Duisburg. Sobald es warm wird, steigen laute Grillpartys am Toeppersee. Der Ärger über Lärm, Müll und Autos auf Fußwegen wächst. Wie die Stadt reagiert.
- Ärger mit Lärm und Müll am Toeppersee im Duisburger Westen gibt es immer wieder. Laute Partys steigen vor allem im Sommer.
- Jetzt gibt es auch Beschwerden über Autos, die über die Fußwege bis zur Grillwiese fahren. Dirk Kaletta vom Bootsverleih sagt: „Hier nimmt keiner Rücksicht.“
- Die Bezirksbürgermeisterin ist sauer, „wenn sich Menschen dort danebenbenehmen“. Auch die Stadt kennt das Problem.
Wenn Dirk Kaletta mit seinem Auto bis zum Seeufer fährt und an der Grillzone parkt, ist er etwas Besonderes. Denn er ist neben Mitarbeitern der Wirtschaftsbetriebe Duisburg und ein paar Anglern der einzige, der das darf, wie die Sondergenehmigung auf dem Armaturenbrett seines Autos zeigt.
Umso mehr wundert er sich, wie oft doch Autos über die Fußwege am Toeppersee in Rumeln-Kaldenhausen fahren, die diesen Schein nicht ausliegen haben: „Eine Handvoll sehe ich jedes Wochenende. Das Problem gibt es seit eh und je.“ Auch in einer „Facebook“-Gruppe regen sich Nutzer darüber auf.
Duisburger Toeppersee: Viel Müll und Lärm, vor allem im Sommer
Kaletta betreibt den Bootsverleih am Toeppersee, ist den ganzen Tag vor Ort, wenn die Sonne scheint, und spürt die Probleme der Anwohner und Passanten aus nächster Nähe: Müllberge, Lärm und illegale Veranstaltungen. Los geht‘s im März, wenn das Thermometer zum ersten Mal an der 20-Grad-Marke kratzt. „Im Sommer steigt dann der erste Qualm schon um 11 Uhr auf.“
Wenn es denn beim Qualm bleiben würde. Vor zwei Jahren, das weiß Dirk Kaletta noch genau, sei eine Gruppe mit einem großen Stromaggregat gekommen – sie hätten den ganzen See mit lauter Musik beschallt. „Ich habe auch schon gesehen, wie Leute einfach ein offenes Feuer auf der großen Wiesen machen und ihr großes Geschäft im Busch erledigen.“
Autos fahren bis auf die Grillwiese: „Leute bringen ihren ganzen Hausstand mit“
Je größer die Grillpartys werden, desto größer wird auch das Problem mit den Autos, die über die Fußwege fahren, erklärt der 53-Jährige: „Dann bringen manche Leute ihren ganzen Hausstand mit und wollen ihn an der Wiese abladen, um zu grillen oder eine Party zu feiern.“
Am Ende der Bergheimer Straße, die bis kurz vor den See führt, steht zwar eine Absperrschranke. Im Gebüsch gibt es aber mehrere Trampelpfade, durch die Autos locker direkt bis auf die Grillwiese fahren können. Manche quetschen sich an den Pfosten auf Gehwegen vorbei. Eine noch breitere Durchfahrt besteht am Hallenbad-Parkplatz.
Dort würden selbst Mitarbeiter der Wirtschaftsbetriebe durchfahren, wenn sie Grünarbeiten erledigen müssen und nicht aussteigen wollen, um die Schranken zu öffnen, wie Dirk Kaletta mehrfach gesehen habe. „Manchmal öffnen sie auch die Schranken und vergessen, sie wieder abzuschließen. Dann steht die Absperrung schon mal das ganze Wochenende offen.“
Bootsverleih-Mitarbeiter spüren Ärger: „Uns wurde sogar vor das Auto getreten“
Dass es genug Möglichkeiten gibt, bis zur Grillwiese oder dem Seeufer vorzufahren, habe sich rumgesprochen. Viele würden es als Selbstständlichkeit ansehen: „Einmal hat mich ein Mann tatsächlich gefragt, wo denn hier die Einfahrt ist, um das Zeug für die Grillparty abzuladen“, erinnert sich Kaletta. Er habe schon Autos mit Nummernschildern aus dem ganzen Ruhrgebiet, aus Ennepetal und Hagen auf den Gehwegen gesehen.
