Duisburg. Mit dem Zeppelin NT sind von Mülheim aus Rundflüge über Duisburg möglich. Das Erlebnis kostet 470 Euro. Was Fluggäste von der Stadt entdecken.

Das Ruhrgebiet hat seit wenigen Wochen eine neue Attraktion: In 300 Metern Höhe schwebt ein Luftschiff über die Städte an Rhein und Ruhr und ermöglicht Passagieren einen neuen Blickwinkel auf die Heimat mit all ihren Details, die sich unter ihnen ausbreitet wie in einem aufgeschlagenen Wimmelbuch. Von Mülheim aus fliegt der Zeppelin NT in verschiedene Himmelsrichtungen – eine der Routen führt über Duisburg.

„Ich habe den Zeppelin über unserem Haus gesehen und gesagt: Das möchte ich auch gerne einmal machen“, sagt Karin, die am Waldfriedhof in Wanheimerort lebt und an diesem sonnigen Tag am Hangar in Mülheim auf ihren Rundflug wartet. Angesichts seiner imposanten Länge von 75 Metern, mehr als ein Airbus A380, wirbt der Gigant quasi im Vorbeifliegen. Bevor es für die 75-Jährige und andere Fluggäste gen Himmel geht, gibt es am Boden eine kurze Sicherheitseinweisung, wie man sie aus dem Flugzeug kennt.

Mit dem Zeppelin über Duisburg: 14 Gäste können mitfliegen

14 Gäste können in der rund elf Meter langen Gondel unter dem prallen und mit nicht brennbarem Helium gefüllten Bauch des Luftschiffs mitfliegen, ausnahmslos auf Fensterplätzen. Der Einstieg erfolgt schnell im „fliegenden Wechsel“ – und zwar wortwörtlich, denn um das knapp über der Erde schwebende Luftschiff in der Balance zu halten, steigen immer zwei Passagiere der vorherigen Flugroute aus und zwei neue Fluggäste wieder ein. Sind alle an Bord, steigt der brummende und mit drei schwenkbaren Antrieben ausgestattete Zeppelin vertikal in die Höhe.

Dann hebt der Zeppelin ab: Die Flughöhe ist nach 300 Metern erreicht.
Dann hebt der Zeppelin ab: Die Flughöhe ist nach 300 Metern erreicht. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Kapitän aus Mülheim zeigt Fluggästen das Ruhrgebiet

Nachdem die Flughöhe von 300 Metern erreicht ist, dürfen sich die Passagiere abschnallen, in der Kabine frei bewegen und dem Kapitän bei der Arbeit über die Schulter schauen. Im offenen Cockpit sitzt Viktor Schacht, der an diesem Tag von einem Co-Piloten begleitet wird. Der Kapitän aus Mülheim hat mehr als 13 Jahre Airbus-Fliegerei hinter sich gelassen, um sich zum Luftschiff-Piloten ausbilden zu lassen. Ein Beruf mit Seltenheitswert: Es gibt mehr Astronauten als Zeppelin-Piloten auf der Welt.

Kapitän Viktor Schacht (links) und ein Co-Pilot bewegen den Zeppelin in der Luft. Das Cockpit ist offen, die Fluggäste können dem Piloten über die Schulter gucken.
Kapitän Viktor Schacht (links) und ein Co-Pilot bewegen den Zeppelin in der Luft. Das Cockpit ist offen, die Fluggäste können dem Piloten über die Schulter gucken. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

„Wir haben keinen Autopiloten, wir fliegen komplett von Hand“, sagt der Kapitän zu den Unterschieden zum Flugzeug. Das Fliegen mit dem Zeppelin habe deshalb etwas Nostalgisches. Die Navigation erfolgt auf Sicht. Eine Gute ist für den Start unerlässlich. So muss die Sicht mindestens fünf Kilometer betragen, die Wolkenuntergrenze liegt bei 600 Metern über Grund. Spielt das Wetter nicht mit, müssen Rundflüge auch kurzfristig abgesagt werden, dann wird den Gästen ein Alternativtermin angeboten.

Mit dem Zeppelin über Duisburg: Zuerst zeigt sich der Stadtwerketurm

„Heute haben wir 14 Knoten auf der Nase“, sagt Schacht. Mit Passagieren an Bord sei ein Flugbetrieb bei einer Windstärke bis zu 18 Knoten möglich, Böen sind da schon mit eingerechnet. Für die Fluggäste sind die 14 Knoten in der Gondel an diesem Sommertag spürbar, das Luftschiff schwankt leicht im Wind, während sich der Zeppelin langsam und gegen die Windrichtung nach Duisburg schleicht.

