Duisburg. Schlaglöcher und wilde Müllkippen können Duisburger bald digital melden. Macher der „Smart City“ geben einen Ausblick auf weitere neue Möglichkeiten.

Termin im Bürgerservice, Fahrzeug-Zulassung, Sperrmüll-Abholung oder Führungszeugnis: Viele Dienstleistungen der Stadt und ihrer Töchter können die Duisburger bereits digital erledigen. In der Mercatorhalle gaben die Macher der „Smart City“ jetzt einen Ausblick auf neue Angebote, auf die sich die Duisburger freuen dürfen.

Zahlreiche Dienstleistungen von Ämtern, Wirtschaftsbetrieben und DVV-Konzern (Stadtwerke, DVG u.a.) sind bereits über die Web-Seiten buchbar, zum Werkzeug, das alle Angebote zusammenfasst, entwickelt sich immer mehr die „Mein Duisburg“-App. „Sie wurde bisher von 41.000 Nutzern heruntergeladen“, berichtet Michaela Korsch.

Müllkippen oder Schlaglöcher: Einfach melden per Duisburg-App

Die Zusammenarbeit der Töchter des Konzerns Stadt bewähre sich, sagt die DVV-Abteilungsleiterin, die mit ihrem Team an Ergänzungen der App arbeitet. Eine Übersicht über die Belegung der Parkhäuser und freie Ladesäulen soll sie bald bieten, ihre Jobangebote können Duisburger Unternehmen bereits einstellen. Mit dem Spielplatz-Finder können Eltern in den Herbstferien auf Entdeckungsreise gehen. In Planung auch: Ein Energiecheck und eine Plattform für die Kultur in der Stadt.

Bald soll es die Möglichkeit geben, auch Mängel über diese App zu melden. Über automatische Standorterkennung oder die spätere manuelle Eingabe der Adresse werden etwa wilde Müllkippen oder Schlaglöcher lokalisiert. Bürger können entweder den Mangel direkt fotografieren oder ein Bild hochladen.

Dauerbaustelle Digitalisierung: Seit sechs Jahren läuft die Umsetzung des Masterplans, für den Stadtdirektor Martin Murrack verantwortlich ist.
Dauerbaustelle Digitalisierung: Seit sechs Jahren läuft die Umsetzung des Masterplans, für den Stadtdirektor Martin Murrack verantwortlich ist. © Universität Duisburg-Essen | Alexandra Roth

Automatische Zuordnung zum Adressaten im Stadt-Konzern

„Eine KI analysiert das Bild, erkennt das Problem, ordnet es einer Kategorie zu und erstellt eine Beschreibung. Zum Schluss muss die Meldung nur noch abgeschickt werden“, erklärt Christian Stoll (DVV). „Der Bürger muss nicht fragen, wer zuständig ist, die Zuordnung zum richtigen Adressaten erfolgt automatisch, es erfolgt eine Eingangsbestätigung und eine Rückmeldung.“ Der Mängelmelder wird voraussichtlich im Januar zur Verfügung stehen.

Dabei gilt: Weder Menschen noch Kfz-Kennzeichen können gemeldet werden. Ob etwa Falschparker digital gemeldet werden können, wird auch in den politischen Gremien kontrovers diskutiert. Mancher fürchtet dort eine „Denunzianten-App“.

Stadtdirektor Murrack: Meldungen helfen, Arbeit zu priorisieren

Droht da nicht Frust, weil es nicht genug Geld und Personal gibt, um etwa marode Straßen und Radwege zu flicken und zu erneuern? „In jedem Fall erhöht es den Druck auf mich, als Kämmerer, mehr Mittel zur Verfügung zu stellen“, sagt Martin Murrack. Der Stadtdirektor ist Kämmerer und verantwortet auch das Thema Digitalisierung. „Außerdem hilft es uns, Arbeiten zu priorisieren, wenn von einer Stelle viele Meldungen kommen.“

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Vor sechs Jahren hat Duisburg seinen „Masterplan Digitalisierung“ aufgesetzt. Die Strategie, Angebote auszuprobieren und anhand der Reaktionen der Nutzer zu verbessern, sei in der Verwaltung zunächst auf Skepsis gestoßen, berichtet Murrack: „Die bisherige Denke war, erst mit fertigen und rechtssicheren Angeboten auf den Markt zu gehen.“ Der Masterplan „wird nicht fertig“, sagt der Stadtdirektor. Dafür sorge schon die dynamische Entwicklung neuer Technologien. „Als wir begonnen haben, war von künstlicher Intelligenz noch nicht die Rede.“

Alexander Kranki: Auf Angebote konzentrieren, die Bürger brauchen

„Ich finde es wichtig, dass der Glasfaser-Ausbau in Duisburg vorangeht“, sagt Thorsten Steinke (SPD). „Die weißen Flecken im Stadtgebiet werden weniger, immer mehr Bürger und Unternehmen verfügen über schnelles Internet“, stellt der Ratsherr aus Wanheimerort fest, er ist Vorsitzender des Ratsausschusses für Digitalisierung.

Zu den Besuchern in der Mercatorhalle zählte auch Alexander Kranki. Wo sieht der Digital-Unternehmer (Krankikom) die Stadt? „Man muss gerecht sein“, sagt Kranki, der auch Vorsitzender der Initiative „Wirtschaft in Duisburg“ ist: „Angesichts der beschränkten finanziellen Möglichkeiten ist einiges geschafft.“

Beim weiteren Ausbau des Angebots empfiehlt er der Stadt, „sich auf die Dienstleistungen zu konzentrieren, die von den Bürgern wirklich benötigt und erwartet werden. Dabei sollte er Zugang so einfach wie möglich sein. Manches ist noch zu kompliziert.“

>>>> DIGITALISIERUNG: WO DUISBURG IM VERLEICH STEHT

  • Im „Smart City Index“ des Branchenverbandes Bitkom liegt Duisburg in diesem Jahr auf Platz 35 der verglichenen 82 Städte mit über 100.000 Einwohnern.
  • In den drei Vorjahren hatte sich die Stadt an Rhein und Ruhr verschlechtert (2023: 47, 2022: 41, 2021: 37). 2020 rangierte Duisburg noch unter den Top 20.
  • Außer den Kategorien „Verwaltung“, „Energie und Umwelt“, „IT und Kommunikation“, „Mobilität“ und „Gesellschaft und Bildung“ fließen auch Breitband-Ausbau und digitaler Service der Verwaltung in die Bewertung ein.