Duisburg. Auf einer Kirche in Duisburg thront wieder ein Wetterhahn. Mit dieser spektakulären Aktion schaffte er es zurück auf die 48 Meter hohe Turmspitze.
„Wenn der Hahn uns jetzt runterfällt, war alles umsonst“ – Isabel Bongartz erklärt, was auf dem Spiel steht. In mühevollster Kleinarbeit hat die 23-jährige Handwerkerin den Wetterhahn der St. Klara Kirche in Rumeln-Kaldenhausen restauriert. Nun glänzt der Hahn wieder wie neu, nur muss er wieder auf den Kirchturm drauf. Durchaus eine Herausforderung bei dem nicht gerade leichten Metallhahn und der Turmspitze in 48 Metern Höhe.
Beschädigter Wetterhahn in Duisburg musste von Kirchtrurm in Duisburg gerettet werden
Im vergangenen August war der Hahn durch einen Sturm beschädigt worden und drohte herunterzufallen. Also wurde er sicherheitshalber von der Kirchturmspitze gerettet (wir berichteten). Am Boden stellte sich raus: Der Hahn hatte einen Riss im Nacken und das Gold war auch schon abgeblättert.
Nach einer Reparatur beim Metallbauer kam er dann für den neuen Anstrich auf den Tisch von Isabel Bongartz. Für die junge Malerin ist die Restauration des Hahns etwas ganz Besonderes, quasi eine Familienaufgabe: Vor fast vierzig Jahren vergoldete ihr Vater den Hahn schon mit Blattgold, jetzt ist die Tochter dran: „Er konnte mir dann alles nochmal zeigen“, erinnert sich Isabel Bongartz, „für das Vergolden braucht man auf jeden Fall viel Ruhe.“ Die filigrane Arbeit lernen sie in der Ausbildung nämlich nur theoretisch.
Aber nicht nur wegen der Familiengeschichte lag Isabel Bongartz das Projekt am Herzen. Der Betrieb selbst kommt aus Rumeln-Kaldenhausen. Das Firmengebäude liegt direkt neben der Kirche, da wird die Arbeit auch schnell zum Nachbarschaftsdienst: „Das ist unsere Kirche, wir kommen von hier. Da machen wir sowas natürlich besonders gerne – für unseren Ort.“
Nach über einem Jahr Reparatur der entscheidende Moment: Der Hahn kehrt zurück an seinen Platz. Vor der Kirche stehen ein paar Passanten. Isabel Bongartz und Dachdecker-Kollegin Elena Renztsch legen sich die Sicherheitsgurte an und steigen auf die Hebebühne. „Haben wir noch ein Seil? Nur zur Sicherheit?“, fragt die Dachdeckerin nach. Der schwere Metallhahn darf natürlich auf keinen Fall herunterfallen, also wird auch er noch schnell angeseilt. Dann geht es mit der Hebebühne hoch bis auf 48 Meter.
Bewusste Entscheidung für die Betriebe aus der Nachbarschaft
Die Turmspitze haben sie vorher schon eingeölt. Jetzt heben die beiden jungen Handwerkerinnen den schweren Hahn über die Brüstung auf die Kirchturmspitze und – er hält sofort. Von unten hören die beiden leisen Applaus. Nur noch zurechtrücken und den Ausblick genießen. Der Hahn ist wieder zurück an seinem Platz. Elena Rentzsch ist zufrieden und lässt durchblicken: „Beim Herunterholen letztes Jahr klemmte der Hahn noch etwas, jetzt ist er einfach draufgeflutscht.“
Peter Wohlgemuth kommt selbst aus der Nachbarschaft. Er freut sich über die Wahl der Handwerksbetriebe: „Schön, dass beide Handwerkerinnen von hier sind – Rumeln-Kaldenhausen hält zusammen.“ Regina Tomasik aus der Gemeinde St. Klara erklärt, dass das durchaus eine bewusste Entscheidung war: „Wir wollen natürlich mit örtlichen Betrieben zusammenarbeiten.“ Und fügt hinzu: „So schön hat der Hahn noch nie geleuchtet.“
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Wenn Hebebühne und Handwerkerinnen schonmal vor Ort sind, können ja auch gleich weitere Kleinarbeiten erledigt werden. Ein kaputtes Fenster wird vermessen, das Kirchturmkreuz neu lackiert und ein Riss in der Kirchturmkugel beseitigt. Währenddessen setzten Isabel und Elena eine digitale Zeitkapsel in die Kugel direkt unter der Turmspitze ein. Die Idee kam von Marlis Holm, Chronistin der Kirche, auf dem USB-Stick sind nun Daten zur Kirche aus der über 100-Jährigen Geschichte für spätere Generationen festgehalten.
Isabel Bongartz fasst ihr Werk passend zusammen: „Einmal alles neu.“ Nun können sich die Rumelner also wieder über ihren Wetterhahn freuen und vielleicht kann Isabel Bongartz ihn in 40 Jahren mit ihrer Nachfolgerin gemeinsam dann ein drittes Mal vergolden.