aber doch immer wieder, wie seine Freunde berichten: „Hans ging nach Möglichkeit jeden Dienstag in den Seitenhorst am Dorfplatz, trank da sein Bierchen, traf Freunde und unterhielt sich dort über Gott und die Welt.“ Wie man es halt auf dem Dorf so macht.

Hans Weingran hinterlässt in Bissingheim eine Lücke, die schwer zu füllen sein wird.

>> BISSINGHEIM: EIN STADTTEIL MIT EISENBAHNGESCHICHTE

Bissingheim ist ein seit 1929 zu Duisburg gehörender Stadtteil im Stadtbezirk Duisburg-Süd.

Der Charakter Bissingheims als ruhiger, von ausgedehnten Wäldern gesäumter Stadtteil hat sich bis heute erhalten. Heute leben hier 3.120 Einwohner (Stand: 31. Dezember 2023).

Zu Beginn seiner Geschichte war Bissingheims Wirtschaft gekennzeichnet durch die Eisenbahn. Auf Bissingheimer Gebiet lag einer der größten Rangierbahnhöfe Deutschlands, an dem auch noch ein Bahnbetriebswerk und ein Ausbesserungswerk für Güterwagen angeschlossen waren. Ein Großteil der Bevölkerung war damals dort beschäftigt.