Duisburg. Der neue Flächennutzungsplan gibt vor, wo Häuser oder Firmen in Duisburg entstehen dürfen. Aus Walsum kommt harte Kritik am städtischen Entwurf.

Die Stadt Duisburg arbeitet an einem neuen Flächennutzungsplan. Damit legt sie für mindestens die nächsten 15 Jahre fest, wo neue Wohnsiedlungen entstehen dürfen und wo sich Firmen ansiedeln können. Die Vorschläge aus dem Rathaus gehen den Christdemokraten in Walsum jedoch nicht weit genug. Zu wenige Grundstücke seien dort für zukünftige Bauprojekte berücksichtigt.

„Viele Menschen wollen hier bauen“, betont Ratsfrau Sonja Dietl. Die Vorsitzende der CDU Walsum kritisiert, dass der städtische Entwurf für den neuen Flächennutzungsplan diesem hohen Bedarf nicht gerecht werde. Deshalb setzt sich ihre Partei dafür ein, dass weitere Grundstücke für neue Wohnquartiere ausgewiesen werden. „Es kann nicht sein, dass Walsum das kleinste Entwicklungspotenzial hat“, kritisiert Sonja Dietl die Stadtverwaltung und deren Vorschläge für den Bezirk.

Disput über Grundstücke für künftige Wohnhäuser in Duisburg: Kann Walsum in Zukunft noch wachsen?

„Im Bezirk Walsum werden lediglich zwei neue Wohnbauflächen dargestellt beziehungsweise aus dem alten Flächennutzungsplan übernommen. Es handelt sich um eine Fläche am Sandbergweg und an der Herzogstraße“, räumt Stadtsprecher Malte Werning gegenüber der Redaktion ein. Jedoch verweist er auf die Klimaschutzsiedlung und auf das Quartier Am Weißen Stein, die beide bereits Bedarfe aus dem alten Flächennutzungsplan decken würden.

Der neue Plan orientiere sich am Wohnbauflächenbedarf, den der Regionalverband Ruhr (RVR) für Duisburg ermittelt habe, erläutert Malte Werning. Dieser Bedarf sei aber gesamtstädtisch und teils sogar regional. Daher blickt die Verwaltung bei ihrem neuen Entwurf nicht auf einzelne Bezirke.

Tatsächlich gebe es in Duisburg nach der RVR-Analyse ein Flächendefizit von 68 Hektar. Dieses möchte die Stadt ausgleichen, indem sie neue Wohngebiete besonders dicht bebauen lässt. Geplant ist das vor allem im Duisburger Süden und in Rheinhausen. Dort sehen die Fachleute im Rathaus „verfügbare Flächen“. Dagegen sei der Norden bereits dicht bebaut, und es gebe „planerische Restriktionen“, weshalb laut Werning „keine weiteren geeigneten Wohnbauflächen festgestellt wurden, die den Zielen der Stadtentwicklungsstrategie entsprechen“.

Den Duisburger Norden nicht wegen 6-Seen-Wedau vernachlässigen

Das möchte Sonja Dietl so nicht stehen lassen. Das Neubaugebiet 6-Seen-Wedau dürfe nicht als Begründung dienen, mögliche Grundstücke in Walsum zu vernachlässigen. So bestreiten ihre Christdemokraten, dass es im Bezirk nur so wenige verfügbare Flächen für Wohnungen oder Gewerbe gebe, wie die Stadt behauptet. Dieser Disput zwischen der Partei und dem Rathaus besteht seit fast anderthalb Jahren.

Solange schon fordert die Walsumer CDU, an der Kurfürstenstraße neben dem Wohnheim für behinderte Menschen eine Fläche für den Wohnungsbau auszuzeichnen. Dort sollen Klärschlammbecken der Emschergenossenschaft geräumt werden.

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Gudrun Litzkendorf sieht dort „keine Möglichkeit, eine Wohnbaufläche auszuweisen“. Die Expertin vom Amt für Stadtentwicklung und Projektmanagement hat bereits im Mai 2023 erläutert, dass dies der übergeordnete Regionalplan nicht zulasse. Außerdem verwies sie auf eine Absprache zwischen der Stadt und der Emschergenossenschaft: In diesem Bereich soll ein Wald aufgeforstet werden und zum „geschützten Landschaftsbestandteil“ werden.

Elmar Klein

„Die Stadt gibt Walsum keine Chance, neuen Wohnraum zu schaffen.“

Elmar Klein
CDU-Ratsherr aus Walsum

Es gibt weitere Grundstücke, bei denen sich Christdemokraten und Stadt nicht einig sind, wie sie genutzt werden sollen. „Das Gelände am Friedhof in Alt-Walsum ist ideal für eine Wohnbebauung“, führt Ratsherr Elmar Klein einen Vorschlag an, der für die langfristige Entwicklung von Walsum sehr wichtig sei. Angesichts einer veränderten Bestattungskultur sei der Friedhof an der Königstraße viel zu groß und könne sich problemlos verkleinern, um Platz für ein Neubaugebiet zu machen.

Diesem potenziellen Quartier erteilt die Verwaltung ebenfalls eine Absage. Aufgrund von Schutzabständen zu den Grabfeldern, so Gudrun Litzkendorf, seien nur „sehr wenige und sehr isolierte Wohneinheiten“ möglich. Deshalb habe man im Rathaus diese Idee nicht aufgegriffen. Gegen Wohnhäuser an der Hauerstraße, einem weiteren Vorschlag, führt die Stadt Hinweise auf eine einstige Mülldeponie an.

Stadtverwaltung räumt den Flächenbedarf in Walsum ein

„Die Stadt gibt Walsum keine Chance, neuen Wohnraum zu schaffen“, ärgert sich Elmar Klein. „Es kann nicht sein, dass die Verwaltung sich sperrt, diese Flächen auszuweisen, obwohl sie dringend benötigt werden.“ In der Walsumer Bezirksvertretung steht die CDU-Fraktion mit dieser Meinung allerdings alleine. Ihr Antrag, diese Vorschläge als Änderungen einzubauen, fand dort keine Mehrheit.

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Sonja Dietl und Elmar Klein setzen sich weiter dafür ein und wollen eine breite Debatte. Denn letztlich entscheidet der Rat der Stadt Duisburg über den Entwurf des Flächennutzungsplans und damit über neue Wohnhäuser und Firmen. Und dort haben CDU und SPD die Mehrheit.

Im Rathaus bestreitet übrigens niemand, dass Walsum mehr Wohnungen und Eigenheime bauen müsste, um den aktuellen Bedarf zu decken. Zwar gibt es „keine differenzierten Informationen“ zur genauen Nachfrage, so Stadtsprecher Malte Werning, aber „erfahrungsgemäß besteht in allen Duisburger Stadtbezirken Flächenbedarf, um vor allem Umzugswilligen innerhalb des jeweiligen Bezirks entsprechende Angebote vorzuhalten“.

>> Marode Frankenschule wird keiner Neubausiedlung weichen

  • Die Stadt hat kürzlich bestätigt, dass sie das geplante Neubauviertel auf dem Gelände der ehemaligen Frankenschule in Walsum aufgibt. Ein Ersatzgrundstück für das Projekt sucht sie nicht.
  • Dabei gebe es aus Sicht der CDU weitere Flächen für den Wohnungsbau, so sie denn im Flächennutzungsplan ausgezeichnet werden. Dazu zählt der Sportplatz an der Kurfürstenstraße. Er werde nicht mehr gebraucht, seitdem der SV Walsum mit Wacker Walsum zu Eintracht Walsum fusioniert ist und eine andere Sportstätte nutzt.