Duisburg. Die Universität sorgt mit der neuen Informatik-Fakultät für ein besonderes Angebot in Duisburg. Warum noch ein Gebäude für Forschung und Lehre fehlt.

Ein Jahr nach ihrer Gründung haben die Informatiker der Universität Duisburg-Essen (UDE) ihr neue Fakultät im Audimax an der Lotharstraße gefeiert. Bis Forschung und Lehre der auf beide Standorte verteilten Informatiker in einem Gebäude in Duisburg zusammengeführt werden können, wird es aber noch einige Jahre dauern.

„Die Informatik stößt gesellschaftliche Innovationsprozesse von enormer Reichweite an. Deshalb ist es für die UDE wichtig, bestmöglich aufgestellt zu sein“, sagte Uni-Rektorin Prof. Dr. Barbara Albert. Es gelte, „ein Profil mit exzellenter Strahlkraft zu entwickeln“. Die Standortsuche sei eine der Herausforderungen für die neue Fakultät. „Ich bin zuversichtlich, dass wir das gut meistern werden“, so Albert.

Bei der Gründungsfeier der Fakultät sprach UDE-Rektorin Prof. Dr. Barbara Albert (l.), zu den Gästen zählte auch der neue Verwaltungschef Ulf Richter (r.), der sein Amt zum Jahreswechsel antritt.
Bei der Gründungsfeier der Fakultät sprach UDE-Rektorin Prof. Dr. Barbara Albert (l.), zu den Gästen zählte auch der neue Verwaltungschef Ulf Richter (r.), der sein Amt zum Jahreswechsel antritt. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Neue Fakultät: Nähe zu Ingenieuren gab Ausschlag für Duisburg

Mit der Entscheidung des Rektorats, die Fakultät zu gründen, wird ein „Fusionsrückstand“ beseitigt. Die Lehrenden und Studierenden in sechs Bachelor- und sieben Master-Studiengängen blieben auch nach Gründung der UDE vor 20 Jahren auf den Doppelcampus Duisburg-Essen verteilt.

Der Gründungswunsch sei aus der Informatik selbst gekommen, betont Prof. Dr.-Ing. Torben Weis, der als Dekan die zwölfte UDE-Fakultät gemeinsam mit Geschäftsführerin Dr. Evgenia Princi auf den Weg bringt. „Das Feld wird immer breiter“, sagt der 50-Jährige, „mit jeweils zehn Professoren an zwei Standorten erreicht man keine kritische Masse für Gemeinschaftsprojekte in der Forschung.“

Informatik und Psychologie als Alleinstellungsmerkmal der UDE

Seit Oktober 2023 finden sich nun das Institut für Informatik und Wirtschaftsinformatik, bislang an der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät in Essen angesiedelt, wie auch die bislang bei den Ingenieurwissenschaften in Duisburg beheimatete „Angewandte Informatik“ ebenso unter dem gemeinsamen Dach der neuen Fakultät wie die Kognitionswissenschaften.

Diese Verbindung zwischen Informatik und Psychologie ist ein Alleinstellungsmerkmal der UDE. Zielrichtung ist die Wechselwirkung zwischen Technik und Mensch. „Die Frage, wie wir auf Roboter und virtuelle Realität reagieren, können Informatiker allein nicht beantworten“, erklärt Torben Weis.

Prof. Dr.-Ing. Torben Weis (l.) ist Dekan der neuen Fakultät für Informatik, das Bild zeigt ihn mit Geschäftsführerin Evgenia Princi (r.)
Prof. Dr.-Ing. Torben Weis (l.) ist Dekan der neuen Fakultät für Informatik, das Bild zeigt ihn mit Geschäftsführerin Evgenia Princi (r.) © FUNKE Foto Services | Olaf Fuhrmann

Größte Informatik-Fakultät in NRW: Mehr Außenwirkung

„Wir haben seit der Gründung schon erfahren, wie viel das Label Fakultät wert ist“, berichtet Weis, der schon seit 2007 an der UDE tätig ist. „In der Außenwirkung ist das ungemein wichtig. Wir bekommen nun deutlich mehr Anfragen, obwohl es uns ja bereits seit 20 Jahren gibt.“

Auch im Wettbewerb um die besten Köpfe wäre die UDE-Informatik ohne Fakultätsstatus kaum konkurrenzfähig. Derzeit lehren und forschen 37 Professoren, weitere sollen bald hinzukommen. Zu den bundesweit zehn größten Informatik-Fakultäten zu gehören, ist ein gutes Argument.

