Duisburg. Das Team des Edeka-Marktes in Duisburg-Rahm hat sich von seinen treuen Kunden verabschiedet. Welches Gerücht im Stadtteil die Runde macht.

Seit über 70 Jahren haben die Rahmer gegenüber der St. Hubert-Kirche eingekauft. Jetzt ist Schluss. Am vergangenen Samstag hat sich das Edeka-Team von der treuen Kundschaft verabschiedet. Bei Waffeln und Würstchen brodelte die Gerüchteküche um die Zukunft der Nahversorgung.

Ulli Bartkowiak steht eigentlich gegenüber am Stand der Initiative gegen den Bebauungsplan Rahmerbuschfeld, aber die Schließung des Edeka-Marktes liegt ihm mindestens genauso schwer im Magen wie das geplante Neubaugebiet. „Ich kaufe hier seit 1967 ein. Früher hieß das Maaßen und das Geschäft gibt es schon seit dem Krieg. Das ist so unglaublich blöd, was hier gerade passiert“, schimpft er.

Weite Wege für Stammkunden im äußersten Duisburger Süden

Alle Umstehenden nicken zustimmend. Niemand versteht wirklich, warum der Markt, der erst vor einem Jahr saniert wurde, nun schließen muss. Janine Tonscheidt schüttelt ebenfalls nur traurig den Kopf. Sie gehört zur Familie, die den Markt seit sieben Jahren betreibt. Gerade steht sie zum letzten Mal im Eingangsbereich und betreut liebevoll die vielen älteren Stammkunden, die demnächst weitere Wege zurücklegen müssen, um sich mit Lebensmitteln zu versorgen. „Wir wären sehr gerne geblieben, das war nicht unsere Entscheidung“, versichert sie.

Auch Marktleiter Michael Tiegelkamp wirkt bedrückt. „Der Markt hier war uns eine absolute Herzensangelegenheit, das Team und die Kundschaft sind ganz wunderbar. Wir wären gerne geblieben.“ Den auslaufenden Mietvertrag hat die Familie Tonscheidt, die auch die Edeka-Märkte in Huckingen und in Angermund betreibt, nicht verlängert. Über marode Bausubstanz, defekte Stromleitungen, Wasser im Keller und in den Aufenthaltsräumen und viel Zoff hinter den Kulissen wird gemunkelt.

Gerade ein Jahr nach der jüngsten Modernisierung hat der Edeka-Markt in Rahm jetzt geschlossen. Bis ein neuer Supermarkt am Rahmerbuschfeld gebaut wird, müssen die Kunden weite Wege zurücklegen.
Gerade ein Jahr nach der jüngsten Modernisierung hat der Edeka-Markt in Rahm jetzt geschlossen. Bis ein neuer Supermarkt am Rahmerbuschfeld gebaut wird, müssen die Kunden weite Wege zurücklegen. © FUNKE Foto Services | Rainer Hoheisel

Betreiber: Geplante Rewe-Konkurrenz kein Schließungsgrund

Janine Tonscheidt hält sich mit Äußerungen zurück, betont aber, dass die Angst vor der geplanten Rewe-Konkurrenz am Rahmerbuschfeld nicht der Grund für das Ende in Rahm war. „Das hätten wir auf uns zukommen lassen, vor allem wäre das ja erst in ein paar Jahren soweit gewesen, da kann man dann ja immer noch spontan schauen“, sagt sie.

Auf der für das Neubaugebiet ausgewiesenen Flächen ist ein großer Rewe-Markt gebaut werden, um die Nahversorgung für das Dorf zu sichern. Ein Ausbau des existierenden Ladens mit Überdachung des Innenhofes überdacht war vor einiger Zeit zwar im Gespräch, scheiterte jedoch an den unterschiedlichen Vorstellungen der Beteiligten.

Während drinnen Abschied genommen wird, brodelt draußen die Gerüchteküche. Mehrere Nachbarn wollen erfahren haben, dass Edeka vor drei Wochen eine Bauvoranfrage für den Bau einer Filiale gestellt habe. Andere vermuten, dass es von Eigentümerseite her Absprachen mit Rewe gegeben habe, um Edeka auszubooten, aber in Stein gemeißelt ist hier nichts.

Alle eint Wut und Trauer über die Schließung des 525 Quadratmeter großen Rahmer Kommunikationsmittelpunktes. „Wenn ich hier bin, dann treffe ich immer wieder Bekannte, das wird mir wahnsinnig fehlen“, sagt auch Magda Tschebner. Die alte Dame kommt hier regelmäßig einkaufen, hält ein Schwätzchen und geht mit Lebensmitteln und Neuigkeiten versorgt gut gelaunt wieder heim.

Beschäftigte wechseln in den Edeka-Markt Angermund

Damit ist nun Schluss, das Rahmer Team wechselt nahezu komplett in die Filiale in Angermund, entlassen wurde niemand. Bei manchen Bürgern überwiegt dennoch die Empörung. „Das hat mit der Schließung der Sparkasse hier angefangen und geht immer weiter. Jetzt noch der Edeka und bald wollen sie uns auch noch die Natur wegnehmen“, schimpft eine Dame, die nicht namentlich genannt werden möchte.

Vielen, die zum Edeka-Ende gekommen sind, spricht sie aus dem Herzen. Momentan ist viel Unruhe in Duisburgs südlichstem Stadtteil, die Befürchtungen vor dem Wegfall eines großen Stückes Natur im Rahmerbuschfeld lastet ebenfalls schwer auf den Gemütern. Da ist die leckere Abschieds-Bratwurst der Tonscheidts nur ein kleines Trostpflaster.