Duisburg. Die Stadt Duisburg entwickelt eine App, mit der Falschparker angezeigt werden können. Schon vor ihrem Start wird die neue App heftig kritisiert.

  • Die Stadt Duisburg entwickelt gerade eine eigene Parksünder-App.
  • Dabei handelt es sich um einen so genannten Mängelmelder, mit dem die Duisburger und Duisburgerinnen per Handy auf wilde Müllkippen, Schlaglöcher, verschmutzte oder defekte Verkehrszeichen und eben auch Falschparker hinweisen können.
  • Fördert die Stadt damit „offensiv ein Denunziantentum“?

Aktiv gegen Parksünder: In Duisburg soll es künftig noch einfacher werden, Anzeige gegen Falschparker zu erstatten. Denn die Stadt entwickelt gerade eine eigene App, mit der das „Petzen“, wie man es nennen könnte, besonders komfortabel wird.

Nicht alle in Duisburg sind von den modernen digitalen Möglichkeiten begeistert. So zeigt sich die Fraktion Junges Duisburg (JUDU) erstaunt über die neue App. In einer offiziellen Anfrage zweifelt JUDU-Vorsitzender Frederik Engeln, warum „Ressourcen und Zeit“ in eine neue App investiert würden, wenn es bereits eine funktionierende Anwendung gebe.

Falschparker in Duisburg: Was bringt die neue App der Stadt?

In Duisburg können Parksünder, die wie hier in unserem Symbolbild Gehwege zuparken, bald bequem angezeigt werden – über eine neue App der Stadt. Ist das praktisch? Oder ruft die App damit zum Denunziantentum auf?
In Duisburg können Parksünder, die wie hier in unserem Symbolbild Gehwege zuparken, bald bequem angezeigt werden – über eine neue App der Stadt. Ist das praktisch? Oder ruft die App damit zum Denunziantentum auf? © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Tatsächlich können Falschparker in Duisburg schon jetzt über ein Online-Formular der Stadt oder über Apps wie „Wegeheld“ gemeldet werden. Doch nicht nur die Frage nach den Ressourcen treibt Frederik Engeln um. In dem Scheiben mit der Überschrift „Sachstand Denunzianten-App“ betont er, es sei „höchst fragwürdig, ob eine Kommune offensiv ein Denunziantentum fördern“ solle.

Vor zehn Jahren hatte die Stadt hat es noch ähnlich gesehen. Damals war die App „Wegeheld“ gerade neu in den Stores erschienen – und eine Sprecherin der Stadt Duisburg erklärte auf Nachfrage der Redaktion, „von einer App, die das Denunziantentum fördert“, halte man nicht viel.

„Mängelmelder“ für Schlaglöcher und wilde Müllkippen

Heute betont die Stadt hingegen, bei der Neuentwicklung handele es sich keinesfalls um eine „Denunzianten-App“. Vielmehr wolle man einen „Mängelmelder“ zur Verfügung stellen, der von vielen Bürgern gefordert worden sei. „Die App wird verschiedene Möglichkeit bieten, um auf wilde Müllkippen, Schlaglöcher, verschmutzte oder defekte Verkehrszeichen und ähnliches hinzuweisen.“ Sie könne aber auch dazu dienen, Verstöße im Straßenverkehr zu melden, wie beispielsweise zugeparkte Feuerwehrzufahrten oder ähnliche Problemsituationen, erklärt Stadtsprecher Malte Werning auf Nachfrage.

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Neue App gegen Parksünder: Ziel sei die Sicherheit im Straßenverkehr

Hintergrund sei, dass die stadteigene Verkehrsüberwachung in einer Stadt wie Duisburg „den ruhenden Straßenverkehr nicht flächendeckend kontrollieren“ könne. Die neue App werde daher „eine zeitgemäße Möglichkeit bieten, Privatanzeigen zu erstatten“.

