Duisburg. Die CDU wird Bürgermeisterin Sylvia Linn als Kandidatin für die Wahl des Oberbürgermeisters nominieren. Das ist die Herausforderin von OB Sören Link.

Die CDU Duisburg schickt das erste Mal eine Frau ins Rennen um das höchste Amt der Stadt: Sylvia Linn will bei den Kommunalwahlen im September Duisburger Oberbürgermeisterin werden. Der Vorstand des CDU-Kreisverbandes hat die 59-Jährige am Donnerstag als Kandidatin vorgestellt.

„Wir sind sehr froh, eine Frau mit fast 40-jähriger kommunalpolitischer Erfahrung gefunden zu haben, die sich immer noch mit großer Begeisterung politisch engagiert“, sagte die CDU-Kreisvorsitzende Petra Vogt. Der Vorstand habe sich vorigen Montag einstimmig für Sylvia Linn entschieden. Das Gremium sei „stolz, ein Eigengewächs der CDU Duisburg ins Rennen schicken zu können“, erklärte Udo Steinke, Vogts Stellvertreter. Linn stehe „für Zuverlässigkeit, Fleiß und Bodenständigkeit“.

Ihre Auserkorene ist Vorsitzende der Frauenunion und erfährt seit wenigen Monaten größere gesellschaftliche Aufmerksamkeit. Ratsfrau Linn war nach dem Tod von CDU-Bürgermeister Volker Mosblech im Juni ins Amt als Bürgermeisterin und zweite Stellvertreterin des Oberbürgermeisters gewählt worden. „Ich lerne unsere vielseitige Stadt, ihre tollen Menschen und unser großes Potenzial neu und anders kennen“, schwärmt Linn über die Erfahrungen als Repräsentantin der Stadt.

Duisburger OB-Kandidatin Sylvia Linn: „Ich nehme die Probleme der Menschen ernst“

Mit Sören Link arbeite sie konstruktiv zusammen, „wir verstehen uns gut“. Wie ihre Partei, die in der informellen Duisburger Groko bequemer Partner der SPD ist, gibt sich die Herausforderin nicht gerade angriffslustig. Was sie besser kann als Link? „Ich begegne Menschen offen auf Augenhöhe, kann zuhören und nehme die Probleme der Menschen ernst“, antwortet sie. Link höre zwar auch zu, „aber bis zur Umsetzung dauert es oft zu lange“. Etwa bei der Digitalisierung der Verwaltung, beim Bürokratieabbau oder der Straßen- und Brückensanierung.

Außerdem habe sie die Nöte von Mittelständlern und Müttern selbst erlebt, „ich weiß, woran es ihnen fehlt“. Als Groß- und Einzelhandelskauffrau und junge Mutter habe sie sich berufsbegleitend zur staatlich geprüften Betriebswirtin weitergebildet, dafür damals „um einen von gerade mal sieben Plätzen in der Übermittagsbetreuung“ gekämpft. Ihre Tochter ist heute 29, ihr Sohn 26 Jahre alt, ihr erstes Enkelkind zwei Monate.

Als Einkäuferin arbeitet Linn seit über 30 Jahren in einem mittelständischen Krefelder Familienunternehmen, das Verpackungsmaterial für die Großindustrie herstellt: „Ich bekomme mit, warum eine Firma Kurzarbeit einführen muss, unter welchen Belastungen und bürokratischen Hemmnissen Unternehmen leiden. Nur wenn Industrie und Wirtschaft funktionieren, können wir unsere Stadt nach vorne bringen.“

CDU Duisburg hofft auf Zugewinne durch den Bundestrend

In die Junge Union trat Linn Mitte der 80er-Jahre ein, ab 2004 war sie politisch aktiv. Zuerst sechs Jahre als Bezirksvertreterin in Rheinhausen, ab 2010 im Rat. Dort ist sie Sprecherin der CDU-Fraktion in den Ausschüssen für Integration und Personal und Verwaltung; als einen ihrer Schwerpunkte nennt sie die Schul- und Bildungspolitik. Im Mittelpunkt eines Wahlkampfs stand die 59-Jährige schon 2012 und 2017. Damals kandidierte sie bei der Landtagswahl im linksrheinischen Bezirk für die Union, war jedoch jeweils Rainer Bischoff (SPD) unterlegen.

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Zu ihrer Außenseiterchance gegen Link sagt Linn, es werde „schwer“ gegen ihn, „aber warten Sie mal ab. Wir haben viele qualifizierte Leute und Ideen.“ Sie werde nun daran arbeiten, bekannter zu werden, Ende Februar starte der Wahlkampf dann richtig. Dann nominiert die Kreisvertreterversammlung der Partei Linn sowie die Ratskandidatinnen und -kandidaten. „Wir wollen als Team Wahlkampf machen“, kündigt Linn an. Dazu gehörten auch die jungen Bundestagskandidaten Björn Pollmer (26) und Dennis Schleß (32). Die CDU Duisburg hofft freilich auf Zugewinne durch den Bundestrend: Sollte es Linn gegen Link in die Stichwahl schaffen, wählen die Duisburger den Bundestag und ihr neues Stadtoberhaupt sogar am selben Tag (siehe unten).

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Petra Vogt will Linns Chancen nicht kleingeredet hören: „Ein Jahr vor der Wahl 2004 hätte auch niemand gedacht, dass Adolf Sauerland gegen Bärbel Zieling gewinnt.“ Die Stärke der CDU sei „unsere Geschlossenheit“, spielt die Parteichefin auf den Machtkampf in der SPD in den vergangenen Jahren an. „Mein Ziel ist das Rathaus“, versichert denn auch Sylvia Linn selbst. „Wenn ich etwas angehe, dann richtig. Ich freue mich auf den Wahlkampf und auf September.“

>> Die Kandidaten von SPD und Grünen

  • Die Delegierten der SPD wählten Amtsinhaber Sören Link Ende September mit 89,9 Prozent zu ihrem Kandidaten. Der 48-Jährige ist seit 2012 Oberbürgermeister, wurde aber erst zweimal zum OB gewählt. Nach der Abwahl seines Vorgängers Adolf Sauerland (CDU) setzte sich Link (71,96 %) in der Stichwahl gegen Benno Lensdorf (CDU, 21,12 %) durch. Im Superwahljahr 2017 stellte sich Link vorzeitig zur Wahl und wurde im ersten Wahlgang mit 56,88 Prozent der Stimmen gegen CDU-Kandidat Gerhard Meyer wiedergewählt. Wegen der vorgezogenen Wahl verlängerte sich Links Amtszeit einmalig auf acht Jahre.
  • Den ersten Kandidaten für die Duisburger Oberbürgermeisterwahl 2025 hatten die Grünen bestimmt: Berufsschullehrer Dr. Sebastian Ritter, 42, ist seit 2020 als Bürgermeister dritter Stellvertreter des OB.

>> Superwahljahr 2025

  • Am 14. September 2025 finden in Nordrhein-Westfalen die Kommunalwahlen statt: Die Duisburger wählen dann den Oberbürgermeister, den Rat, die Bezirksvertretungen und den Integrationsrat, zudem das „Ruhrparlament“, die Versammlung des Regionalverbandes Ruhr.
  • Oberbürgermeisterinnen und -meister werden in NRW durch Mehrheitswahl bestimmt. Wenn keiner der Kandidierenden im ersten Wahlgang mehr als die Hälfte der gültigen Stimmen erhält, erfolgt eine Stichwahl.
  • Eine OB-Stichwahl würde am 28. September 2025 durchgeführt. Für diesen Tag ist auch die nächste Bundestagswahl terminiert.