Duisburg. Der Duisburger Hafen wird schon bald mit dem Bau der umstrittenen „Halle 2“ in Ruhrort beginnen. Visualisierungen zeigen erstmals die Logistikhalle.

Gehofft haben die Ruhrorter bis zuletzt: Seit Jahren wird darüber diskutiert und gestritten, dass der Duisburger Hafen auf der Mercatorinsel eine zweite Logistikhalle bauen will. Der Rat hatte dafür bereits vor Jahren grünes Licht gegeben, in der Hoffnung, dass dort hunderte neue Arbeitsplätze entstehen. Wer in der Hafenkneipe „Hübi“ am Leinpfad sitzt, wird künftig also vor einen Zweckbau gucken und nicht mehr auf die Landmarke Rheinorange. Spätestens seitdem Anlieger auch vor dem Oberverwaltungsgericht nichts gegen den Bebauungsplan ausrichten konnten, war es nur noch eine Frage der Zeit, dass die Halle gebaut wird.  

Die Mercatorinsel in exponierter Lage ist für Duisport eine wichtige Flächenreserve, argumentiert der Hafen-Chef.
Die Mercatorinsel in exponierter Lage ist für Duisport eine wichtige Flächenreserve, argumentiert der Hafen-Chef. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Markus Bangen, Chef des Duisburger Hafens, hatte versprochen, die Ruhrorter als erste zu informieren, wenn sich etwas tut. Dass er nun Wort hielt, rechnen ihm einige hoch an. In einer konstruktiven, aber für viele Zuhörer dennoch enttäuschenden Veranstaltung im Haniel-Auditorium, wurden erstmals Visualisierungen der Halle und des vorgesehenen öffentlichen Parks präsentiert. Schnell wird klar: Geld und Romantik stehen sich in der Debatte konträr gegenüber.

Duisburger Hafen: „Brauchen die Halle unbedingt“

„Die Firmen wollen sich in Duisburg ansiedeln und dafür brauchen wir Fläche. Wir sind für den wirtschaftlichen Erfolg verantwortlich und dürfen den Anschluss nicht verlieren“, betont Bangen vor den rund 50 Interessierten. Der Hafen stehe für mehr als 52.000 Arbeitsplätze in Duisburg. Es sei der einzige Wirtschaftszweig, der in der Stadt stetig wachse. Die Konkurrenz sitze nicht etwa in Düsseldorf und Neuss, sondern in Italien und hol derzeit mächtig auf. Wenn der Hafen den Flächenbedarf der Interessenten nicht bedienen könne, sei das langfristig sehr schädlich.

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Die Entwicklung der Mercatorinsel sei nur der Abschluss einer längeren Entwicklung, skizzierte Bangen und ließ noch einmal Revue passieren, wie es dort früher in Zeiten der Erzberge aussah. Schon im Masterplan für Ruhrort habe es geheißen: „Der Duisburger Hafen besitzt mit der Mercatorinsel die letztere größere Flächenreserve im Ruhrorter Hafenteil. Der circa 13 Hektar große südliche Teil sollte ausschließlich zur Hafenentwicklung zur Verfügung stehen.“

So könnte die „Halle 2“ künftig aussehen. Statt grau soll sie eher rötlich und mit einer LED-Wand gestaltet werden. 
So könnte die „Halle 2“ künftig aussehen. Statt grau soll sie eher rötlich und mit einer LED-Wand gestaltet werden.  © duisport | duisport

Laut Bebauungsplan könnte eine Halle mit 313,30 Meter Länge, 85 Meter Breite und 12,40 Meter Höhe genehmigt werden. „Das werden wir aber nicht ausschöpfen“, so Bangen und erklärt, dass er damit wiederum auf Seiten der Wirtschaft auf Unverständnis stoße. Stattdessen solle auf einem Teil der Fläche eine Promenade und ein kleiner Park samt möglicher Gastronomie entstehen. „Da sprechen wir uns vorher mit den Ruhrorter Gastronomen ab“, verspricht der Hafen-Chef. Da die Spitze der Mercatorinsel wegen möglicher Überschwemmungsgefahr nicht bebaut werden darf, verzichte man auf einen Teil. „Das ist schon an der Schmerzgrenze der Wirtschaftlichkeit.“ Bis zu 400 Arbeitsplätze können in der Halle entstehen.

Noch sind keine Mietverträge für die neue Halle unterzeichnet

„Mit wie vielen zusätzlichen Lkw ist denn zu rechnen?“, will Dirk Grotstollen, Vorsitzender des Ruhrorter Bürgervereins, wissen. Im Bebauungsplan wird mit bis zu 480 zusätzliche Lkw pro Tag gerechnet. Das Beispiel „Halle 1“ zeige aber, dass etwa die Hälfte des Verkehrs hafenintern über so genannte Terminal-Zugmaschinen (Mafis) abgewickelt werde. Bangen räumt außerdem mit einem Gerücht auf, dass die erste Halle aktuell leer stehe.

Nach DB Schenker ist dort ein chinesischer Möbelriese eingezogen. Interessenten für „Halle 2“ gebe es zwar bereits, aber noch keine unterschriebenen Mietverträge oder Vorvereinbarungen. Bangen und sein Team sind sich aber sicher, dass dort schnell Logistiker einziehen.

