Duisburg. Klaus Esser betreibt Solaranlagen auf Duisburger Schulen. Vor Jahren hatte er Ausbau-Pläne. Doch die Stadt sagte ihm ab. Warum er sich jetzt ärgert.
„Eine riesengroße Schweinerei“, findet Klaus Esser (56). Der Duisburger betreibt seit 14 Jahren Solaranlagen auf zwei Duisburger Schulen. Eigentlich wollte er sein Geschäft weiter ausbauen – erhielt von der Stadt aber eine Absage. Die Gründe sind für ihn nicht nachvollziehbar.
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Duisburg hat kaum Solaranlagen auf öffentlichen Gebäuden
Erst vor Kurzem zeigte eine Analyse von Heiztechnik-Hersteller Viessmann, dass Duisburg beim Solarausbau auf städtischen Gebäuden nicht gut dasteht – dabei eignen diese sich laut Viessmann aufgrund ihrer meist großen Dachfläche besonders gut für Solaranlagen. Duisburg belegte in der Auswertung Platz 172 – von 196. Nur 25 Anlagen von den über 4000 in Duisburg installierten sollen sich demnach auf städtischen Gebäuden befinden.
Ginge es nach Klaus Esser, könnten es aber deutlich mehr sein. Er hat 2010 angefangen, Solaranlagen auf Duisburger Schulen zu betreiben. Hauptberuflich ist er Fleischerei-Meister, sein Chef habe ihm damals nahelegt, in Solarenergie zu investieren: „Das hat Zukunft.“ Den erzeugten Strom speist er ins öffentliche Stromnetz ein.
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Die Dachflächen hat Esser damals beim Immobilien-Management Duisburg (IMD) angemietet. Eigentlich wollte er noch mehr Solaranlagen auf Schulen betreiben. Aber die Stadt erteilte ihm eine Absage: Angeblich sollten die Stadtwerke die Dächer für eigene Anlagen nutzen.
14 Jahre später: „Raten Sie mal, wie viele Solaranlagen auf diesen Dächern installiert wurden.“ Nach einer kurzen Pause: „Gar keine.“
Langsamer Ausbau: Stadt macht Bausubstanz und Haushalt verantwortlich
Zu dem konkreten Fall äußert die Stadt sich nicht. Eine Sprecherin argumentiert aber: „Die Tragfähigkeit der Dächer reicht oft nicht aus, um zusätzliche Lasten aufzunehmen. Um die Tragfähigkeit zu erhöhen, sind aufwendige und kostenintensive Dachsanierungen erforderlich, die nicht flächendeckend umgesetzt werden können.“
Esser erwidert: „Darum ging es ja damals gar nicht.“ Um welche Schuldächer es sich genau handelte, kann er nicht mehr sagen – aber das IMD habe ihm damals eine Liste mit geeigneten Gebäuden ausgehändigt. Demnach müssten die Dächer tragfähig gewesen sein. Der Vorwurf von Klaus Esse: Die Stadt habe nur nicht gewollt, dass er dort seine Anlagen betreibt, sondern die Stadtwerke.
„Das Thema Solarenergie spielt in Duisburg schon seit vielen Jahren eine wichtige Rolle“, heißt es von Seiten der Stadt. Deswegen werde der Ausbau gemeinsam mit den Stadtwerken „seit vielen Jahren konsequent vorangetrieben“. Auch im Altbestand seien dort, wo es mach- und finanzierbar war, schon Solaranlagen errichtet worden – auch auf Schulen.
Solarenergie: Duisburg hat enormes Potenzial
Hinsichtlich des potenziellen Ertrags aus Solarenergie liegt Duisburg NRW-weit auf dem dritten Platz – mit einem prognostizierten Stromertrag von 1427 Gigawattstunden (GWh) pro Jahr. „Im Hinblick auf den Klimawandel ist es unerlässlich, diese Potenziale zu nutzen“, heißt es nach Angaben der Stadt.
Von der vollständigen Ausschöpfung dieses Potenzials ist Duisburg aber noch weit entfernt. Aktuell liegt der Stromertrag aus Solarenergie etwa bei 69 GWh – also 4,8 Prozent dessen, was nach der Prognose möglich wäre.