Duisburg. Hupen, Rasen, Posen: Abend für Abend wird die Mühlenweide in Duisburg-Ruhrort zum Treffpunkt für die Auto-Szene. Was genervte Nachbarn fordern.
Die Mühlenweide in Duisburg-Ruhrort ist ein beliebter Ausflugsort. Doch nicht nur tagsüber kommen zahlreiche Besucher. In den Abendstunden fahren dicke Karren vor, brettern die enge Dammstraße hinunter und treffen sich unter der Friedrich-Ebert-Brücke. Die Nachbarn fühlen sich gestört und sogar eingeschüchtert. In der vergangenen Woche eskalierte die Lage. Unbekannte haben in der Nacht zum 9. Juli aufeinander geschossen. Verletzt wurde niemand, die Polizei wertet die Tat dennoch als „versuchtes Tötungsdelikt.“
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Ein Ortsbesuch am Donnerstagabend. Der Parkplatz unter der Brücke ist gut gefüllt. Im Zehn-Minuten-Takten rauschen neue Wagen an und nehmen richtig Fahrt auf, wenn sie die Straße hinunterkommen. Einer der Nachbarn sagt: „Ich würde niemandem raten, sich nachts im Bereich der Mühlenweide aufzuhalten.“
Nachbarn in Duisburg-Ruhrort fühlen sich eingeschüchtert
Das war vor ein paar Jahren noch anders. Er lebt gerne in dem Hafenstadtteil. Von seiner Wohnung hat er einen traumhaften Blick aufs Wasser. Aber die Szenen, die sich an den Abenden abspielen, mögen er und die anderen nicht mehr hinnehmen. Der 41-Jährige hat beobachtet: „Eigentlich bräuchte es uns nicht stören, dass dort gedealt wird, sich die Personen gegenseitig die Waffen zeigen, ganz gleich ob echt oder nicht. Oder dass sich dort Pärchen treffen und manchmal vergnügen.“ Sie haben schon bei der Polizei vorgesprochen. „Die An- und Abfahrt wird begleitet von lauter Musik, Raserei, quietschenden Reifen, Drifts, Grölerei und Hupkonzerten.“ Als sie einmal was sagten, postierte sich an einem Abend einmal ein Fahrer vor ihrem Haus, schlug die Tür auf und zu und schrie: „Euch zeigen wir, was Lärm ist.“ Die Nachbarn möchten deshalb lieber nicht erkannt werden.
Regelmäßig komme es zudem zu gefährlichen Situationen. In der Vergangenheit seien schon Unfälle mit parkenden Fahrzeugen passiert. „Die vor einer Weile im unteren Teil der Dammstraße angebrachten Temposchwellen motivieren lediglich dazu, davor und danach maximal zu beschleunigen, ebenso wie die enge Spitzkehre im oberen Teil der Dammstraße zu Drift-Manövern anregt.“ Reifenspuren finden sich regelmäßig auf der Straße, schildern die Nachbarn. Kontrollen von Polizei und Ordnungsamt würden meist zu „völlig unproblematischen Zeiten“ stattfinden. Immerhin: Nach der Tat sei die Polizei zwischendurch auch abends gesichtet worden.
„Sollten sich Anwohner unsicher fühlen, immer die Polizei informieren. Sobald wir Kenntnis über Raserei und Ruhestörung erlangen, werden Streifenwagen zur Örtlichkeit geschickt, um nach dem Rechten zu schauen.““
Auf Nachfrage bestätigt die Polizei: „Die Situation ist uns bekannt und wir befinden uns im regelmäßigen Austausch mit der Stadt.“ Polizei-Sprecherin Julia Schindler rät: „Sollten sich Anwohner unsicher fühlen, immer die Polizei informieren. Sobald wir Kenntnis über Raserei und Ruhestörung erlangen, werden Streifenwagen zur Örtlichkeit geschickt, um nach dem Rechten zu schauen.“ Sollte es vor Ort entsprechende „Feststellungen geben“, würden entsprechende Maßnahmen eingeleitet. Dies könnten Platzverweise sein, aber auch Anzeigen. „Aufgrund der Einsatzlage im gesamten Stadtgebiet ist es jedoch nicht möglich, einzelne Örtlichkeiten rund um die Uhr zu bestreifen.“ Vor allem in den Sommermonaten führten Einsatzkräfte regelmäßig Schwerpunkteinsätze in der Raser-, Poser- und Daterszene durch.
Nachbarn wünschen sich eine Spielstraße
Von Seiten der Stadt heißt es: „Es werden im unmittelbaren Umfeld durch die kommunale Geschwindigkeitsüberwachung Kontrollen vorgenommen und vereinzelt Geschwindigkeitsüberschreitungen festgestellt.“ Direkt an der benannten Stelle sei es zum Teil messtechnisch nicht möglich zu blitzen. „Messfahrzeuge oder auch ein Blitzer-Anhänger könnten in diesem Bereich nur so eingesetzt werden, dass sie unmittelbar von den Verkehrsteilnehmern wahrgenommen werden. Aus diesem Grund geht die kommunale Geschwindigkeitsüberwachung davon aus, dass dies zu keiner wesentlichen Verbesserung der Situation beitragen würde“, erklärt Stadtsprecher Sebastian Hiedels. Sollte es Verstöße gegen das nächtliche Parkverbot geben, würden diese geahndet. Der städtische Außendienst sei auch nach 20 Uhr regelmäßig im Einsatz.
Die Nachbarn finden: „Die einzige Lösung kann sein, hier konsequent Präsenz zu zeigen, Geschwindigkeit zu überwachen und gegen das Verhalten vorzugehen.“ Sie würden sich wünschen, dass die Politik aufgrund der geringen Fahrbahnbreite und der Nähe zu den Häusern und zum Spielplatz die Dammstraße zu einer Spielstraße umwandeln.
Einige Mieter haben indes schon reagiert und auf eigene Kosten neue, schalldichtere Fenster eingebaut. Andere fragen verzweifelt: „Ist es denn die einzige Lösung, dem Stadtteil den Rücken zu kehren und den Betreffenden das Feld zu überlassen?“