Markus Bangen, Geschäftsführer von Duisport, hat Wort gehalten und die Ruhrorter als erste über die nächsten Schritte beim Bau der „Halle 2“ unterrichtet. Der Zweckbau (im Hintergrund zu sehen) soll rötlich statt grau werden.
Markus Bangen, Geschäftsführer von Duisport, hat Wort gehalten und die Ruhrorter als erste über die nächsten Schritte beim Bau der „Halle 2“ unterrichtet. Der Zweckbau (im Hintergrund zu sehen) soll rötlich statt grau werden. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

In einer Sache habe man gelernt: Anders als das Gebäude vor dem Wahrzeichen Tiger & Turtle werde es diesmal keinen grauen Klotz geben. Stattdessen habe man sich für einen rötlichen Ton entschieden. „Das ist ja noch schlimmer“, entfährt es einer Besucherin. An der Außenwand soll eine große LED-Wand angebracht werden, auf der alles gezeigt werden könnte, bloß keine Werbung. „Da könnt ihr dann ja Rheinorange projizieren“, meint ein Teilnehmer sarkastisch.


So könnte es einmal aussehen: Vor der Halle sollen eine Promenade und ein kleiner Park entstehen. „Wir schöpfen die machbare Fläche nicht komplett aus“, betont Hafen-Chef Markus Bangen. 
So könnte es einmal aussehen: Vor der Halle sollen eine Promenade und ein kleiner Park entstehen. „Wir schöpfen die machbare Fläche nicht komplett aus“, betont Hafen-Chef Markus Bangen.  © Duisport | RR

Eine andere Bewohnerin erklärt: „Ich kann Ihre Argumente nachvollziehen. Aber warum hat sich der Hafen nicht mehr bemüht eine Lösung mit dem Stadtteil zu entwickeln? Was haben wir in Ruhrort davon? Für Ruhrort ist das einfach alles schlecht.“ Sie glaubt, dass eine touristische Entwicklung besser für den Hafenstadtteil wäre und die Stadt es irgendwann bereuen werde, die Fläche für so eine Halle hergegeben zu haben. Erst wer am Leinpfad Richtung Pegel marschiert, hat später einen freien Blick auf den Rhein. Darüber können die Ruhrorter nur den Kopf schütteln: „In anderen Städten werden Waterfronten geschaffen und Gebäude in Wassernähe zurückgebaut. Und uns setzt man so einen Klotz vor die Nase.

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Andere prognostizieren sogar einen Gesichts- und Vertrauensverlust für Duisport im Stadtteil, schließlich sei Duisport auch beim Projekt „Urban Zero“ dabei, das Ruhrort bis 2029 klimaneutral machen soll. „Damit muss ich leben“, weiß Bangen. Duisport engagiere sich sehr wohl für den Stadtteil. Ohne den Hafen gäbe es längst kein Hafenfest mehr. „Da sind wir mit einer sechsstelligen Summe dabei.“ Grotstollen bestätigt, dass Duisport sich immer wieder für Ruhrort einsetze und auch der Austausch mit den Bürgern unter Markus Bangen besser geworden sei.  

Werner Hinz (sitzend) gibt dem Hafen frustriert die Rückmeldung: „Das ist kein enkelfähiger Plan für Ruhrort.“
Werner Hinz (sitzend) gibt dem Hafen frustriert die Rückmeldung: „Das ist kein enkelfähiger Plan für Ruhrort.“ © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Beim Bau der neuen Halle werde recycelter Beton verwendet. Das Dach soll begrünt und mit einer Photovoltaikanlage versehen werden. Geheizt wird mit einer Wärmepumpe. Zudem seien die Bauteile der Halle komplett rückbaubar. So ein Aufwand werde bei einem normalen Hallenbau nicht betrieben. Geschützt wird die Industrieanlage übrigens mit einem Zaun. Bäume sollen diesen aber langfristig verdecken. „Das ist kein enkelfähiger Plan“, sagt hingegen der Homberger Werner Hinz frustriert.

Der erste Spatenstich soll bereits im Januar 2025 erfolgen und die Halle dann 2026 eingeweiht werden.

>> Neue Brücke für Fußgänger zur Mercatorinsel geplant

Die Mercatorinsel soll künftig mit einer neuen Brücke angebunden werden. Passanten und vielleicht auch Radfahrer können dann etwa auf Höhe der Gildenstraße zur Mercatorinsel, dort an der Promenade entlang schlendern und über die Treppe an der Friedrich-Ebert-Brücke die Insel wieder verlassen.

Die Schwierigkeit ist allerdings, dass auch noch Containerschiffe hindurch passen müssen. Die neue Brücke muss also mindesten 17,61 Meter hoch sein. Das stellt die Planer insbesondere in Sachen Barrierefreiheit vor eine Herausforderung. „Wahrscheinlich werden wir uns am Ende für die am wenigsten schlechte Lösung entscheiden“, so Bangen. Denkbar wäre auch, an der Friedrich-Ebert-Brücke einen Aufzug einzurichten.

„Die Brücke kommt, dazu stehen wir.“ Mit der Stadt sei man in Gesprächen, wie sie gestaltet werden soll. Die Planungen laufen parallel zum Hallenbau.