Duisburg. Im riesigen Duisburger Citywohnpark leben 1200 Menschen in 421 Einheiten. Das Areal verändert sein Gesicht. Wann die Wohnungen saniert werden.
Nach dreieinhalb Jahren rückt das Ende in Sicht bei der Sanierung des Citywohnparks. Gerade bekommt das letzte und größte der vier Gebäude (163 Wohnungen) eine neue Fassade, die Arbeiten an den Außenanlagen laufen parallel. Eine „normale“ Siedlung wird die Großwohnanlage der Gebag an der Grenze von Hochfeld und dem Dellviertel aber auch nach dem Ende der Modernisierung nicht sein, sagt Quartiersmanager Dennis Ifkovitz.
Wer sich derzeit durch die Anlage bewegt, braucht noch Orientierungssinn, um sich durch das Verhau von Bauzäunen zu bewegen. Doch ein wenig Fantasie reicht, um sich vorzustellen, wie es hier in etwa einem Jahr aussehen wird. Ein Großteil der Fassaden trägt bereits die neuen Platten in verschiedenen Grün-Schattierungen.
Citywohnpark: Duisburger Projekt als Blaupause für weitere Sanierungen
Die neue Tiefgarage steht bereits und auch die sanierte Concierge inmitten den Innenhofs. Sie dient als Treffpunkt der Bewohner und Anlaufstelle für das Quartiersmanagement der Gebag. Das Flachdach der Garage wird zu einem weiteren Versammlungsort für die Mieter.
„Die Angsträume sind weg“, sagt Architekt Dirk Druschke, der für die Deutsche Akademie und Landesplanung (DASL) eine Führung organisiert durch den Citywohnpark, der nach seinem Entwurf unter dem Motto „Wohnen im Park“ umgestaltet wird. Das Projekt der Gebag gilt als eine mögliche Antwort auf das Abriss-Moratorium der Landesregierung.
Ökobilanz der Modernisierung besser als bei Abriss und Neubau
Nicht niederreißen, sondern umbauen und modernisieren lautet die Devise – auch mit Blick auf einen Beitrag zum Klimaschutz durch die Bauwirtschaft. Sie ist einer der großen Verursacher von Kohlendioxid. Mit seinem Siegerentwurf wolle er zeigen, „dass sinnvolle Renovierung ein zweites Leben ermöglicht“, sagt Architekt Druschke. Die Klimabilanz sei, wie ein Öko-Bericht zum Projekt zeigt, über die Standzeit von 50 Jahren deutlich besser als bei Abriss und Neubau.
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Durchlässig soll das Quartier werden, ein großzügiger Eingangsbereich, mit Torbögen gestaltet, soll den Weg zwischen Musfeld- und Heerstraße weisen. „Hinter den Häusern entstehen weitere geschützte Rückzugsorte“, erläutert Jens Knaps das Konzept des Bochumer Landschaftsarchitekten wbp. Die Außenarbeiten werden wohl erst im Jahr 2026 komplett abgeschlossen sein.
Modernisierung der Wohnungen wird noch viele Jahre dauern
Noch viel länger wird die innere Sanierung des Citywohnparks dauern. Zwar wurden Eingänge und Treppenhäusern modernisiert, die Wohnungen werden aber nur dann saniert, wenn Mieter ausziehen. Wenn fünf Wohnungen frei sind, geben wir den Auftrag raus“, erläutert Dennis Ifkowitz. „Rund 20 Prozent sind geschafft.“
Der Citywohnpark ist ein Dorf auf reduzierter Fläche: rund 1200 Menschen aus fast 40 Nationen in 421 Wohnungen, die sich in fünf bis sieben Stockwerke hohen Bauten türmen. Als das in den 1970er Jahren gebaute Quartier 2018 die Auszeichnung „Big Beautiful Bulding“ erhielt, war von Schönheit nicht mehr viel zu sehen.
Sein Entwurf, sagt Dirk Druschke deshalb, dürfe nicht nur die bauliche Sanierung in den Blick nehmen: „In der sozialen Nachhaltigkeit liegt die Antwort auf gesellschaftliche Veränderungen, der besonders in diesen Anlagen eine entscheidende Rolle zukommt.“
Vor zehn Jahren wollte niemand freiwillig in den City-Wohnpark
Deutlich weniger prosaisch lautet die Beschreibung der Realität von Dennis Ifkovitz, als die Gebag vor fast zehn Jahren mit dem Quartiersmanagement begann: Bis zu zehn Prozent Leerstand, 14 Prozent Fluktuation, Vandalismus, der alljährlich bis 30.000 Euro kostete. „Nicht einer, der dort reinkam, wollte dahin.“
Mit dem Einzug Geflüchteter aus Syrien setzte das Sozialmanagement ein. „Wir haben zwölf Partner hereingeholt“, erinnert Ifkovitz. Bei den „FlüKids“ des DRK gab‘s Unterricht für die Kinder, Düsentrieb kam mit dem „Repair Café“, der christliche BDKJ machte ebenso Angebote wie der muslimische Frauenverein Mina und Hofkonzerte brachten die Menschen zusammen.
„Es war dort nicht schön, aber die Leute haben gern dort gelebt“, erinnert Ifkovitz die Zeit, als die Sanierung mit den Bewohnern geplant wurde. Mehr Licht, mehr Sicherheit waren wichtige Wünsche, auch barrierefreie Müllbehälter statt der für Kinder viel zu großen Rollbehälter.
Gebag plant großes Mieterfest für den Sommer 2025
Die Pandemie brachte einen Rückschritt. Dem Rückzug der Partner folgten die alten Probleme. „Eine Vollkatastrophe“ nennt der Quartiersmanager das Jahr 2023. Ein Security-Dienst musste her, um Vandalismus einzudämmen. Mittlerweile sind alte Partner zurück und neu im Boot: Wie die „Colourful People“ und die Bürgerstiftung, die bei Anträgen für Behörden hilft, auch ein Müllberatung ist geplant.
„Es wird besser“, sagt Dennis Ifkovitz, der dennoch ahnt, dass Quartiersmanagement auch über das Ende der Sanierung hinaus notwendig sein wird. Sein Dank gilt dennoch den Mietern, „die durch die Bauarbeiten viel ertragen haben.“ Im nächsten Sommer, nach Abschluss des letzten Bauabschnitts, soll es deshalb ein großes Fest für alle geben: „Dann wird erstmal gefeiert.“
>> LAND NRW FÖRDERT UND GIBT ZINSLOSE KREDITE
- Obwohl das Land NRW die Sanierung des Citywohnparks – eines der landesweit größten Projekte – mit Fördergeldern und zinslosen Krediten der KfW-Bank unterstützt, stellten die zuletzt stark gestiegenen Baukosten den Eigentümer Gebag vor Probleme.
- Derzeit belaufen sich die Kosten auf rund 51 Millionen Euro, berichtet Oliver Schreiber, Referatsleiter für Modernisierung und Quartiersförderung im NRW-Bauministerium. Rund 10 Millionen dieser Summe gibt das Land.
- Für die Mieter soll die Sanierung weitgehend kostenneutral sein. Die Mieten sollen zwar von 4,70 €/m2 auf 5,70 Euro steigen, durch die Dämmung der Fassade sinken aber die Heizkosten erheblich.
- Der Anspruch, „durchmischte Quartiere“ zu schaffen, sei dennoch kaum erreichbar, sagt Schreiber. „Es wird einen dauerhaft erhöhten Bewirtschaftungsaufwand geben. Das erkennen wir an.“