Duisburg-Bergheim. Das Bendmann-Gelände in Trompet wird nun doch nicht zum Bauland. Warum die Anwohner dennoch fürchten, dass die Bäume abgeholzt werden könnten.

Rheinhauser mit einem guten Auge für Planzeichnungen entdecken im neuen Entwurf des Flächennutzungsplan (FNP) mehrere Änderungen für ihren Bezirk. Doch während sich in Friemersheim Anwohner darüber freuen, dass ihr Dorf erhalten bleibt, fürchten viele Trompeter weiter um einen wichtigen Teil des Ortsbildes.

Konkret geht es um die ehemalige Baumschule Bendmann zwischen Römer- und Neustraße im Stadtteil Bergheim. Der FNP-Entwurf aus 2023 hatte den nördlichen Teil des Geländes plötzlich als Bauland ausgewiesen. Wo heute alte Bäume in einem parkähnlichen Gebiet stehen, hätten Wohnhäuser gebaut werden können. Anwohner und Naturschützer reagierten empört.

Baumschule Bendmann: Bebauung ist gestoppt, aber Bäume sind wohl noch nicht gerettet

Jetzt hat der Rat der Stadt einen neuen Entwurf beschlossen, der viele Trompeter zumindest auf den ersten Blick gefreut haben dürfte: Das Projekt „Wohnen an der Baumschule“ ist gestrichen. Stattdessen wird das komplette Bendmann-Gelände künftig als Fläche für Landwirtschaft eingeplant. Die Bäume sind gerettet – oder etwa nicht?

Von der Römerstraße führt ein Weg durch die ehemalige Baumschule Bendmann bis zur Neustraße. Doch das alte Schild trügt: Der Weg liegt auf einem Privatgrundstück, die Durchfahrt ist untersagt.
Von der Römerstraße führt ein Weg durch die ehemalige Baumschule Bendmann bis zur Neustraße. Doch das alte Schild trügt: Der Weg liegt auf einem Privatgrundstück, die Durchfahrt ist untersagt. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Anwohner Michael B. hat Zweifel: „Nur weil die Bebauung im nördlichen Teil gekippt ist, bedeutet das noch lange nicht, dass der Baumbestand erhalten bleibt.“ Nach seinem Verständnis hätten die Eigentümer des Privatgrundstücks nun freie Hand, die Bäume abzuholzen. „Und die Drohung gibt es seit 2017 schwarz auf weiß.“

Michael B. liegt eine Sammlung von Stellungnahmen vor, die die Stadt erhielt, als sie den Vorentwurf des FNPs 2017 öffentlich auslegte. Auch ein Schreiben der Baumschul-Eigentümer ist enthalten. Darin schildern sie, dass die Baumschule mittelfristig nicht mehr weiter betrieben werden könne, weil die Bewirtschaftung zu aufwendig sei.

Zukunft des Bendmann-Geländes: Eigentümer sehen zwei Möglichkeiten

Gegenüber der Stadt äußerten die Eigentümer zwei mögliche Perspektiven für das Gelände. Entweder ein Teil werde für den Wohnungsbau eingeplant und der andere bleibe als Grünfläche erhalten. Oder die gesamte Fläche werde so umgestaltet, dass sie landwirtschaftlich genutzt und verpachtet werden kann – dafür müsse aber die Grünanlage weichen.

Die Fläche zweigeteilt als Wohnbau- und Grünfläche darzustellen – wie im ersten FNP-Entwurf –, entspricht also dem ersten Wunsch der Eigentümer. Letztlich hat die Stadt die mögliche Bebauung aber im zweiten Entwurf verworfen – vor allem wegen der „erheblichen Konfliktintensität mit Umweltschutzgütern“, heißt es in der Begründung. Auch die Stellungnahmen der Anwohner hätten eine Rolle gespielt.

Anwohner fordern Ausweisung des Gebiets als „Fläche für Wald“

Michael B., der direkt an der Baumschule wohnt, bezeichnet die Rücknahme der Wohnbaufläche als „einen Schritt in die richtige Richtung“. Am Ziel seien die Trompeter und Umweltschützer aber längst noch nicht. Sie wollen nämlich nicht speziell eine Bebauung verhindern, sondern die Bäume erhalten. „Und um sie vor der Abholzung zu schützen, muss das Gebiet als ‚Fläche für Wald‘ ausgewiesen werden.“

Dass die Stadt das Gebiet jetzt aber als Fläche für Landwirtschaft ausgewiesen hat, besorgt die Anwohner. Sie befürchten, dass die Eigentümer nun das zweite Vorhaben umsetzen, das sie 2017 im Schreiben geschildert hatten: die Bäume zu roden und das Gebiet als Ackerfläche herzurichten.

