Duisburg. Beim Unternehmertag trafen sich die Führungskräfte der Duisburger Wirtschaft. Warum sie eine „verlässliche politische Strategie“ einfordern.
„Unser industrieller Kern schmilzt und unsere Wertschöpfungsketten ächzen“, stellt Dr. Marcus Korthäuer fest. Vor rund 220 Gästen aus Wirtschaft und Politik fordert der Vorstandsvorsitzende des Unternehmerverbands beim Unternehmertag in Duisburg „eine verlässliche politische Strategie für unseren Wirtschaftsstandort“.
Duisburger Unternehmer: Zu viel Bürokratie, Steuern zu hoch
Der Verbandschef nahm im Haus der Unternehmer in Wanheim Bezug auf Heinrich Heine: „Denk ich an Deutschland in der Nacht, dann bin ich um den Schlaf gebracht.“ Korthäuer, Geschäftsführer der Espera-Werke in Duissern, sprach den Problemmix aus zu viel Bürokratie, großem Fachkräftemangel, hohen Steuern, teurer Energie und maroder Infrastruktur an.
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Trotz gigantischer Herausforderungen „dominieren schon Wahlkampfthemen wie eine geringere Arbeitszeit oder ein höherer Mindestlohn die politische Diskussion. So kann das nichts werden“, kritisierte der Unternehmer. „Unsere Sozialausgaben liegen rund 42 Milliarden Euro über dem Wert von 2019 – dennoch fordern Kabinettsmitglieder noch mehr Mittel für ihre Umverteilung.“ Das jüngst beschlossene Rentenpaket nennt Korthäuer „ein Beispiel dafür, wie man es nicht macht: Mehrbelastungen für Beitrags- und Steuerzahler in zweistelliger Milliardenhöhe pro Jahr.“
Jan Fleischhauer: „Niemand sieht die Realität wie Sie und ich“
Dass dafür aus Sicht der Unternehmer politische Reformen notwendig sind, war in der anschließenden Diskussion mit Jan Fleischhauer schnell einhelliger Tenor. Der Kolumnist („Der schwarze Kanal“), Impuls-Redner beim Unternehmertag, ist diesbezüglich nicht sonderlich optimistisch. Zum Vergleich mit der Wirtschaftskrise in Deutschland Ende der 1990er Jahre, da galt Deutschland als „kranker Mann Europas“, sagt er: „Anders ist, dass dieses Mal niemand an der Spitze steht, der die Realität so sieht wie Sie und ich.“
Fleischhauers Kritik am Kanzler: „Wenn man wie Olaf Scholz alle Probleme schön- oder wegredet, warum dann Reformen anstoßen, erst recht tiefgreifende?“ Der Journalist lieferte bei Vortrag und Diskussion pointierte Einblicke in das Berliner Politikgeschehen, brachte die Gäste zum Schmunzeln, machte nachdenklich, teilte Seitenhiebe aus und sorgte am Ende doch bei vielen für Kopfnicken.