Duisburg. Aus Hamborn an die Opernhäuser Europas: Benjamin Reiners ist für „Prima la Mamma“ zurück in Duisburg. Wie die Philharmoniker seinen Lebensweg bestimmten.
Mamma Agata hat das Sagen. Ihre Stimme ist gewaltig, aber zum Singen nur bedingt geeignet. Trotzdem: Sie will Oper. Zuerst für ihre Tochter, eine zweitklassige Sängerin, dann aber auch für sich selbst. Und so nimmt die Groteske ihren Lauf, immer am Rand der Katastrophe entlang. „Prima la Mamma“ ist ein urkomisches Spektakel aus der Feder von Gaetano Donizetti. Im Theater Duisburg hat die Farce am Samstag, 16. November, Premiere.
Der Komponist gewichtiger Werke wie „Lucia di Lammermoor“ war ein Bühnenfuchs durch und durch. Donizetti kannte die „Sitten und Unsitten des Theaters“ – so der originale Titel der Komödie. Er nahm sie alle aufs Korn: Die Launen der Primadonna, den Minderwertigkeitskomplex der zweiten Sopranistin, die Sprachprobleme des Tenors, die Eitelkeit des Komponisten. Und den Regisseur, der verrückte Ideen hat und mit nichts zufrieden ist.
Dirigent freut sich „wahnsinnig“ auf seine Heimatstadt Duisburg
Zustände des Jahres 1827? Mitnichten: „Am Theater kommen viele Individuen zusammen – mit all ihren Befindlichkeiten und Eigenheiten. Das war wohl damals nicht anders als heute, und deswegen funktioniert der Witz immer noch“, sagt der Dirigent der Produktion, Benjamin Reiners. „Der Theaterbetrieb, den Donizetti in seinem selbst geschriebenen Libretto beschreibt, scheint irgendwie zeitlos.“
Benjamin Reiners freut sich „wahnsinnig“ darauf, wieder in seiner Heimatstadt Duisburg zu dirigieren. In Hamborn geboren, wo seine Eltern nach wie vor leben, hat ihn am Duisburger Theater das erste Musiktheater-Erlebnis „völlig geflasht“: Mit seiner Großtante besuchter er an einem Karnevalssamstag das Musical „My Fair Lady“. Dabei blieb es nicht: „In derselben Woche habe ich noch selbständig am Rosenmontag ‚Die Fledermaus‘, am Donnerstag ‚Don Giovanni‘ und am Sonntag ‚Tannhäuser‘ gesehen! Alles hier im Duisburger Theater.“
Wie Benjamin Reiners der wurde, der er ist
Ein üppiges Repertoire, von dem man heute nur noch träumen kann. Für Benjamin Reiners der Zündfunke für einen Berufswunsch, den sich der mittlerweile 41-Jährige 2009 in München erfüllen konnte: Nach Kirchenmusikstudium in Köln und Kapellmeisterstudium in Detmold erhält er am Gärtnerplatztheater eine erste Anstellung. Dort studiert er als Solorepetitor die Sänger ein und dirigiert erste Vorstellungen.
Schnell folgen weitere Engagements: Hannover, Mannheim, 2018 Generalmusikdirektor in Kiel. Im nächsten Jahr wird Reiners Chef der 1833 gegründeten traditionsreichen Robert-Schumann-Philharmonie in der kommenden Kulturhauptstadt Chemnitz. Dort dirigiert er gleich eine Uraufführung, „Rummelplatz“ von Ludger Vollmer auf ein Libretto von Jenny Erpenbeck nach dem Roman von Werner Bräunig. Außerdem will er im „sächsischen Bayreuth“ das Augenmerk auf Richard Wagner richten.
Jetzt aber steht er vor dem Orchester, das seine Jugend begleitete und das ihm das Gefühl gibt, nach Hause zu kommen. Eine Reihe von Musikern aus der Zeit vor 25 Jahren sind noch da, Reiners kennt sie alle mit Namen. Er hat die „Duisburger“ schon einige Male geleitet und schwärmt vom „schönen, lustvollen Musizieren mit diesem wachen Orchester“.
Was die Duisburger Philharmoniker so besonders macht
Was er an den Philharmonikern besonders schätzt? „Sie können sich auf unterschiedliche Stile einlassen“, lobt er die Vielseitigkeit des Klangkörpers. „Meine letzte große Neuproduktion hier war „Die Fledermaus“ – und die Musikerinnen und Musiker nehmen die Operette genauso ernst und spielen sie auf demselben Niveau wie einen Strauss oder Wagner.“ Die stilistische Bandbreite zeichne das Orchester aus: „Für Donizettis musikalische Parodien müssen die Musiker flexibel Komik wie Virtuosität bedienen. Die viel beschworene ‚Italianitá‘ ist schwer zu definieren, aber man hört es, wenn sie fehlt.“
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Reiners freut sich auf die Inszenierung von Daniel Kramer, dessen „virtuoses und detailreiches“ Arbeiten er bewundert. Der Amerikaner kommt aus der Komödie und wird die Exzentrik von „Prima la Mamma“ bunt und queer bedienen. Denn Mamma Agata wird von einem Bariton verkörpert, und Scott Hendricks, der sonst große Verdi- und Puccini-Partien singt, lässt sich bei seinem Debüt an der Deutschen Oper am Rhein mit viel Lust auf die exaltierte Partie mit ihrem gewaltigen Stimmumfang ein. Das Publikum, so ist sich Reiners sicher, wird blendend unterhalten. „Ich wünsche mir, dass sich die Zuschauer auf die verrückte Reise einlassen“.
>> „PRIMA LA MAMMA“ IN DUISBURG: VORSTELLUNGEN UND KARTEN
- Neben der Premiere am Samstag, 16. November, wird die Oper am 22. und 30. November, am 8., 21. und 31. Dezember und am 12. Januar im Theater Duisburg gespielt.
- Karten gibt es telefonisch unter 0203 283 62 100 und im Internet unter theater-duisburg.de.