Duisburg. Große Ankündigung, wenig Erfolg: Das Bündnis Klimaentscheid sucht grüne Mogelpackungen in Duisburg. Wie Bürger sich nun beteiligen können.

Das Bündnis „Klimaentscheid Duisburg“ ruft einen neuen Negativpreis ins Leben: In diesem Jahr wollen die Aktiven, die sich für Klima und Umweltschutz in der Stadt einsetzen, einen „grünen Waschlappen“ für die „dreisteste Umweltlüge“ einführen. „Greenwashing, also ein Projekt oder ein Produkt als umwelt- und klimafreundlich auszugeben, obwohl es das gar nicht ist, ist auch in Duisburg eine beliebte Methode, um Unternehmen oder der Verwaltung ein besseres Image zu verpassen“, erklären die Organisatoren den Hintergrund.

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Einen konkreten Anlass, über den sich die Macher geärgert hatten, gab es in letzter Zeit. „Es ist eher die Gesamtsituation. Wir hören immer nur Willensbekundungen, aber nichts Konkretes. Also haben wir uns gedacht, dass wir mal anders an das Thema ran müssen“, erläutert Kerstin Ciesla, Vorsitzende des BUND in Duisburg und aktiv beim Klimaentscheid. „Wir lassen uns nicht länger hinters Licht führen. Mit unserem neuen Umwelt-Negativpreis legen wir den Finger in die Wunde.“

„Grüner Waschlappen“ für die dreisteste Umweltlüge in Duisburg

Der Waschlappen wird erstmals im Juni beim Umweltmarkt in der Duisburger Innenstadt vergeben.
Der Waschlappen wird erstmals im Juni beim Umweltmarkt in der Duisburger Innenstadt vergeben.

Ein Beispiel für Umwelt- und Klimaschutz, der aus Sicht des Bündnisses nur gut gemeint statt gut gemacht ist, seien die Holzbänke vor dem Theater, die als „grüne Bänke“ präsentiert wurden. Außerdem wurde ein Portal für Klimaschutz-Ideen frei geschaltet. „Aber es gibt nie eine Reaktion auf die Ideen der Bürgerinnen und Bürger“, wissen die Ehrenamtler. Noch frecher aus ihrer Sicht: „Eine ,Aktie Grün‘ anbieten, aber nicht mal eine Baumschutzsatzung hinkriegen?“

Ab sofort können Bürgerinnen und Bürger Vorschläge einreichen. Das sind die Kriterien und Voraussetzungen:

  • Produkte und Maßnahmen im weitesten Sinne: Kaufbares, Veranstaltungen, Kampagnen, Werbung, Ankündigungen, Versprechungen in verschiedenen Medien, aber auch politische Entscheidungen.
  • Die Mogelpackungen müssen vortäuschen, etwas Positives für Umwelt und Klima beizutragen, diesen Zweck aber nicht erfüllen.
  • Die Gewinner müssen einen direkten Bezug zu Duisburg haben
  • Eine Begründung muss eingereicht werden.

Da die Jüngeren besonders mit den Folgen des Klimawandels zu kämpfen haben werden, können unter 18-Jährige einen separaten Kinder- und Jugendpreis vergeben. Einzelpersonen, Schulklassen, oder Jugend- und Kitagruppe können Vorschläge einreichen.

Ein paar schöne Namen machen noch keinen Klimaschutz. Es muss endlich Substanz in die Klimapolitik in Duisburg kommen.“
Wolfgang Dewald, aktiv im Bündnis Klimaentscheid.

Wolfgang Dewald vom Klimaentscheid Duisburg: „Wir möchten mit dem Grünen Waschlappen deutlich machen, dass in Duisburg viel zu wenig echter Klima- und Naturschutz stattfindet. Ein paar schöne Namen machen noch keinen Klimaschutz. Es muss endlich Substanz in die Klimapolitik in Duisburg kommen.“

Ciesla kritisiert „Maketigmaßnahmen und Worthülsen“

Kerstin Ciesla ärgert sich besonders über die Lücke zwischen Ankündigungen und realer Umsetzung: „Da gibt es ein Klimafolgenanpassungskonzept, das massive Verbesserungen beim Umgang mit Grünflächen in der Stadt fordert, und dann kommt ein Flächennutzungsplan-Entwurf, der keine Rücksicht auf solche Absichtserklärungen nimmt. Wir haben genug von solchen Marketingmaßnahmen und Worthülsen.“

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Einsendefrist der Vorschläge für den Grünen Waschlappen ist der 29. Mai. Am 1. Juni wird der Gewinner bekannt gegeben. Die Preisverleihung findet am 8. Juni auf dem Umweltmarkt in der Innenstadt statt. Mit der Erfindung des „Grünen Waschlappen“ ist das Bündnis nach eigenen Angaben übrigens Pionier: „Etwas Vergleichbares gibt es in anderen Städten nicht“, so Ciesla.