Duisburg. Beim Bau eines Schulgebäudes sind Arbeiter auf die Überreste einer alten Fabrik gestoßen. Warum der Fund so besonders ist und was aus ihm wird.

Bauarbeiter sind bei Ausschachtungsarbeiten für den Bau des neuen Gebäudes der Anne-Frank-Gesamtschule in Röttgersbach auf Überreste eines historischen Ziegelhauses gestoßen. Dabei handelt es sich offenbar um eine längst vergessene Fabrik aus dem 18. Jahrhundert. Bauträger und Untere Denkmalbehörde haben eine archäologische Fachfirma damit beauftragt, den Fund professionell zu dokumentieren.

Inzwischen sind sich die Archäologen sicher: Es handelt sich bei dem Gebäude um eine metallverarbeitende Fabrik aus der Zeit der sogenannten Proto-Industrialisierung. Offen ist noch, welche Metalle dort produziert wurden. Um das zu klären, werden die Schlacken analysiert.

Bauarbeiter entdecken in Duisburg eine Fabrik aus dem 18. Jahrhundert

„Der Fund zeigt, dass sich bereits im 18. Jahrhundert im industriellen Maßstab mit Prozessen der Verhüttung auseinandergesetzt wurde. In dieser Form einzigartig, wirft dieser Befund ein Licht auf die bereits im 18. Jahrhundert vorhandenen frühen Fabriken im Duisburger Raum“, erklärt Stadtsprecher Sebastian Hiedels auf Anfrage.

Das Besondere an der Ausgrabung: Die alte Fabrik ist ein echter Zeitzeuge ihrer Epoche. Bisher standen der Wissenschaft überwiegend schriftliche Überlieferungen zur Verfügung, um sich ein Bild von der Proto-Industrialisierung zu machen. Sie sei „jedoch zentral, um die Hochindustrialisierung in ihrer veränderungsbringenden Dynamik zu begreifen“.

Die Fabrikanlage ist schon der zweite Fund in diesem Sommer in Duisburg

Sie nahm spätestens ab der Mitte des 19. Jahrhundert volle Fahrt auf und ist heute noch vielerorts sichtbar. „Die baulichen Überreste der Hochindustrialisierung prägen das Bild der modernen Städte wie Landmarken“, so Hiedels. In Duisburg gehört zum Beispiel die 1876 gegründete Kupferhütte dazu. Und erst kürzlich sind Bauarbeiter an der Mercatorstraße/Curtiusstraße auf die Überreste der alten „Curtius Ultramarinwerke“ gestoßen, die von Friedrich Wilhelm Curtius und seinem Sohn Julius im Jahr 1849 ins Leben gerufen wurde.

Die Ausgrabungen auf dem zukünftigen Schulhof könnten bald für jeden sichtbar sein.
Die Ausgrabungen auf dem zukünftigen Schulhof könnten bald für jeden sichtbar sein. © Stadt Duisburg | Brigitta Kunz

Doch was passiert jetzt mit den Ausgrabungen? „Ein Teil der gefundenen archäologischen Strukturen, der sich unmittelbar in der Baugrube zum Schulneubau befand, wurde vor dem Abbau vollständig bis zur maximalen Baueingriffstiefe ausgegraben und archäologisch dokumentiert“, erklärt der Stadtsprecher.

Für die Öffentlichkeit interessanter sind die Pläne für die Überreste, die auf dem Areal des zukünftigen Schulhofs entdeckt wurden: „Der Teil konnte aufgrund der zentralen Bedeutung für die Geschichte der Region bisher erhalten bleiben.“ Er wurde mit Sand abgedeckt, um die alte Industrieanlage während der Bauarbeiten vor Schäden zu schützen. Schulbaugesellschaft, Architekturbüro, Baufirma und Untere Denkmalbehörde überlegen zurzeit, „ob das historische Ziegelgebäude in die gestalterische Planung des Pausenhofes einbezogen und eventuell sogar sichtbar gemacht werden kann“.

Das rund 125 Millionen Euro teure Gebäude der neuen Anne-Frank-Gesamtschule soll im August 2026 bezogen werden, Kinder mit unterschiedlicher Herkunft aufnehmen und damit die angespannte Lage an den Schulen im Duisburger Norden entschärfen. Durch die Ausgrabung sei es nicht zu Verzögerungen gekommen, teilt die Stadt mit.