Dabei gehe es der Stadt nicht um zusätzliche Einnahmen durch mehr Bußgelder, sondern um die Verkehrssicherheit. Denn: „Drittanzeigen machen ohnehin nur einen kleinen Teil der Ordnungswidrigkeiten aus“, so Werning.

Stadt Duisburg: „Privatanzeigen haben durchaus ihre Berechtigung“

Tatsächlich ist Duisburg eine der wenigen Städte, die private Anzeigen gegen Falschparker grundsätzlich begrüßen. So erklärte zum Beispiel die Stadt Wuppertal gegenüber der dpa, Privatanzeigen hätten „(fast) immer einen nicht sachgerechten Hintergrund“, seien „qualitativ (oft) unzureichend“ und „bänden Ressourcen bei der Behörde, die an anderer Stelle dringend gebraucht“ würden.

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In Duisburg sieht man das anders: „Aus unserer Sicht haben Privatanzeigen durchaus ihre Berechtigung“, sagt Stadtsprecher Werning. Bei der Verkehrsüberwachung gehe eine Vielzahl von berechtigten Beschwerden ein. Künftig könnten diese Verstöße gegen die Straßenverkehrsordnung besser geahndet werden.

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Ähnlich beurteilt es offenbar die Stadt Gelsenkirchen: Auch sie bietet ihren Bürgern eine Mängelmelder-App, mit der unter anderem Falschparker angezeigt werden können. In Essen gibt es zwar ebenfalls eine solche App, allerdings kann hier im Bereich „Straßen, Wege, Plätze“ nur zwischen den Optionen „Gully verstopft“ / „Beschilderung“ / „Schaden an der Oberfläche“ / „Weitere Schäden im Straßenraum“ gewählt werden.

Wer in Duisburg im Halteverbot steht, kann künftig noch bequemer angezeigt werden.
Wer in Duisburg im Halteverbot steht, kann künftig noch bequemer angezeigt werden. © dpa-tmn | Andrea Warnecke

In Duisburg ist man jedenfalls von der neuen App überzeugt. Für den Anwender habe sie den Vorteil, dass Absenderdaten nur einmal eingegeben werden müssten. Das (erforderliche) Foto könne mit dem Smartphone aufgenommen und in die Meldung integriert, die Anzeige direkt abgesendet werden, beschreibt Werning.

Auch für die Kollegen der Verkehrsüberwachung biete die App Vorteile: Über einen Schnittstelle könnten die Daten der privaten Anzeigensteller direkt in das hauseigene EDV-Programm übernommen werden. „Aktuell müssen solche Vorgänge noch händisch erfolgen, auch bei den Anzeigen über Online-Formular und Dritt-Apps.“

Ab wann die neue App heruntergeladen werden kann, wie viel ihre Entwicklung gekostet hat und wann mit der Planung begonnen wurde, zu diesen Fragen erhielten wir keine Antwort.

Falschparker: Zahl der privaten Anzeigen in Duisburg fast vervierfacht

  • In NRW werden immer mehr Parkverstöße durch Privatpersonen angezeigt: Laut einer Umfrage der Presseagentur dpa erreichten die sogenannten „Drittanzeigen“ 2023 einen Höchststand.
  • Auch Duisburg folgt dem Trend: „Wir stellen fest, dass die Zahl der Bürgeranzeigen über die Jahre deutlich zugenommen hat“, sagt Stadtsprecher Maximilian Böttner auf Nachfrage dieser Redaktion.
  • 2023 seien bei der Bußgeldstelle 233.777 Fälle bearbeitet worden, davon 1348 Privatanzeigen. 2022 waren es 240.072 Fälle, davon 608 Privatanzeigen, und 2021 insgesamt 267.784 Fälle, davon nur 346 Privatanzeigen.
  • Damit hat sich die Zahl der privaten Anzeigen in Duisburg in den vergangenen drei Jahren fast vervierfacht, obwohl die Zahl der Fälle insgesamt sogar zurückgegangen ist.