Duisburg/Oberhausen. Eine Oberhausenerin (40) schlich sich in das Herz eines Seniors aus Duisburg-Wedau. An einem verhängnisvollen Abend räumte sie den Tresor leer.
Die erste Begegnung war scheinbar zufällig gewesen: Im Garten seines Hauses in Wedau kam ein 86-Jähriger im August 2023 mit einer Frau ins Gespräch. Mehrfach besuchte die 40-Jährige den Witwer danach unangemeldet, schlich sich in sein Vertrauen ein. Bei ihrem letzten Besuch sie ihm den Tresor aus. Nun musste sich das Duisburger Amtsgericht mit dem traurigen Fall befassen.
Mehrfach hatten die Oberhausenerin und der ältere Herr abends gemeinsam Wein getrunken. Stets war die Frau stark geschminkt und schick gekleidet erschienen. An gegenseitigen Komplimenten wurde nicht gespart
Außerdem sprach man über Verwandte, Finanzielles und sogar über Tresore. Was der 86-Jährige zum Anlass nahm, dem Gast seinen Geldschrank zu zeigen, in dem etliche Tausend Euro und eine umfangreiche Münzsammlung lagen. Am 2. September 2023 besuchte die Frau ihn zum letzten Mal.
Frau nutze Duisburger (86) aus: „Mein Vertrauen in Menschen ist zerstört“
Nach zwei Gläsern Wein fühlte sich der Rentner an diesem Abend plötzlich seltsam benommen. Dennoch freute er sich sehr, als die Frau ihn fragte, ob sie nicht bei ihm übernachten könne. Der Senior träumte schon von einer gemeinsamen Zukunft, als er nach oben ging, um ihr das Zimmer zu zeigen, in dem sie schlafen sollte. Doch zu seiner Überraschung war die Frau ihm gar nicht gefolgt, sondern hatte ohne Abschied das Haus verlassen. Erst später fiel dem 86-Jährigen auf, dass sie ihm vor der Flucht, offenbar mit einem Nachschlüssel, blitzartig den Tresor ausgeräumt hatte.
„Abgesehen von dem finanziellen Schaden ist mein Vertrauen in Menschen zerstört“, beklagte der Wedauer im Zeugenstand. „Ich verstehe nicht, wie ich so leichtsinnig sein konnte.“ Erst im Nachhinein sei ihm aufgefallen, dass sein Gast unter fadenscheinigen Begründungen immer Handschuhe trug. Das von ihr benutzte Geschirr spülte die Frau stets selbst und entsorgte sogar ihre Zigarettenkippen. „Ich dachte, die wäre besonders ordentlich.“
Anwalt übergibt 40.000 Euro Schadenswiedergutmachung
Der Verteidiger übergab im Auftrag seiner Mandantin 40.000 Euro, die den größten Teil des finanziellen Schadens deckten. Die Frage der Vorsitzenden, woher das Geld wohl stamme, blieb unbeantwortet. Die Polizei ermittelte nicht nur gegen die Angeklagte, sondern auch in deren familiärem Umfeld.
Die 40-Jährige, die seit einem halben Jahr in Untersuchungshaft sitzt, gestand die Tat rückhaltlos. Als Motiv führte sie Geldnöte an, in die sie eine Tablettenabhängigkeit im Zusammenhang mit einer schweren Rückenerkrankung trieb. Sie entschuldigte sich bei dem 86-Jährigen. Der nahm die Entschuldigung an. „Ich wünsche Dir alles Gute“, sagte er und hielt eine kleine Weile die Hand der Angeklagten. „Es hätte alles so schön werden können.“
Urteil gegen Oberhausenerin Zwei Jahre und drei Monate Gefängnis
Die Staatsanwältin und das Schöffengericht zeigten deutlich weniger Verständnis für die 40-Jährige. Auch wenn der anfängliche Verdacht, dass der Duisburger bei der Tat durch die Verabreichung irgendwelcher Substanzen beeinträchtigt worden sei, nicht erhärtet werden konnte, sah die Anklägerin eine ungewöhnlich hohe kriminelle Energie. Die Vorsitzende des Schöffengerichts fand deutliche Worte: „Die Angeklagte hat nicht zum ersten Mal alte Menschen systematisch und skrupellos abgezockt.“
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Zur Tatzeit stand die 40-jährige aus Oberhausen bereits wegen Trickdiebstählen zu Lasten mehrerer Seniorinnen unter Bewährung. Diesmal verurteilte das Gericht sie zu einer Gefängnisstrafe von zwei Jahren und drei Monaten. Auch eine Haftverschonung bis zum endgültigen Strafantritt wurde versagt. „Die Wiederholungsgefahr ist zu groß.“