Duisburg. Zuerst die neue Feuerwache, dann die nächste Baustelle: Anwohner in Duisburg beschweren sich über Dreck und Lärm. Was hinter den Arbeiten steckt.

Eine 30er-Zone vor der Haustür, ein schöner Garten und West-Balkons mit Blick auf hohe Laubbäume: Rolf Schmidt und seine Nachbarn könnten so ruhig Wohnen an der Ulmenstraße in Duisburg-Bergheim – wenn nicht ständig Lärm und Dreck von Baustellen hinterm Haus die Ruhe stören würden.

„Seit Jahren haben wir hier einen Höllenlärm, weil immer wieder neue Bauarbeiten losgehen“, meint Schmidt, der an der Ulmenstraße wohnt – direkt an der Rückseite der neuen Rheinhauser Feuerwache. „Ich wohne seit 20 Jahren hier. Es ist nie etwas passiert, aber dann kommt alles auf einmal.“

Bauarbeiten in Duisburg-Bergheim: Anwohner mehrfach gestört

Er saß zunächst ab 2022 in der ersten Reihe, als die neue Wache gebaut wurde. 14 Monate Bauzeit mussten Schmidt und seine Nachbarn überstehen – neben dem üblichen Baulärm störte die Anwohner auch grelles Flutlicht in der Nacht. Als die Feuerwehrleute im April 2023 eingezogen waren, kam der Ärger über das Freiluft-Training mit lauter Musik hinzu.

Neben der neuen Feuerwache in Duisburg-Bergheim gibt es eine weitere Baustelle. Was dort entsteht, ist noch nicht zu erkennen.
Neben der neuen Feuerwache in Duisburg-Bergheim gibt es eine weitere Baustelle. Was dort entsteht, ist noch nicht zu erkennen. © FUNKE Foto Services | Volker Herold

Seit einem Jahr sorgt eine weitere Baustelle direkt nebenan für schlaflose Nächte im Wohnviertel. Zwischen den Wohnhäusern, dem Aldi- und Getränkemarkt sowie der neuen Feuer- und Rettungswache ist ein Gelände mit Bauzäunen abgetrennt. Dort stand lange ein Fortbildungscenter. Die Stadt kaufte das Areal 2018 von den Stadtwerken und ließ das Center 2023 abreißen.

Baustelle neben der Feuerwache: Grube mehrmals ausgehoben

Was Rolf Schmidt und seine Nachbarn jedoch stört: Auch seitdem das Gebäude abgerissen ist, nimmt der Lärm kein Ende. „Zuerst wurde ein rund 60 Zentimeter tiefes Loch ausgegraben und ausgeschachtet“, erklärt er. Dann sei die Grube mit Sand gefüllt und der Boden festgewalzt worden.

„Es war über Monate unerträglich und durchgehend laut. Das ganze Haus hat gewackelt.“

Erika Ketels
wohnt an der Ulmenstraße

Aber: „Nur ein paar Wochen später sind schon wieder riesige Fahrzeuge angerückt, um den Sand wieder rauszunehmen und die Grube neu aufzuschütten.“ Die Arbeiten hätten sich bis in den Mai gestreckt. „Wir konnten kein Fenster aufmachen, weil dann alles dreckig war, und der Fernseher hat gerüttelt“, berichtet Schmidt.

Erika Ketels, die sogar noch mehrere Häuser weiter weg wohnt, kann bezeugen, dass die Arbeiten wohl alle Bewohner der Ulmenstraße gestört haben: „Es war über Monate unerträglich und durchgehend laut. Das ganze Haus hat gewackelt.“ Ihr Auto, das Ketels auf dem Parkplatz an der Baustelle parkt, sei ständig dreckig gewesen. Jetzt sei es seit wenigen Wochen ruhiger, „aber man weiß ja nie, wann es wieder losgeht“.

Neue Sporthalle ist neben der Feuerwache 6 geplant

Das ist ein Punkt, der die Anwohner zusätzlich stört: Sie seien nicht über die Arbeiten auf dem Nebengrundstück der Feuerwache informiert worden und wüssten nicht, was dort überhaupt gebaut wird. Zu erkennen ist dort bisher nichts. „Es gibt nur Gerüchte, zum Beispiel, dass dort ein Schwimmbad oder ein Parkplatz errichtet wird“, sagt Rolf Schmidt.

Im Frühjahr 2023 sagte die Stadt lediglich: „Für die weitere Nutzung des Geländes werden derzeit noch verschiedene Bebauungsmöglichkeiten geprüft.“

Doch jetzt räumen die Wirtschaftsbetriebe Duisburg (WBD) mit den Gerüchten auf: „Für die Zukunft ist an dieser Stelle die Errichtung einer Schulsporthalle vorgesehen, diese soll in erster Linie zur Bedarfsdeckung der Lise-Meitner Gesamtschule dienen“, sagt Sprecherin Kathrin Korn auf Anfrage der Redaktion.

Darum wurde das Material an der Baustelle ausgetauscht

Wann der Bau der Halle beginnt, sei noch nicht klar: „Bevor es baulich losgeht, sind noch politische Beschlüsse, sehr intensive Planungen und Baugenehmigungen erforderlich.“ Daher könne Korn noch nicht sagen, wann das Projekt abgeschlossen ist.

„Das durch den Unternehmer eingebrachte Material entsprach nicht den Anforderungen aus der Ausschreibung und musste deshalb ausgetauscht werden.“

Kathrin Korn
Sprecherin der Wirtschaftsbetriebe Duisburg

Bislang sei auf dem Grundstück das Fortbildungscenter abgerissen und der Baugrund verfüllt worden. So sei eine tragfähige Schicht für den Neubau entstanden. Ein Antennenmast, den die Duisburger Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft für den Busfunk braucht, sei stehengeblieben.

Kathrin Korn hat auch eine Erklärung dafür, warum die Baugrube zweimal ausgehoben und wieder aufgeschüttet wurde: „Das durch den Unternehmer eingebrachte Material entsprach nicht den Anforderungen aus der Ausschreibung und musste deshalb ausgetauscht werden“, so die WBD-Sprecherin.

Wirtschaftsbetriebe und Bauverein: Anwohner seien informiert worden

Unklar ist jedoch, warum mehrere Anwohner anscheinend nichts von den Bauarbeiten wussten. Korn sagt nämlich, die Anwohner seien informiert worden, bevor das Gebäude abgerissen wurde. Die Arbeiten seien auch dem Bauverein Friemersheim mitgeteilt worden, dem mehrere Häuser an der Ulmenstraße gehören.

Der Bauverein teilt auf Anfrage mit, zum Jahreswechsel 2022/ 2023 „über den Abriss des Gebäudes und den groben Umfang der Arbeiten informiert“ worden zu sein. Er habe die Info im Februar 2023 an die Bewohner der Häuser Ulmenstraße 26 bis 30 und Mieter der Stellplätze weitergegeben.

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