Stadt betont: „Es handelt sich um eine Fläche im privaten Eigentum“

Ob dieses Szenario zu erwarten ist, könne die Stadtplanung nicht beantworten, sagt Stadtsprecher Maximilian Böttner gegenüber der Redaktion. Die Darstellung als Fläche für Landwirtschaft bedeute zunächst, dass „das Areal der ehemaligen Baumschule als unbebaute Fläche erhalten“ bleibe. Eine Umnutzung des Geländes sei mit den zuständigen Genehmigungsbehörden zu klären.

Böttner meint aber auch: „Weiterhin handelt es sich um eine Fläche im privaten Eigentum, nicht um eine öffentliche Grünfläche.“ Das Gelände könne nicht – wie es die Anwohner fordern – als Grün- oder Waldfläche dargestellt werden, „da im Rahmen der Abwägung auch das private Interesse des Eigentümers an einer (wirtschaftlichen) (Nach-)Nutzung des Grundstücks zu berücksichtigen ist“.

Baumschule sei „vielen ans Herz gewachsen“

Die Vorstellung, dass die teils über 100 Jahre alten Bäume an der Stadtgrenze zu Moers gerodet werden könnten, bereitet Michael B. und den Anwohnern Sorgen. Dort würden viele Tiere leben, zum Beispiel Sing- und Greifvögel, Rehe, Mader, Eichhörnchen, Spitz- und Wühlmäuse. Die Bäume reduzierten zudem den Verkehrslärm und die Hitze im Somme.

Die ehemalige Baumschule Bendemann sei „ein Stück Identität“ für viele Trompeter, meint Anwohner Michael B.
Die ehemalige Baumschule Bendemann sei „ein Stück Identität“ für viele Trompeter, meint Anwohner Michael B. © FUNKE Foto Services | Arnulf Stoffel

Gleichzeitig sei die Baumschule „ein Stück Identität und vielen ans Herz gewachsen“. Neben der Feldrandlage sei das Bendmann-Gelände einer der Hauptanreize, der Menschen nach Trompet zieht. „Es gibt Trompeter, die hier geboren wurden und den Ort nur so kennen.“

B. habe Verständnis dafür, dass die Fläche hohe Kosten verursache und sie für die Eigentümer auch Ertrag bringen soll. Deswegen schlägt er vor, ehemalige Beet- und Anbauflächen zu reaktivieren und Randgebiete an der Neu- und Römerstraße landwirtschaftlich zu nutzen. Trotzdem fordert er: „Die grüne Mitte mit hohen, Jahrzehnte alten Bäumen muss definitiv erhalten bleiben.“

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>> Neuer Entwurf: So geht‘s mit dem Flächennutzungsplan weiter

  • Der aktuell noch gültige Flächennutzungsplan stammt aus 1986. Vor 17 Jahren hat der Rat der Stadt die Verwaltung damit beauftragt, einen neuen FNP aufzustellen.
  • 2017 wurde die Öffentlichkeits- und Behördenbeteiligung durchgeführt. Dazu gab es Bürgerveranstaltungen in allen Bezirken und eine Online-Beteiligung. Die Stadt veröffentlichte einen FNP-Vorentwurf.
  • Der erste Entwurf des FNPs wurde 2023 öffentlich ausgelegt. Bis Ende Oktober konnten Bürger eigene Stellungnahmen bei der Stadt einreichen. Danach wurde der Plan erneut überarbeitet.
  • Der Rat der Stadt hat die überarbeitete Version, also den zweiten Entwurf, in der Sitzung am 10. Juni beschlossen. Für eine Dauer von vier Wochen wird der Entwurf nun erneut ausgelegt. Das heißt, Bürger können wieder Stellungnahmen einreichen, aber nur zu den Punkten, die im neuen Entwurf verändert oder ergänzt wurden.
  • Wie und ab wann die Stellungnahmen abgeschickt werden können, gibt die Stadt noch bekannt.