Duisburg. Politiker wollen ein wichtiges Naturschutzgebiet in Duisburg-Baerl vor Verwilderung bewahren. Diesen Job könnten künftig Wasserbüffel erledigen.

Ziehen bald Wasserbüffel nach Duisburg? Wenn es nach dem Willen von Lokalpolitikern geht, sollen die imposanten Tiere im Naturschutzgebiet „Blaue Kuhle“ in Baerl für Ordnung sorgen.

Die Fraktionen von SPD, Bündnis 90/Die Grünen und Die Linke haben das Thema in die Bezirksvertretung Homberg/Ruhrort/Baerl eingebracht. Hier wurde ihr gemeinsam formulierter Prüfantrag einstimmig beschlossen. Die Stadt soll nun prüfen, „ob der Aufwuchs im Naturschutzgebiet ‚Blaue Kuhle‘ durch Abweidung durch Weidetiere, zum Beispiel Wasserbüffel, reduziert werden kann“.

Könnten schon nächstes Jahr Wasserbüffel nach Duisburg ziehen?

„Seitdem werde ich angesprochen, ob ich auch Wasserbüffel in meinem Vorgarten habe“, lacht Hans-Gerd-Bosch, SPD-Fraktionsvorsitzender, „auch wenn es sich für viele exotisch anhört: Der Antrag ist kein Witz.“ Vielmehr würde der Weiher in der Blauen Kuhle immer wieder zuwachsen, weil er nicht beweidet würde. „Vor Jahren hat man das Gestrüpp mal weggenommen“, so Bosch, „inzwischen ist der Bereich aber schon wieder so verwildert, dass man da mit robusten Tieren ran muss. Da kann man nicht einfach Rinder hinstellen.“

Die „Blaue Kuhle“ ist Teil des Naturschutzgebietes Binsheimer Feld.
Die „Blaue Kuhle“ ist Teil des Naturschutzgebietes Binsheimer Feld. © www.blossey.eu / FUNKE Foto Services | Hans Blossey

An den Weiher grenzen Wiesen mit Obstbäumen. „Wir wollen wissen, ob man die miteinbeziehen kann, damit die Tiere ein ausreichend großes Areal zur Verfügung haben und sich vernünftig ernähren können.“ Auf die Idee gekommen ist Bosch nach einem Besuch auf der Bislicher Insel in Xanten, wo die friedlichen und robusten Wiederkäuer schon länger leben.

[Duisburg-Newsletter gratis abonnieren + Seiten für Duisburg: Blaulicht-Artikel + MSV + Stadtteile: Nord I Süd I West + Themenseiten: Wohnen & Immobilien I Gastronomie I Zoo]

Wasserbüffel sind Herdentiere. Bosch kann sich vorstellen, etwa vier in der „Blauen Kuhle“ eine neue Heimat zu geben. Die bis zu 1000 Kilo schweren Kolosse sind nachgewiesenermaßen gut fürs Ökosystem. So zeigt zum Beispiel eine NABU-Studie, dass Wasserbüffel regelrechte Artenschützer sind. Auf mit ihnen beweideten Flächen gibt es etwa mehr Insekten. Aber auch die Pflanzenvielfalt verbessert sich. Außerdem können Wasserbüffel minderwertiges Futter wie Schilf und Rohrkolben verwerten und eignen sich somit besonders gut für die Pflege von feuchten Wiesen und sumpfigem Weideland. Vom Charakter her sind sie gutmütig und friedfertig.

Wasserbüffel sind imposante, aber auch sanfte Tiere. Männchen können locker eine Tonne auf die Waage bringen.
Wasserbüffel sind imposante, aber auch sanfte Tiere. Männchen können locker eine Tonne auf die Waage bringen. © Jörg Schäfer

„Natürlich haben wir unseren Antrag nicht ins Blaue gestellt“, sagt Bosch. „Vielmehr haben wir im Vorfeld mit verschiedenen Akteuren gesprochen, zum Beispiel Naturschützern oder der Unteren Naturschutzbehörde.“ Noch habe man eine Antwort aus der Verwaltung erhalten, aber Bosch rechnet sich Chancen für die Idee aus. „Wenn eine Ansiedlung der Wasserbüffel infrage kommt, könnten wir die Aktion nächstes Jahr starten. Worauf sollen wir warten?“

Mal abgesehen davon, dass die Wasserbüffel einen wichtigen Job erledigen würden, wären sie für Duisburg „eine Attraktion“, ist Bosch sich sicher.

>> Im Weiher der „Blauen Kuhle“ laichen gefährdete Amphibienarten

  • Laut Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) ist „ein Weiher ein langlebiges, stehendes Gewässer von geringer Tiefe, dessen Boden in seiner ganzen Ausdehnung auch von höheren Pflanzen besiedelt ist.“ Im Gegensatz zum Teich kann das Wasser des Weihers nicht abgelassen werden.
  • Das Naturschutzgebiet „Blaue Kuhle“ ist etwas mehr als elf Hektar groß und bereits seit 1989 als schutzwürdiges Biotop ausgewiesen. Der Weiher hat eine besondere Bedeutung als Laichbiotop mehrerer zum Teil gefährdeter Amphibienarten und als Rastort für gefährdete Vogelarten.