Es geht vorbei an der Essener Siedlung Margarethenhöhe, weiter über Oberhausen, mit bester Sicht auf den Gasometer sowie die Neue Mitte. Der Flug geht den Rhein-Herne-Kanal entlang über das Schloss Oberhausen und den Kaisergarten. Noch bevor Ruhrort mit dem Duisburger Hafen erreicht ist, grüßt eine Landmarke bereits aus der Ferne: Der 200 Meter in die Luft ragende Stadtwerketurm ist das Erkennungsmal.

Aus der Ferne grüßt der Stadtwerketurm: Schon bevor Duisburg erreicht ist, sehen Fluggäste das Wahrzeichen aus der Ferne.
Aus der Ferne grüßt der Stadtwerketurm: Schon bevor Duisburg erreicht ist, sehen Fluggäste das Wahrzeichen aus der Ferne. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Für Karin aus Wanheimerort beginnt über Duisburg das große Suchen. Die 75-Jährige ist mit der Stadt verwurzelt und hat in ihrem Leben nie woanders gelebt, erklärt sie. Unter ihr breitet sich ihre Heimat aus, mit ihren auffälligen Landmarken und persönlichen Erinnerungsorten.

Die Fluggäste erblicken das Kreuz Kaiserberg, auf der Autobahn bewegen sich Pkw wie Spielzeugautos. Weiter der A40 folgend kommt der Innenhafen mit dem Museum Küppersmühle, der modernen Architektur und das Millionengrab „The Curve“.

Auch der Innenhafen wird überflogen.
Auch der Innenhafen wird überflogen. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Es geht in Richtung Innenstadt, mit einem Blick auf die Königstraße und den Hauptbahnhof, der am Ostausgang bereits über vier Gleise die moderne Welle macht.

Der Hauptbahnhof und der neugestaltete Osteingang aus der Vogelperspektive.
Der Hauptbahnhof und der neugestaltete Osteingang aus der Vogelperspektive. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

„Es ist wie eine Modelleisenbahnwelt“, sagt der Pilot. Unten ist für die Fluggäste bereits die MSV-Arena sowie die Regattabahn zu sehen. Dann geht der 45-minütige Flug weiter über den Stadtwald und zurück nach Mülheim. Für Ortsfremde zeigt sich nicht nur an dieser Stelle, wie grün das Ruhrgebiet doch ist. Karin aus Wanheimerort ist begeistert: „Gerade, wenn man sich auskennt, ist es außergewöhnlich“, sagt die Seniorin am Ende des Flugs und wieder mit beiden Füßen auf dem Boden.

Ein Highlight für MSV-Fans: Die Schauinsland-Reisen-Arena in der Ferne. Davor: Die Regattabahn.
Ein Highlight für MSV-Fans: Die Schauinsland-Reisen-Arena in der Ferne. Davor: Die Regattabahn. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

>> Mit dem Zeppelin über Duisburg: Preise & Infos

  • Die Heimat im Zeppelin zu entdecken, ist nicht günstig: Ein Rundflug kostet 470 Euro pro Person. Dafür bekommen die Gäste ein „Erlebnis mit Erinnerungswert“, sagt Volker Weinhold, der im Namen der Deutschen Zeppelin-Reederei GmbH den Standort in Mülheim leitet. Viele der Fluggäste sind Ü60. Personen, die die goldene Ära der großen Passagierluftschiffe der 1920er und 1930er Jahre aus Erzählungen der Eltern und Großeltern kennen.
  • Die Zeppelinflotte ist sehr klein: In Mülheim und am Bodensee heben in Deutschland aktuell nur zwei Luftschiffe ab. Ein drittes wird gebaut. Ein Zeppelin kostet rund 20 Millionen Euro, erklärt Weinhold. Auch Kosten für Personal und Helium sowie Zertifizierungen beeinflussen den Flugpreis. Hinzu kommen etwa der technische Aufwand und die Sicherheitsstandards.
  • Über den Sommer und für die touristische Hauptsaison wird der Zeppelin NT nach Friedrichshafen zurückkehren. In der nächsten Saison soll das Luftschiff über die gesamte Saison in Mülheim bleiben. Schon jetzt sind Flüge buchbar. Der erste Flug über Duisburg ist am 15. Mai 2025 geplant. Mehr Informationen gibt es unter zeppelinflug.de
Ein Blick auf die Duisburger Innenstadt mit dem Hauptbahnhof und der Königstraße. In der Ferne ist auch der Rhein zu sehen.
Ein Blick auf die Duisburger Innenstadt mit dem Hauptbahnhof und der Königstraße. In der Ferne ist auch der Rhein zu sehen. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND