Duisburg. Die Stadt will die Hubbrücke Homberg übernehmen und sanieren, streitet aber weiter mit den Eigentümern. Die sehen die Schuld bei der Verwaltung.

Immerhin haben Fußgänger und Radfahrer eine schöne Aussicht auf den Rhein, die Friedrich-Ebert-Brücke und aufs andere Ufer, wenn sie neben der Lore am Ende der Dammstraße in Duisburg-Homberg stehen. Ansonsten würden sie sich vielleicht noch mehr darüber ärgern, dass sich an der abgeriegelten Hubbrücke einfach nichts tut.

Seit 2017 ist der Überweg über den Rheinpreußenhafen nun gesperrt. Über die Zukunft der Brücke streiten Stadtverwaltung, Lokalpolitik und Eigentümer sogar noch länger. Dabei ist die Sanierung des denkmalgeschützten Bauwerks längst beschlossene Sache.

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Stadt Duisburg will Hubbrücke übernehmen: So ist der aktuelle Stand

Vor einem Jahr gab es einen Lichtblick für alle, die den Hafen an der Dammstraße überqueren wollen. Der Rat der Stadt beschloss im September, die Brücke im maroden Zustand zu übernehmen und selbst sanieren zu lassen, statt RAG und Ineos die Erneuerung zu überlassen, wie es seit 2020 geplant war. Was ist seitdem passiert?

Die Hubbrücke Homberg führt Radfahrer und Fußgänger über den Rheinpreußenhafen und gehört zum Erlebnisweg Rheinschiene. Seit 2017 ist sie jedoch gesperrt.
Die Hubbrücke Homberg führt Radfahrer und Fußgänger über den Rheinpreußenhafen und gehört zum Erlebnisweg Rheinschiene. Seit 2017 ist sie jedoch gesperrt. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Nichts. Zumindest nichts rund um die Homberger Brücke, das auf Bauarbeiten hindeutet. Noch immer stehen Zäune mit festen Stahltüren und Zackenleisten an beiden Seiten – wie schon seit 2018. Bei „Google Maps“ ist die Hubbrücke als „historische Sehenswürdigkeit“ ausgewiesen, wohl aber mit dem Hinweis: „Vorübergehend geschlossen“.

Trotz Ratsbeschluss: Brücke gehört noch immer Ineos Solvents und der RAG

Auch auf dem Papier ist bislang nichts passiert. Die Brücke gehört noch immer nicht der Stadt, sondern der Ineos Solvents Germany GmbH, die neben dem Hafen auch Werke in Moers, Marl und Herne betreibt, und der RAG Aktiengesellschaft aus Essen. Das berichten sowohl die Besitzer als auch die Stadt auf eine aktuelle Anfrage der Redaktion.

Es gibt zwar ein Konzept, wie die Brücke saniert werden soll, bestätigt Stadtsprecher Falko Firlus. „Jedoch kann mit weiteren Umsetzungsschritten, wie etwa der Ausschreibung, erst begonnen werden, wenn die Brücke in städtisches Eigentum übergegangen ist und Fördermittel für eine Sanierung bewilligt wurden.“

Der Übergang scheitert bislang wohl daran, weil sich beide Seiten nicht darüber einig werden, zu welchen Bedingungen die Brücke an die Stadt geht und wer wie viel Geld für die Sanierung zahlt.

Eigentümer sollten Brücke erneuern – dann wurde Sanierung teurer

2020 hatten die beiden Eigentümerfirmen und die Verwaltung einen Schenkungsvertrag unterzeichnet: RAG und Ineos sollten die Brücke sanieren – teils aus eigener Tasche, teils mit Fördermitteln des Bundes. Danach sollte das Bauwerk ins Eigentum der Stadt übergehen, die sich anschließend um die Instandhaltung kümmern sollte.

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In der Zwischenzeit wurde das Projekt Brückensanierung jedoch deutlich teurer als gedacht. Der Zustand des Bauwerks habe sich verschlechtert, die Preise seien gestiegen, teilte die Stadt im September 2023 mit. Deswegen könne „eine nachhaltige und dauerhafte Lösung nur in einer aufwändigeren Gesamtsanierung der Brücke liegen“. Kostenpunkt: Rund vier Millionen Euro.

Nach Angaben der Verwaltung sind die beiden Besitzer jedoch nicht bereit, die Brücke aufwändiger und teurer zu sanieren als 2020 vereinbart. Darauf folgte der Beschluss der Stadt, die Erneuerung selbst zu übernehmen. Dies sei aber nur mit Fördermitteln aus dem Programm „KulturInvest“ möglich. Außerdem sollten sich RAG und Ineos „mit dem vertraglich festgelegten Finanzierungsbeitrag beteiligen“.

Sanierung zieht sich hin: RAG und Ineos sehen Schuld bei der Stadt

Dafür muss jedoch ein neuer Vertrag her – und an diesem Punkt hakt es zurzeit. RAG und Ineos teilen dieser Redaktion mit, sie hätten einen Entwurf des Ergänzungsvertrags erstellt. „Dieser Vertragsentwurf liegt der Stadt Duisburg seit Januar diesen Jahres vor, eine belastbare Stellungnahme bzw. konkrete Anpassungs- oder Änderungsvorschläge fehlen bis heute“, heißt es in einer gemeinsamen Stellungnahme.

Die beiden Firmen seien bereit, die Änderungswünsche der Verwaltung zu erfüllen. „Dies setzt jedoch die Mitwirkung der Stadt voraus.“

Das sagt die Stadtverwaltung zum Stand der Verhandlungen

Die Version der Stadt liest sich etwas anders. Seit dem Ratsbeschluss aus September „wurden und werden intensive Verhandlungen mit den Eigentümern der Brücke geführt“, sagt Sprecher Falko Firlus. Ziel sei es, die Risiken zu minimieren, die für die Stadt aus der Übernahme einer unsanierten Brücke hervorgehen würden. „Dies erfordert mitunter längere Zeit bei der Prüfung und Erarbeitung eines für beide Seiten tragfähigen Ergänzungsvertrages.“

Die Hubbrücke in Duisburg-Homberg, im Hintergrund die Friedrich-Ebert-Brücke. Seit 2017 ist Duisburgs älteste Hubbrücke gesperrt.
Die Hubbrücke in Duisburg-Homberg, im Hintergrund die Friedrich-Ebert-Brücke. Seit 2017 ist Duisburgs älteste Hubbrücke gesperrt. © Stadt Duisburg | Ilja Höpping

Welche Ablösesumme die Stadt zahlt und mit welchem Betrag sich die Eigentümer an der Sanierung beteiligen, wird zurzeit also noch verhandelt. Weder die Stadt noch RAG und Ineos nennen Zahlen mit Verweis auf die laufenden Verhandlungen. Außerdem wurden der Stadt bislang noch keine Fördermittel aus dem Programm „KulturInvest“ bewilligt.

Kurz: Solange sich die Verwaltung und beiden Eigentümerfirmen nicht einig werden und kein weiteres Fördergeld bewilligt ist, passiert an und mit der Homberger Hubbrücke erst einmal nichts.

Die Verhandlungsposition der Stadt könnte jedoch gestärkt werden, sollte ein Gewerbe- und Industriegebiet am Hafen als Grünfläche ausgeschrieben werden – so wie es die SPD Homberg/Ruhrort plant.

Die Details zum Plan der SPD lesen Sie hier: „Über 100 Jahre verseucht“: SPD will Gewerbegebiet umwidmen

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