Dekan: Informatik-Studium ist schwer

Dabei sei schon jetzt das Verhältnis zwischen Lehrenden und Studierenden nicht so schlecht, wie es die Zahlen vermuten lassen. „Weniger als 50 Prozent der Studienanfänger schließen ab“, berichtet Evgenia Princi. Deshalb bessere sich die Relation mit zunehmender Dauer des Studiums. Zwar versuche die Fakultät, mit Tutorien, Workshops und Mentee-Programmen über die Hürden der ersten Semester zu helfen, die Abbrecher-Quote senkt das bislang nicht.

„Informatik ist schwer. Viele wissen nicht, was sie erwartet“, sagt Dekan Weis. „An der Abinote kann man nicht absehen, ob jemand ein guter Informatiker wird. Es ist eine gewisse Art des Denkens erforderlich, hilfreich sind große Vorstellungskraft und eine lebhafte Fantasie.“ Deshalb scheiterte mancher nicht nur an der harten Mathematik in den ersten Semestern. „Obwohl die Künstliche Intelligenz auch die Informatik revolutioniert, bleibt Mathe: Wer sie nicht versteht, kann die KI nicht überprüfen.“

Tüfteln, testen, ausprobieren: Das Bild zeigt eine Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Gregor Schiele im Informatik-Labor an der Bismarckstraße.
Tüfteln, testen, ausprobieren: Das Bild zeigt eine Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Gregor Schiele im Informatik-Labor an der Bismarckstraße. © FUNKE Foto Services | Olaf Fuhrmann

Noch keine Antwort auf die Standort-Frage

Die große Leerstelle der neuen Fakultät bleibt ein eigenes Gebäude. „Wir wollen alle gemeinsam an einem Ort forschen und lehren“, sagt Prof. Torben Weis. „Dass es nicht von heute auf morgen möglich sein wird, war klar. Aber noch sind wir zwei Hälften einer Fakultät. Es ist wichtig, dass es nicht weitere zehn Jahre dauert.“

Platz für einen Neubau ist in Wedau-Nord neben dem historischen Ensemble des DB-Waggonwerks, das die UDE ab Anfang 2026 anmieten wird. Möglich aber, dass die Entscheidung erst fällt, wenn das Land grünes Licht gibt für die Finanzierung des neuen Ingenieurcampus, der neben einem Technologie-Zentrum dort gebaut werden soll.

Antworten muss der neue UDE-Kanzler Ulf Richter finden, der am Dienstag unter den Gästen war – der Verwaltungschef tritt Anfang 2025 sein neues Amt an. Von Rektorin Barbara Albert gab‘s am Dienstag noch keine Versprechen.

>> FÜR STUDIERENDE: DIE SCHWERPUNKTE DER UDE-INFORMATIK

  • Die aktuell 4573 Informatik-Studierenden können unter sechs Bachelor- und acht Master-Studiengängen wählen.
  • Schwerpunkte sind Angewandte Informatik, Software Technology, Information Systems (Wirtschaftsinformatik für Handel, Transport und Logistic), sowie Human Centered Digital Technology (Kognitionswissenschaften).
  • Kooperationen, etwa mit der Fakultät für Medizin, schaffen Verbindungen in die Praxis der medizintechnischen Entwicklungen.
  • Im Zentrum für angewandte Künstliche Intelligenz Duisburg (ZaKID) ist die Fakultät Konsortialpartner.
  • „Für Informatiker schafft dieses tolle Transferinstrument Anwendungsfälle und es stärkt die KI-Kenntnisse in den Unternehmen des Ruhrgebiets“, sagt Dekan Torben Weis.
  • Als Kreativ-Labor für Ideen, Projekte und Start-ups steht auch den Informatikern der „Place beyond bytes“, ansässig in der Dahlbender-Villa auf dem Haniel-Campus in Ruhrort, zur Verfügung.
  • Erstmals vergibt die neue Fakultät 33 „Deutschland-Stipendien“ an Studierende, die Bewerbungen laufen über das Bewerbungsportal der UDE.