Duisburg. Das Unwetter im August war für die Bewohner der Beecker Straße in Duisburg ein Schockmoment. Hätte der Millionenschaden verhindert werden können?
Viele Menschen in Duisburg haben noch heute mit den Folgen des Unwetters vom 13. August zu kämpfen. So auch die Anwohner der Beecker Straße in Hamborn. „Die ganze Straße hat sich in einen See verwandelt“, erinnert sich Helmut Kleinblotekamp. Sowas habe er noch nie erlebt. Kurz bevor die Feuerwehr eintraf, um gegen die Regenmassen vorzugehen, sei der Pegel 35 Zentimeter hoch gewesen, berichtet sein Nachbar Klaus Hellmich. Er betreibt eine Hausarztpraxis auf der Beecker Straße.
Bei vielen Anwohnern ist das Wasser zu diesem Zeitpunkt schon durch die Kellerfenster eingedrungen und hat enormen Schaden angerichtet. Im Nachhinein verwundert die Nachbarn, dass das Wasser innerhalb einer Viertelstunde abfließen konnte, nachdem die Feuerwehr „etwas” aus den Abwasserkanälen entfernt hatte.
Nach dem Starkregen in Duisburg: Führten verstopfte Gullys zu einem Millionenschaden?
Silke Kersken, Sprecherin der Wirtschaftsbetriebe Duisburg (WBD), erklärte nach dem Unwetter, dass solche Regenmengen „unverweigerlich” zu „kurzfristigen Überschwemmungen“ führen könnten. Das bezweifeln die Anwohner der Beecker Straße jetzt allerdings. Denn anscheinend konnte das Wasser nach dem Eingriff der Feuerwehr unbeschwert ins Kanalsystem abgeleitet werden, so der Vorwurf.
Die Hamborner vermuten, dass es sich bei dem „Etwas“, das die Feuerwehr aus den Abwasserkanälen entfernt hat, um Laub gehandelt hat. Sie berichten davon, dass die Straße wegen der parkenden Autos nicht richtig gereinigt wird. Schon vor zwei Jahren sei Hellmich aufgefallen, dass das herumliegende Laub die Gullys verstopft. Deshalb hätten sich bei Regen regelmäßig große Pfützen gebildet.
Doch bisher war das Ausmaß weit geringer als bei dem Starkregen im August. Was die Feuerwehr an jenem Tag entfernt hat, lässt sich nicht mehr genau nachvollziehen. „Bei derartigen Einsätzen in der Folge von Starkregenereignissen werden von der Feuerwehr in aller Regel die Laubfangkörbe, welche in den Einläufen der Kanalschächte unter den Deckeln liegen, herausgenommen“, sagt Stadtsprecher Maximilian Böttner. Fest steht: Durch die Wasserschäden ist laut Hellmich und Kleinblotekamp in der Nachbarschaft insgesamt ein Schaden in siebenstelliger Höhe entstanden.
Mit diesen Folgen werden die Anwohner noch lange zu kämpfen haben
„Mit der Schadensbehebung sind die Betroffenen natürlich auf unabsehbare Zeit belastet“, sagt Hellmich. Bei ihm selbst handele es sich um mindestens 30.000 Euro. Er hatte Medizintechnik im Keller seiner Praxis gelagert. Ein befreundeter Nachbar müsse mehrere tausend Euro in die Instandsetzung seines beschädigten Mercedes SL 300 stecken. Wegen des drohenden Hagels hatte er sein Auto vorsichtshalber in einer Tiefgarage geparkt, die aber mit Wasser vollgelaufen ist. So wie Hellmichs Praxiskeller.
„Am schlimmsten ist die Feuchtigkeit in den Wänden“, sagt Hellmich. Die Keller des Viertels sind vollgepackt mit Bautrocknern. Um die Wände vollständig zu trocknen, laufen sie rund um die Uhr. Dabei verbrauchen sie viel Strom. „Das kann man sich mal ausrechnen, wie viel das kostet“, so Kleinblotekamp.
Die beiden Nachbarn finden es ungerecht, dass die Betroffenen voraussichtlich selbst für die Schadensbeseitigung aufkommen müssen. Doch auch sie wissen, dass ein Fehlverhalten seitens der WBD im Nachhinein schwierig zu belegen ist. Deshalb wünschen sie sich wenigstens eine Erklärung der Wirtschaftsbetriebe, wie es zu diesem Vorfall kommen konnte.
Das sagen die Wirtschaftsbetriebe zu dem Vorwurf der Hamborner
Doch diesem Wunsch seien die WBD bis jetzt nicht nachgekommen. In einer Mail schilderten die Betroffenen detailliert die Ereignisse vom Tag des Unwetters. Außerdem beklagten sie die hochgedrückten Gehwegplatten durch die Wurzeln der Platanen auf der Beecker Straße. Auf den zweiten Punkt bekamen die Nachbarn eine Antwort. Das erste Thema sei ignoriert worden.
„Da es sich um eine komplexe Frage handelt und mehrere Beteiligte involviert sind, befindet sie sich noch in Bearbeitung“, sagt WBD-Sprecherin Kathrin Korn auf Anfrage der Redaktion. Sie erklärt, dass die Kapazitäten des Bereitschaftspersonals im Vorfeld des Unwetters „maximal aufgestockt“ wurden, um solche Störungen zeitnah zu beseitigen. Auch an der Beecker Straße hätte es eine „gezielte Störungsbeseitigung“ gegeben.
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Trotz der zusätzlichen Maßnahmen, die die WBD in Extremsituationen trifft, sei es nicht auszuschließen, dass der Starkregen „frisches Laub und anderen Unrat zu den Gullys schwemmt, wodurch diese verstopft werden“. Vorgaben zur Kanalreinigung würden in Duisburg nicht nur erfüllt, „sondern bei rund 1500 Kilometern Abwasserkanälen und etwa 40.000 Abwasserschächten sogar häufig übertroffen“. Dennoch könne es zu Überschwemmungen kommen, da das Abwassersystem für solch außergewöhnlichen Wassermengen nicht ausgelegt sei.