Duisburg. Eine langjährige Mieterin zieht gegen die Gebag vor Gericht. Es gibt Streit um ein neues Wohnzimmer-Fenster. Das sagt Duisburgs Baugesellschaft.

Karin Franz ist seit 1988 Mieterin der Gebag und versteht die Welt nicht mehr. „Ich habe mich immer sehr wohl- und gut behandelt gefühlt. Aber seit der Geschichte mit meinem Wohnzimmerfenster habe ich nur noch Ärger“, sagt die Neumühlerin. Inzwischen ist sie sogar vor Gericht mit der städtischen Baugesellschaft.

Streitpunkt ist die Fensterfront des Wohnzimmers mit Zugang zum Balkon. Das Fenster, Baujahr 1975, sei schon lange undicht, Schimmel die Folge gewesen. Nach lange Hin und Her habe die Gebag sich bereit erklärt, ein neues Fenster einzubauen. Im Februar 2023 war es dann so weit.

Die Duisburgerin Karin Franz liegt mit der Gebag über ein neues Fenster im Clinch

„Ich habe sofort gemerkt, dass die neuen Fenster viel kleiner sind als die alten“, sagt Franz. Sie hat nachgemessen: Der untere Teil aus Plastikelementen ist jetzt 97,5 Zentimeter hoch, vorher waren es nur 60. „Dadurch ist die Wohnung dunkler geworden“, sagt sie. Und: „Wenn ich auf dem Sofa sitze, gucke ich auf das Plastik statt ins Grüne.“ Als sie sich darüber beschwert hat, habe ihr ein Gebag-Mitarbeiter geraten, „Blumensticker darauf zu kleben“.

Der 20 Quadratmeter große Balkon vor der Fensterfront ist ihr ganzer Stolz. Man merkt sofort, dass sie ihn mit Liebe eingerichtet hat. Doch von den schönen Möbeln, der Deko und den Pflanzen sieht Franz nichts mehr, beziehungsweise muss dafür direkt ans Fenster treten. Das neue Fenster habe ihr die Lust an dem kleinen Paradies verhagelt. „Ich bepflanze die Kästen nicht mehr so schön wie früher. Ich habe ja nichts mehr davon.“

Denn nicht nur die Aussicht ist ein Problem. Auch die Schwelle, die sie neuerdings überwinden muss, um nach draußen zu gehen. „Früher war die sechs Zentimeter hoch, jetzt sind es fast 25“, so die Mieterin. Die sind für die Rentnerin ein echtes Hindernis: „Ich habe zwei künstliche Kniegelenke.“ Zwar habe die Gebag die Platten auf dem Balkon etwas erhöht, aber „ich muss trotzdem innen den großen Schritt machen“. Einmal sei sie dabei schon gestürzt. „Seitdem habe ich Angst rauszugehen.“

Um auf den Balkon zu kommen, muss Karin Franz diese Schwelle überwinden.
Um auf den Balkon zu kommen, muss Karin Franz diese Schwelle überwinden. © Privat

Gebag will sich wegen des laufenden Gerichtsverfahrens nicht äußern

Es sei richtig, dass Karin Franz sich „über die Optik der neuen Fenster beklagt“, bestätigt Gebag-Sprecherin Gerhild Gössing. „Auch werden noch andere Punkte von Frau Franz bemängelt, wie beispielsweise die Schwelle zum Balkon. Wir messen hier allerdings keine 25 Zentimeter.“ Weiter möchte sich die Pressestelle nicht äußern, da die Mieterin das gerichtliche Verfahren gesucht habe: „Der Vorgang liegt deshalb auch bei uns bereits in der Rechtsabteilung. Aufgrund des laufenden gerichtlichen Verfahrens zu diesen Themen möchten und können wir uns an dieser Stelle aber auch nicht weiter äußern.“

In der Tat hat Karin Franz inzwischen einen Anwalt eingeschaltet, der ihr geraten hat, vor Gericht zu gehen. Franz macht der Gebag den Vorwurf, sich nicht um ihre Belange zu kümmern und sie nicht ernst zu nehmen. So würde zum Beispiel auch durch das neue Fenster Wasser in die Wohnung eindringen. „Es gibt ein Loch, das ich mit dem Föhn trockne, wenn es geregnet hat, damit sich nicht noch mehr Schimmel bildet.“ Darauf kontert die Gebag: „Das Problem des Wassereintritts würden wir gern beseitigen, wenn uns Frau Franz notwendige Abschlussarbeiten an der Fensteranlage machen ließe, was leider nicht der Fall ist.“

In der Wohnung hat sich Schimmel gebildet.
In der Wohnung hat sich Schimmel gebildet. © FUNKE Foto Services | Christoph Wojtyczka

Die Situation scheint sehr verfahren zu sein. So verfahren, dass die Gebag nicht mehr möchte, dass die Mieterin bei der Hotline der Wohnungsbaugesellschaft anruft. „Wenn ich mich da melde, sagt man mir, ich dürfe dort nicht anrufen. Das hätte man mir schriftlich mitgeteilt. Ich soll mich bei meinem Anwalt melden“, berichtet die Neumühlerin. So ein Schreiben hätte sie nie bekommen: „Für mich ist am schlimmsten, wie die Gebag mit mir umgeht. Eigentlich will ich nur meine Ruhe.“

Die Gebag bestätigt dieses Vorgehen. Karin Franz sei „eine durchaus fordernde Mieterin“, die die Mitarbeiter „teils mit deutlich über 20 Anrufen pro Tag beschäftigt“ habe. „Um diese Vielzahl von Kontaktaufnahmen und Anfragen zu kanalisieren, haben wir im vergangenen Monat entschieden, dass Frau Franz sich ab sofort bitte ausschließlich per Mail an die Gebag wendet. Selbstverständlich werden die schriftlichen Anfragen von Frau Franz genauso bearbeitet, als würde sie sich telefonisch melden, sodass der Mieterin hierdurch kein Nachteil entsteht“, teilt die Pressestelle auf Anfrage mit. Und: „Sie können sicher sein, dass wir eine solche Entscheidung nicht leichtfertig treffen.“

Karin Franz kann sich darüber nur wundern: „Ich habe im letzten Monat nur zweimal bei der Gebag angerufen und bin abgeblockt worden. Man hat mir nie angeboten, E-Mails zu schreiben. Ich sollte zu meinem Anwalt gehen. Eigentlich kommuniziere ich nur noch über ihn. Und selbst seine Briefe wurden nicht alle beantwortet.“ Das alles klingt nicht so, als ob Mieterin und Vermieter zu einer einvernehmlichen Lösung kommen werden. Vor einigen Tag hat sich ein vom Gericht bestellter Gutachter das Fenster angesehen. Auf dessen Einschätzung wartet Karin Franz nun gespannt.