A3 gesperrt: So läuft‘s an der Baustelle am Kreuz Kaiserberg
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Duisburg. Für 450 Millionen Euro wird das Autobahnkreuz Kaiserberg umgebaut. Aktuell ist dafür die A3 gesperrt. Fakten und viele Fotos von der Baustelle.
Wie die Rippen eines riesigen Urzeittieres biegen sich die Holzbalken des Kragarms in den grauen Himmel über der A3. Statt Autos sind an diesem Samstagvormittag Menschen auf der Autobahn: Das Kreuz Kaiserberg ist übers Wochenende gesperrt. Die Baumaßnahme ist Teil des Megaprojekts Umbau des Spaghettiknotens, wie die Duisburger ihn liebevoll nennen.
„Den Namen hat es verdient“, sagt Frank Theißing. Der Projektleiter der Autobahn GmbH ist verantwortlich für die komplexe Baustelle: 450 Millionen Euro werden hier verbaut, um den Stau-anfälligen Verkehrsknoten jedenfalls im übertragenen Sinne zu entwirren. Und das unter laufendem Verkehr.
Vollsperrung Kreuz Kaiserberg? Nein – dann lieber Jahre länger bauen
Das Kreuz Kaiserberg, wo sich A3 und A40 treffen, für die Bauzeit voll sperren? Die Autobahn GmbH könnte zwar schneller bauen, „3,5 Jahre, dann sind Sie durch.“ Knapp die Hälfte der eingeplanten acht Jahre, die das Autobahnkreuz Baustellen bleiben wird – anderthalb sind schon geschafft, 2030 soll der Umbau abgeschlossen sein.
Aber: Eine Vollsperrung würde das Ruhrgebiet lahmlegen, mindestens. Mehr als 200.000 Fahrzeuge passieren täglich das Kreuz Kaiserberg, „Sie schicken da eine Großstadt durch“, sagt Theißing treffend.
„Sie schicken da täglich eine Großstadt durch.“
Ein Wunder, dass es nicht noch mehr Stau gibt.
An diesem Morgen ist die sonst so volle A3 leer, jedenfalls von Autos, Motorrädern, Lkw. Stattdessen stehen auf der Baustelle zwei Kräne, ein Tausendfüßler, weitere Baustellenfahrzeuge; 100 Arbeiter sind im Schichtbetrieb seit Freitagabend rund um die Uhr im Einsatz, bis die Sperrung am frühen Montagmorgen wieder aufgehoben wird.
Vier Stahlträger für eine neue Brücke über Gleise der Deutschen Bahn werden während dieser Zeit eingebaut. Jeder ist ein Unikat, so unterschiedlich wie die Belastungen, denen sie unter fließendem Verkehr ausgesetzt sein werden. Jeder ein Koloss: 64 Meter lang, zwischen 180 und 220 Tonnen schwer.
Die Träger werden mit Stahl ausgesteift, wie der Fachmann sagt. Dann kommen Betonplatten drauf, das Ganze erhält eine Schalung aus Holz, in die Eisen eingebaut wird. Anschließend wird betoniert. Dann, erst dann, „beginnt der klassische Straßenbau“.
Neue Brücke im Kreuz Kaiserberg
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Zehn Brücken gibt es im Autobahnkreuz Kaiserberg, zwei davon führen über Gleise. Auch dort fährt nichts an diesem Wochenende: Damit die Autobahn GmbH die Stahlträger einbauen kann, muss die Deutsche Bahn ihre Gleise sperren. Sämtliche Signalanlagen leuchten rot, wo sonst Züge auf sieben Gleisen nach Oberhausen, Essen, Berlin fahren.
Kreuz Kaiserberg: Der Spaghettiknoten ist einzigartig in NRW
Die Abstimmung mit der DB ist nur eine der Herausforderungen, die den Umbau am Kreuz Kaiserberg zu einer schwierigen Baustelle machen. Der Spaghettiknoten ist einzigartig in NRW, eine Herausforderung für Planer. Normalerweise legt die Autobahn GmbH ihre Kreuze im klassischen Kleeblatt an.
Hier war das unmöglich. Drumherum verläuft der Schifffahrtkanal, die schon erwähnten sieben Gleise und eine Güterzugstrecke parallel zu A3; es gibt die Wohnsiedlung Werthacker, den Zoo, Industrie. Und mittendrin: das Autobahnkreuz. „Die Planer in den 60ern waren da sehr kreativ“, sagt Theißing. „Wir fahren hier auf drei Ebenen, wie man es sonst nur aus L.A. kennt.“
„Wir fahren hier auf drei Ebenen, wie man es sonst nur aus L.A. kennt.“
Die Ebenen bleiben, die Fahrbahnen verlaufen künftig aber einen bis anderthalb Meter höher – neue Sicherheitsbestimmungen der Bahn. Das Wichtigste sind natürlich die beiden zusätzlichen Fahrspuren: Sechs statt vier Streifen sollen den Verkehr zwischen Köln und Oberhausen künftig besser fließen lassen. „Wir haben heute jeden Tag Stau“, sagt der Projektleiter der Autobahn GmbH. Und verspricht: „Es wird deutlich besser.“
>> NEUE BRÜCKEN FÜR DIE A3 SOLLEN 80 JAHRE HALTEN
Für den Umbau des Autobahnkreuzes Kaiserberg werden die neuen direkt neben die alten Brücken der A3 gebaut. Die alten Bauwerke werden abgerissen, so wie vor drei Monaten die Brücke Richtung Arnheim.
Verankert werden sie unter anderem durch Bodenpfähle in rund 23 Metern Tiefe.
Einmal gebaut, sollen die Brücken 80 Jahre halten.
Das rostige Aussehen der Stahlträger ist kein Grund zur Besorgnis: Eingesetzt wird wetterfester Stahl. Der rostet nur an der Oberfläche, aber nicht durch – das spart Grundierung, Beschichtung und Unterhalt derselben.
Der Abraum der alten Brücken wird wiederverwertet: Der Stahl wird an Stahlwerke verkauft, der Beton könnte einst anderswo wieder in einer Autobahnbrücke verbaut werden.
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