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Dabei könne es durchaus gefährlich werden. Raser und Poser würden oft ihre Runden auf dem Hallenbad-Parkplatz drehen. Aber auch auf den Gehwegen am See seien schon Autos mit 40 Stundenkilometern vorbeigerast. Der 53-Jährige sagt: „Hier nimmt keiner Rücksicht.“
Dass sich Jogger, Spaziergänger und andere Passanten darüber ärgern, merkt Kaletta auch deshalb, weil er und seine Mitarbeiter den Ärger selbst abbekommen, wenn sie mit ihren Autos bis zum Bootsverleih fahren: „Die sehen dann unsere Sondergenehmigung nicht und denken, wir wären die Übeltäter.“ Und wenn er die Situation erklärt, werde der Ton des Gegenübers schnell rau: „Einmal wurde uns sogar vor das Auto getreten.“
Ordnungsamt kontrolliere den Toeppersee „nahezu täglich“
Das Thema geht an der Stadtverwaltung nicht vorbei: „Aktuell haben uns in den vergangenen Wochen einzelne Beschwerden zum Toeppersee erreicht“, sagt Stadtsprecher Sebastian Hiedels. Eine Beschwerde habe sich um das Problem der Autos auf Fußwegen gedreht.
Das Ordnungsamt kontrolliere den Bereich „nahezu täglich, auch an Wochenenden“, vor allem bei gutem Wetter, so Hiedels. Dann werde auch ein Sicherheitsdienst eingesetzt. Das regelwidrige Benutzen der Grünflächen könne mit einem Bußgeld von 55 Euro geahndet werden. Außerdem sagt Hiedels: „Wir prüfen aktuell weitere Maßnahmen rund um den Toeppersee.“
Bezirksbürgermeisterin ist „sauer“ – helfen Schilder gegen die Probleme?
Auch Bezirksbürgermeisterin Elisabeth Liß weiß von den Ärgernissen rund um den See: „Ich bin sauer, wenn sich Menschen dort danebenbenehmen. Die Anlage ist zur Erholung gedacht.“ Auf Initiative der Rheinhauser Bezirksvertreter habe die Stadt nun Flyer entworfen, die in mehreren Sprachen aufklären, welche Regeln beim Grillen im Freien gelten. Auch Schilder an der Grillzone am Toeppersee fassen die Vorschriften zusammen.
Liß gibt zu, dass es schwer ist, alle Verstöße zu erkennen oder zu verhindern: „Dafür müssten Einsatzkräfte den ganzen Tag vor Ort sein, das ist nicht möglich.“ Sie ist trotzdem dagegen, den Zugang zum See zu regulieren oder gar zu verbieten: „Damit würde man auch die Vernünftigen treffen. Wenn man schon so eine schöne Anlage hat, sollte man dort auch seine Freizeit verbringen dürfen.“
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>> See-Ranger auch am Toeppersee? Stadt findet nicht genug Ehrenamtler
- Im Sommer 2022 haben ehrenamtliche Ranger das Ordnungsamt bei der Arbeit am Uettelsheimer See in Baerl unterstützt. Sie sollten dabei helfen zu kontrollieren, ob alle Regeln eingehalten werden, beispielweise ob Hunde angeleint sind und nur in ausgewiesen Grillzonen gegrillt wird.
- Das Pilotprojekt der Stadt lief in Baerl bis Oktober 2022. Es sei „sehr positiv bewertet“ worden, sagte die Verwaltung damals. Daher waren die Ranger auch im Sommer 2023 im Einsatz. Außerdem wollte die Stadt prüfen, ob die Ranger auch am Toeppersee eingesetzt werden können.
- Dem erteilt Sprecher Sebastian Hiedels jetzt aber eine Absage. Die Ausweitung des Projekts sei zwar grundsätzlich möglich. Die Stadt habe die Idee auch Gewerbetreibenden, Vereinen und Interessierten am Toeppersee vorgeschlagen. Aber: „Leider konnten keine Interessierten/Ehrenamtler zur Realisierung des Projektes gefunden werden.“