Duisburg. In Duisburg ist die neue Anne-Frank-Gesamtschule gestartet – lediglich mit Fünftklässlern. So lief der erste Tag für Kinder, Lehrer und Eltern.

Zum Start des Schuljahres 2024/25 ist die 15. Duisburger Gesamtschule in Betrieb gegangen. Die Anne-Frank-Gesamtschule startet mit 116 Kindern in vier fünften Klassen in der ehemaligen Comenius-Hauptschule an der Reichenberger Straße in Hamborn, in zwei Jahren soll sie umziehen in den Neubau für eine sechszügige Gesamtschule, der an der Oberen Holtener-Straße in Röttgersbach entsteht.

Neue Duisburger Gesamtschule setzt auf modernes Lernkonzept

„Ich bin total aufgeregt“, sagt David, der mit seiner Mutter Nicole Heil vor dem roten Teppich an der Eingangstür steht. Alles ist neu für den Zehnjährigen, bisher ist er noch der Einzige aus seiner Grundschule im Dichterviertel. „Zum Kennenlerntag haben wir es nicht geschafft, deshalb kennt er die Klassenkameraden nicht“, sagt die Mutter.

Auch sie ist gespannt auf „ein komplett neues Konzept“ der Schule: „Wir hoffen, dass es auch so umgesetzt wird.“ Der Schulwechsel des Sohnes weckt auch Erinnerungen bei Nicole Heil. „Ich habe auch die Anne-Frank-Schule besucht.“ Die einstige Hauptschule wurde vor zehn Jahren geschlossen, diente danach als Unterkunft für Geflüchtete, ehe sie vor zwei Jahren abgerissen wurde, um dem Neubau Platz zu machen.

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Entlastung für das Schulsystem im Stadtnorden

Es ist zehn Jahre nach dem Start von zwei Duisburger Sekundarschulen die erste Neugründung einer Schule in Duisburg. Die Anne-Frank-Gesamtschule ist die erste von zwei neuen Gesamtschulen, die dem stark belasteten Duisburger System Luft verschaffen soll, der zweite Bau ist auf dem ehemaligen Didier-Gelände an der Düsseldorfer Straße in Wanheimerort ab 2025 geplant.

Ein Jahr lang hat Jörg Heinrichs mit dem zehnköpfigen Gründungsteam am Schulkonzept gearbeitet. Der 57-Jährige hat zuvor die Deutsche Schule in Brüssel geleitet, von dort kommt auch seine Stellvertreterin Nicole Bordelais. Noch ist Heinrichs nicht offiziell der Schulleiter. Noch fehlt die Bestätigung für den Wechsel von Baden-Württemberg (dort war er stellv. Schulleiter in Freiburg) nach NRW – eine bloße Formalie.

Der designierte Schulleiter der Anne-Frank-Gesamtschule, Jörg Heinrichs (r.), begrüßte gemeinsam mit seiner Stellvertreterin Nicole Bordelais (2.v.l.) und Unterstufenleiter Markus Kay (l.) Eltern und Schüler.
Der designierte Schulleiter der Anne-Frank-Gesamtschule, Jörg Heinrichs (r.), begrüßte gemeinsam mit seiner Stellvertreterin Nicole Bordelais (2.v.l.) und Unterstufenleiter Markus Kay (l.) Eltern und Schüler. © FUNKE Foto Services | Oliver Mueller

Bis Klasse 8 ohne Versetzungen, Lernzeit statt Hausaufgaben

„Außergewöhnlich“ und „in die Zukunft gerichtet“ – das sind zwei der Ansprüche, den das Kollegium formuliert. Die Klassen 5 bis 8 durchlaufen die Schüler ohne Versetzungen, im Ganztagsbetrieb treten „Lernzeiten“ an die Stelle von Hausaufgaben, Laufbahn-Entscheidungen werden möglichst lange offen gehalten, das besondere Augenmerk gilt dem sozialen Miteinander.

Auch Unterstufenleiter Markus Kay gehört zum dreiköpfigen Schulleitungsteam, er kommt von der Gesamtschule Mitte. „Ich bin auch total gespannt“, sagt der Walsumer. Mit ihm starten acht weitere Lehrkräfte und eine Sozialarbeiterin, außerdem arbeiten eine Sekretärin und ein Hausmeister für die neue Schule.

