Duisburg-Friemersheim. Der Logistik-Riese Rhenus hat die Villa Rheinperle gekauft und besitzt weitere Bliersheimer Villen. Was die Firma mit den alten Gebäuden vorhat.

Bald schließt das beliebte Duisburger Party-Lokal „Villa Rheinperle“ für immer, wie die Betreiber in dieser Woche bekannt gegeben haben. Nach Informationen dieser Redaktion hat der bisherige Mit-Eigentümer Marc Förste nicht nur die „Rheinperle“, sondern auch zwei weitere Bliersheimer Villen verkauft.

Neuer Eigentümer ist die Rhenus-Gruppe. Wie ein aktueller Grundbucheintrag zeigt, besitzt Rhenus bereits jetzt drei Gebäude im inneren Kreis des Villenparks, eins davon ist die „Villa Rheinperle“. Auch eine weitere Doppelhaus-Villa am Gaterweg direkt neben der Einmündung zur Villenstraße gehört dem Logistik-Riesen mit Firmensitz in Holzwickede, der Teil der Rethmann-Gruppe aus Lünen (Recycling, Entsorgung, Logistik, Verkehr) ist.

Bliersheimer Villen: Rhenus wohl auch mit Casino-Betreiber im Gespräch

Nicht im Besitz der Firma sind das Casino-Gebäude, eine angrenzende Villa an der Bliersheimer Straße sowie zwei Doppelhäuser an der Villenstraße. Eigentümer dieser Gebäude sind der Casino-Betreiber Holger Leschik und seine Frau, wie der Grundbucheintrag zeigt. Die Gebäude der Familie Leschik an der Villenstraße sind teilweise noch vermietet. Dort befindet sich zum Beispiel ein Steuerberatungsbüro und ein Friseursalon.

Die „Villa Rheinperle“ im Inneren Ring des Villenparks: Die Eventlocation schließt im Herbst. Sie ist vor allem für das „Luft & Liebe“-Festival bekannt.
Die „Villa Rheinperle“ im Inneren Ring des Villenparks: Die Eventlocation schließt im Herbst. Sie ist vor allem für das „Luft & Liebe“-Festival bekannt. © FUNKE Foto Services | Oliver Mueller

Holger Leschik will sich gegenüber der Redaktion nicht dazu äußern, wie es mit seinen Gebäuden im historischen Villenpark weitergeht – verweist dabei aber auf die Rhenus-Gruppe. Er deutet also zumindest an, mit seinem neuen Nachbarn über seine Immobilien im Ensemble der einstigen Krupp-Direktorenhäuser im Gespräch zu sein.

Vermutungen um die Zukunft der Villen kursieren in den sozialen Medien

Die Betreiber der „Villa Rheinperle“ haben auf eine Anfrage der Redaktion nicht reagiert. Im „Facebook“-Beitrag zur Schließung äußerten sie sich zur Zukunft des Gebäudes nur vage: „Es wird dann zu einer Neuprojektierung des Villenpark-Geländes in Duisburg-Logport kommen, zu der es schon seit geraumer Zeit Pläne gab.“

Spekuliert wird bereits seit längerem über die Zukunft des denkmalgeschützten Ensembles. Bereits Ende April fragte die Nutzerin einer „Facebook“-Gruppe, ob die Villen abgerissen werden. In den Kommentaren unter dem Beitrag war mehrfach zu lesen, dass Rhenus einige Gebäude gekauft habe.

Mehr als ohnehin bereits die Spatzen von den Dächern um den Logport Rheinhausen pfeifen, verlautet aus der Rhenus-Zentrale nicht. „Ein Abriss ist nicht geplant“, versichert eine Sprecherin, obwohl der wegen des Denkmalschutzes ohnehin keine Option ist.

Will Rhenus ein Bürogebäude im Villenpark bauen?

Gut unterrichtete Kreise im Unternehmen bestätigen dieser Redaktion allerdings, dass Rhenus plant, seine Duisburger Aktivitäten in und um die Bliersheimer Villen zu konzentrieren. Schon heute unterhält das Unternehmen Büroflächen im Gebäude der Rhenus Freight Logistics, das südlich an die Villen angrenzt. Dazwischen, etwa auf den Außenflächen der „Rheinperle“, würde Rhenus wohl gerne ein neues Verwaltungsgebäude errichten.

Ein Plan, der auch die historischen Villen integriert, sei aber „noch nicht spruchreif“, heißt es. Nicht weiter erstaunlich: Nach dem Eigentümerwechsel, der offenbar Anfang 2024 vollzogen wurde, muss ein Konzept über die Entwicklung des denkmalgeschützten Bestandes zunächst mit Baubehörden und Denkmalschutz abgestimmt werden.

Sinn macht das Engagement für Rhenus offenbar, weil das Unternehmen ohnehin bereits im Umfeld aktiv ist. Der Logistiker ist Gesellschafter des benachbarten DIT (Duisburg Intermodal Terminal), den Inhalt der dort umgeschlagenen Container lagert und sortiert Rhenus in eigenen Lagerhallen im Logport.

Unternehmen schlägt acht Millionen Tonnen pro Jahr im Duisburger Hafen um

Auch ein Umzug der Schifffahrt des Logistik-Riesen nach Rheinhausen ist wohl eine Option. Noch steuert Rhenus dieses Geschäft in Ruhrort. An der August-Hirsch-Straße ist der Sitz der Rhenus PartnerShip. Sie ist Führungsgesellschaft der Shipping-Group mit 15 Firmen und Teil der Rhenus-Transport, in der auch das Bahn- und Lkw-Logistikgeschäft sowie die Küsten-Schifffahrt gebündelt sind.

Der Sitz der Rhenus PartnerShip in Duisburg-Ruhrort: Ein Umzug nach Rheinhausen könnte eine Option sein.
Der Sitz der Rhenus PartnerShip in Duisburg-Ruhrort: Ein Umzug nach Rheinhausen könnte eine Option sein. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Allein in Duisburg schlägt Rhenus PartnerShip rund acht Millionen Tonnen Fracht pro Jahr um, der Binnenhafen ist Standort von etwa 50 eigenen Schiffen, insgesamt sind täglich rund 350 Schiffe für das Unternehmen unterwegs. Geschäftsführer der Rhenus Transport GmbH ist Thomas Maassen, vielen Duisburgern bekannt als stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender des MSV und Kandidat für den Vorstandsvorsitz.

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>> Bliersheimer Villen: Gebäude sind über 100 Jahre alt

  • Die Villen im ehemaligen Dorf Bliersheim sind über 100 Jahre alt. Die Hütten- und Bergwerke Rheinhausen ließen sie Anfang des 20. Jahrhunderts errichten, um dort leitende Angestellte und Direktoren unterzubringen.
  • Mehr und mehr wurde die ehemalige „Beamtensiedlung“ vom Hüttenwerk eingeschlossen. Lärm und Emissionen störten die Direktoren immer mehr, sodass sie viele in andere Wohngegenden umzogen.
  • Seit 1988 steht das Gebäude-Ensemble des Villenparks unter Denkmalschutz. 1996 hat die Landestochter NRW Urban die Gebäude übernommen. Danach wurden sie privatisiert. Einer der Käufer war der Krefelder Projektentwickler Marc Förste.