Duisburg. Griff Ron S. zwei Schulkinder in Marxloh mit Messer und Hammer wegen einer Wette an? Polizisten trafen ihn kurz nach der Tat. Was sie berichten.
Die brutale Attacke auf zwei Schulkinder in Marxloh hat im Februar 2024 die Menschen schockiert. Ron S. (22) muss sich in Duisburg wegen zweifachen versuchten Mordes und anderer Straftaten vor dem Landgericht verantworten. Dort sagten nun vier Polizisten aus, die an dem Wintertag kurz nach dem Angriff als Erstes auf den Angeklagten und seinen Vater trafen.
Was in den Minuten zuvor auf der Dahlstraße geschah, das konnten die Beamten zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnen. Dort soll der Duisburger mit bulgarischem Migrationshintergrund nach Erkenntnissen der Ermittler einen zehn Jahre alten Jungen und dessen neunjährige Cousine mit zwei Messern und einem Hammer lebensgefährlich verletzt haben. Die Schulkinder wurden laut Anklage zu Zufallsopfern, als sie auf dem Heimweg waren.
Messerangriff auf zwei Kinder in Marxloh: Polizisten begegneten Ron S. und seinem Vater
Mit jeder weiteren Aussage kristallisiert sich heraus, dass Ron S., der an einer schizophrenen Störung leidet, wohl durch Wetten mit drei Chatpartnern im Internet angestachelt wurde. Bei diesen Wetten mit einer Frau aus den Niederlanden, einem Frankfurter und einem Hamburger soll es darum gegangen sein, bis Ende Februar einen Menschen zu töten. Bei der Verlesung seines Haftbefehls gab er auch an, aus Liebe zu einer in den USA inhaftierten Mörderin gehandelt zu haben. „Er sagte mir, er habe nicht anders gekonnt“, erinnert sich die damalige Ermittlungsrichterin an den Haftprüfungstermin am Tag nach der Messerattacke.
Die vier Polizisten waren dem 22-Jährigen rund 24 Stunden zuvor begegnet. Passanten und Funksprüche hatten sie auf einen Angriff mit Verletzten auf der Dahlstraße aufmerksam gemacht. Zügig machten sie sich auf den Weg. An der Bertramstraße stoßen sie auf Ron S. und seinen Vater. „Der ältere Mann hat den Jungen am Ärmel festgehalten“, berichtet eine 46 Jahre alte Beamtin. Sie schildert übereinstimmend mit ihren Kollegen, dass der Vater ihnen dann die beiden Messer und den Hammer ausgehändigt habe. Der 46-Jährigen nach vertraute dessen Sohn ihr an: „Ich habe jemanden abgestochen.“ Und: Auch der Beamtin berichtete er von der Wette.
Nach Behördeninformationen war der 22-Jährige nach dem Angriff zu seinem in der Nähe lebenden Vater geflohen. Der Mann sei nach Schilderungen eines 50 Jahre alten Polizisten vollkommen aufgelöst gewesen.
22-Jähriger mit „beängstigendem Blick“
Ganz anders soll sich nach den Eindrücken der Einsatzkräfte sein Sohn verhalten haben: „Für das, was er wohl getan hat, war er ganz ruhig. Er hat auch sehr ruhig gesprochen“, sagt die 46-Jährige. Nur sein Blick, der sei „beängstigend“ gewesen. Es ist wohl der gleiche Blick, den die Zuschauer im Gerichtssaal als „unheimlich“ wahrnehmen. Denn Ron S. starrt mit weit aufgerissenen Augen in den Raum.
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Widerstand gegen seine Verhaftung leistete der 22-Jährige am Tattag nicht. Zeugen hatten an der Dahlstraße wohl Schlimmeres verhindert: Sie bewarfen den Angreifer mit einer Taschenlampe und zogen ihn von den Kindern weg. Der Junge und das Mädchen konnten sich nach der Attacke noch in eine nahe Grundschule schleppen. Sie erlitten Verletzungen am Kopf, Oberkörper und an den Händen. Im Krankenhaus retten Mediziner in Notoperationen ihre Leben.
>>Im Prozess geht es nicht um eine Haftstrafe
In dem Prozess vor der Sechsten Großen Strafkammer geht es nicht um eine Haftstrafe. Im Fall eines Schuldspruchs würde Ron S. wohl dauerhaft in der geschlossenen Psychiatrie untergebracht.
Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass er ohne Behandlung weiter eine Gefahr für die Allgemeinheit darstellt. Wegen seiner Schizophrenie sei er zum Zeitpunkt des Angriffs schuldunfähig gewesen. Bislang schweigt der 22-Jährige zu den Vorwürfen.