Auch Schuldezernentin Astrid Neese (l.) und die Schuldezernentin der Bezirksregierung, Barbara Mennekes (r.), kamen zum Start der Anne-Frank-Gesamtschule nach Hamborn. Unter den Gästen war auch der Autor und Pädagoge Burak Yilmaz (hinten).
Auch Schuldezernentin Astrid Neese (l.) und die Schuldezernentin der Bezirksregierung, Barbara Mennekes (r.), kamen zum Start der Anne-Frank-Gesamtschule nach Hamborn. Unter den Gästen war auch der Autor und Pädagoge Burak Yilmaz (hinten). © FUNKE Foto Services | Oliver Mueller

Umbau und Sanierung in wenigen Monaten

Während Jörg Heinrichs Schüler und Eltern begrüßt, laufen noch die letzten Renovierungsarbeiten. Bis zum Frühjahr wurden die Gebäude noch als Teilstandort von der Beecker Theodor-König-Gesamtschule genutzt, die umfangreich saniert wird. Jetzt macht auch die Mensa neben dem denkmalgeschützten Altbau (Baujahr 1910) mit bunten Wandbildern Appetit auf das Menü von „Onkel Ali“. Den Eltern verkürzt das Caterer-Paar Beatrix und Ali Turhan die Wartezeit mit Finger-Food.

„Ihr seid die Entdecker und Forscher und werdet immer die Gründungskinder dieser Schule sein. Das ist etwas Besonderes“, sagt Barbara Mennekes. Die Schuldezernentin der Bezirksregierung spricht aus Erfahrung. Als Schulleiterin in Kamp-Lintfort hat auch sie vor zwölf Jahren eine Schule mit gegründet.

Dieter Thurau war 25 Jahre lang Leiter der Comenius-Schule. Am Mittwoch war auch der 82-Jährige unter den Gästen und begeistert von den frisch renovierten Gebäuden.
Dieter Thurau war 25 Jahre lang Leiter der Comenius-Schule. Am Mittwoch war auch der 82-Jährige unter den Gästen und begeistert von den frisch renovierten Gebäuden. © FUNKE Foto Services | Oliver Mueller

„La-Ola“ mit dem langjährigen Schulleiter der Comenius-Schule

„Für euch soll heute die schönste Schulzeit beginnen“, wünscht Astrid Neese den Kindern. „Ihr werdet Freunde fürs Leben finden“, verspricht Duisburgs Schuldezernentin und weckt Vorfreude auf den Neubau, für den am Donnerstag der Grundstein gelegt wird.

„Dabei kann alt auch schön sein“, betont Dieter Thurau. Der 82-Jährige, topfit und bester Laune, war von 1981 bis 2005 der vorletzte Leiter der Comenius-Hauptschule, die bis 2018 am Standort beheimatet war. „Ich bin total begeistert, wie die Schule jetzt aussieht“, sagt der Pädagoge, der noch immer junge Lehrer und Abiturienten unterstützt. Mit Eltern und Kinder übt er „La-Ola“ bevor der Unterricht beginnt: „Wenn Joe Biden mit 81 US-Präsident ist, kann ich auch noch einmal Schulleiter sein.“

>> BURAK YILMAZ: HÖRT NICHT AUF, EUCH ZU TRAUEN

  • An seine eigene Schulzeit erinnerte sich Burak Yilmaz bei der Eröffnung. Der Pädagoge und Buchautor (Ehrensache: Kämpfen gegen Jugendhass) ist in der Nähe der Hamborner Schule im Dichterviertel aufgewachsen.
  • „Niemand hat uns damals Talent zugetraut“, so der 37-Jährige, „nur zwei Kinder bekamen eine Empfehlung fürs Gymnasium, zwei für die Gesamtschule“. Er habe das als „brutale Ungerechtigkeit“ empfunden.
  • Yilmaz, der einer Einladung der Schulleitung folgte, machte den Schülern Mut: „Jeder von euch hat einzigartige Talente. Ihr habt Ziele, hört nicht auf, euch zu trauen. Ihr gestaltet die Gesellschaft von morgen.“