Duisburg. Dreiste Metalldiebe haben 130 Gräber auf zwei Friedhöfen in Duisburg geplündert. Kurz nach dem Tod ihres Mannes trifft das eine Witwe hart.

Das Vorgehen der skrupellosen Metall-Diebe auf dem Friedhof Trompet macht auch Tage nach der Tat fassungslos: Sie waren über zwei Löcher im Maschendrahtzaun auf den Friedhof im Duisburger Westen gelangt. Die hatten die Täter selbst in einem schlecht einsehbaren Bereich geschnitten.

Hinter dem Zaun beginnt direkt ein bewaldeter Damm, auf dem ein Wanderweg verläuft. „Die Täter haben sich offenbar einen Schlüssel besorgt, den Poller umgelegt und sind mit einem Fahrzeug auf den Damm gefahren“, sagt jetzt Claudia Jost, Arbeitsgruppenleiterin Friedhöfe West.

Metalldiebe stehlen auf dem Friedhof Trompet in Duisburg Lichter von mehr als 80 Gräbern

Es war in der Nacht zum Samstag, 29. Juni, als Unbekannte auf dem Friedhof in Bergheim wüteten. Sie hatten es auf Metallgegenstände wie Vasen und Grablichter abgesehen. Die Täter traten die Lampen um oder rissen sie von ihren kleinen Sockeln. Lampen aus günstigem Alu oder Gusseisen ließen sie liegen. Die aus teurer Bronze oder Kupfer nahmen sie mit.

Insgesamt sind wohl mehr als 80 Gräber betroffen. Einen Tag vorher waren Metalldiebe auf dem Friedhof Mühlenberg unterwegs. „Bisher haben wir hier 48 Gräber aufgelistet“, sagt Jost.

Die Täter haben zwei Löcher in den Zaun am Damm geschnitten.
Die Täter haben zwei Löcher in den Zaun am Damm geschnitten. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Allein am Montag, 1. Juli, hat sie in ihrem Trompeter Büro 20 Angehörige sitzen. Manche sind total aufgelöst und weinen. So wie die alte Dame, die erst vor einer Woche ihren Mann auf dem Friedhof beerdigen musste. Oder eine andere, die sich das Grablicht von der Rente abgespart hat, „Die Frau ist fast zusammengebrochen“, sagt Jost. Die Fachfrau kennt die Preise: Ein Grablicht aus Bronze kostet zwischen 200 und 600 Euro.

Angehörige brechen in Tränen aus

Für die städtischen Friedhöfe sind die Wirtschaftsbetriebe zuständig. „Die Täter haben schon einige Energien in ihren Beutezug gesteckt“, sagt Sprecherin Silke Kersken. In der Tat: Sie haben das Diebesgut aus fünf Grabfeldern gestohlen und es am Ende den Damm hochgeschleppt. Sie hätten auch einfach durch einen der drei Eingänge gehen können. „Unsere Friedhöfe sind rund um die Uhr geöffnet, weil wir wissen, dass man immer drauf kommt, wenn man es will“, so Kersken. Wie dieser Fall beweist. Aber natürlich scheuen Kriminelle das Licht und „suchen sich lieber Stellen aus, die düster sind“.

Grablichter aus Gusseisen haben die Täter auf vielen Gräbern beschädigt zurückgelassen.
Grablichter aus Gusseisen haben die Täter auf vielen Gräbern beschädigt zurückgelassen. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Die Polizei hat den Friedhof über Stunden gesperrt

Claudia Jost hat Samstagmorgen um 6.30 Uhr einen Anruf bekommen, dass der Friedhof von Metalldieben heimgesucht worden sei. Sie hat die Polizei informiert und ist beeindruckt, mit welcher Akribie die Beamten zu Werke gegangen sind: „Sie haben die Ausgänge mit Polizeiautos abgesperrt und den kompletten Friedhof mit Plänen in der Hand abgesucht.“ Die Friedhofssperrung hat für einige Aufregung im Viertel gesorgt, weil die Beamten den Besuchern nur mitgeteilt haben, dass der Friedhof ein Tatort sei. Da befürchteten schon einige, dass eine Leiche irgendwo im Gebüsch gefunden worden sei.

Wie viele Gräber am Ende tatsächlich betroffen sind, wissen die Wirtschaftsbetriebe nicht. Denn die Nutzungsberechtigten, wie die Hinterbliebenen im Amtsdeutsch heißen, erstatten Anzeige bei der Polizei, manche unternehmen aber auch nichts. Um es den Bestohlenen leichter zu machen, können sie sich auch bei der Friedhofsverwaltung, also bei Claudia Jost, melden. „Wir werden jetzt einen entsprechenden Aushang in unsere Schaukästen hängen“, so Silke Kersken.

„Weil es immer wieder zu Diebstählen auf Friedhöfen kommt, haben wir mit der Polizei ein Formular entwickelt. Ich helfe den Angehörigen beim Ausfüllen und leite es an die Polizei weiter“, berichtet Jost. Schließlich seien viele der Bestohlenen ältere Menschen, die sich mit einer Online-Anzeige schwertun. Ihre Unterstützung leistet die Friedhofsleiterin noch bis zum 12. Juli.

Auch hier haben die Täter eine Bronzevase mitgehen lassen.
Auch hier haben die Täter eine Bronzevase mitgehen lassen. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Die Polizei ordnet die Tat als besonders schweren Fall von Diebstahl ein. „Wir haben Spuren gesichtet, aber die Kollegen sind nicht gerade optimistisch, dass die Täter gefasst werden“, sagt Polizeisprecher Daniel Kattenbeck. Die größte Chance bestünde, wenn es Zeugen gibt, die die Täter beobachtet haben. „Die Schrotthändler im Umkreis sind jedenfalls alarmiert“, so Kattenbeck. Die Wirtschaftsbetriebe haben als Betreiberin beider Friedhöfe zusätzlich eine Anzeige wegen Störung der Totenruhe gestellt.

>> Schon mehrmals Diebe auf dem Friedhof Trompet

  • Der Friedhof Trompet ist schon öfter Ziel von Metalldieben geworden. Im Mai 2022 stahlen Unbekannte von mindestens 23 Gräbern Gegenstände. Am selben Tag schlugen die Täter auch auf dem Friedhof in Rumeln-Kaldenhausen zu. Deutlich gravierender war ein Vorfall vor fünf Jahren: „Damals waren auf dem Friedhof Trompet mehr als 120 Gräber betroffen“, sagt Kersken.
  • Laut Bund der Versicherten bleiben die Hinterbliebenen, deren Gräber von Dieben geplündert werden, auf den Kosten sitzen. Das gelte auch bei mutwilliger Beschädigung durch Dritte oder Sturm- oder Witterungsschäden.
  • Manche Versicherungen bieten eine Grabstätten-Versicherung an, die Schäden in Folge von Diebstahl übernehmen. Der Bund der Versicherten rät aber davon ab: zu viele Ausschlüsse (zum Beispiel durch absackendes Erdreich) und zu teuer.