Duisburg. Mit dem 1. Philharmonischen Konzert begann der Abgesang auf den scheidenden GMD Axel Kober. In seinem aktuellen Konzert vermochte er zu brillieren.
Die neue Spielzeit der Duisburger Philharmoniker steht im Zeichen des Abschieds von Generalmusikdirektor Axel Kober, der dem Orchester in Oper und Konzert seit mehr als 15 Jahren eng verbunden ist. Aufgrund seines vertrauensvollen Verhältnisses zu den Musikern und seiner musikalischen Kompetenz haben die Philharmoniker auch die Krisenzeiten der Pandemie ohne Qualitätseinbußen überstanden, sodass auch der coronabedingte Einbruch der Besucherzahlen weitgehend aufgefangen werden konnte.
Es ist Kober zu gönnen, dass er in seinem letzten Amtsjahr einige seiner Lieblingsstücke aufs Programm setzt und dabei die Gelegenheit ergreift, im letzten Konzert der Saison selbst ein so aufwändiges und entsprechend selten zu hörendes Werk wie Arnold Schönbergs „Gurre-Lieder“ realisieren zu können.
Solistin schafft es in Duisburg, auch dem späten Schumann Brillanz zu entlocken
Musik des 19. und 20. Jahrhunderts liegt Kober besonders am Herzen. Und so verwundert es nicht, dass er für das 1. Philharmonische Konzert in der gut besuchten Mercatorhalle auf mehr oder weniger bekannte Werke dreier zentraler Romantiker zurückgriff. Neben Highlights wie Felix Mendelssohn Bartholdys „Hebriden“-Ouvertüre und Johannes Brahms‘ epochaler 1. Symphonie auch auf das nicht allzu beliebte Violinkonzert von Robert Schumann, das mit der jungen Münchner Violinistin Lena Neudauer mehr interpretatorisch als kompositorisch überzeugte. Ohne klischeehafte Vorurteile bedienen zu wollen, kann das Konzert aus Schumanns psychisch krisengeschüttelter Spätzeit nicht an die melodische Prägnanz und die leidenschaftliche Energie seiner Klavier- und Cellokonzerte heranreichen.
Keine leichte Aufgabe, die langen, bisweilen zähen, kontrastarmen, spieltechnisch gleichwohl alles andere als einfach zu stemmenden Passagen zu bändigen. Und Lena Neudauer verdient volle Bewunderung, dass sie den epischen Tonfall der ausgedehnten Monologe so spannungsvoll wie möglich zum Klingen brachte, ohne sie mit effektvollen Mätzchen aufzupeppen. Dass sie geigerisch mit allen Wassern gewaschen ist, bewies die Musikerin dann noch mit ihrer Zugabe, einem souveränen Vortrag der „Obsession“ von Eugène Ysaÿe.
Axel Kober beginnt seinen Abschied gewohnt kompetent
Axel Kober empfahl sich hier als einfühlsamer Partner, ließ es sich aber natürlich nicht nehmen, das Orchester in den beiden Highlights von Mendelssohn und Brahms ins rechte Licht zu rücken. Anders als Kent Nagano mit seiner aufschlussreichen, wenn auch nicht sensationellen Interpretation von Bruckners 4. Symphonie zum Abschluss der letzten Saison lässt sich Kober kaum von „historischen“ Aufführungspraktiken im Umfeld romantischer Musik beeinflussen.
Brahms gewaltiger symphonischer Erstling erklang unter ihm in bewährter Manier voluminös, auf starke, bisweilen schroffe Kontraste ausgerichtet, mit moderaten, aber flüssigen Tempi und viel Liebe zu den delikaten Solopartien, die die Philharmoniker vor allem in der Klarinette, Oboe, Horn und der Violine klangschön ausführten.
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Das alles trifft auch auf die kleiner dimensionierte „Hebriden“-Ouvertüre Mendelssohns zu, für die Kober mit den Philharmonikern, dem atmosphärischen Gehalt des Werks entsprechend, wärmere Töne anschlug. Ein Abend, der insgesamt durch orchestrale Brillanz und die souveräne Kompetenz des Dirigenten überzeugen konnte.