Duisburg. Seit 30 Jahren wollte Holger Andrees Karnevalsprinz werden. Wie der 61-Jährige die Wahlparty erlebte und wer seinem Hofstaat angehört.
Nach dem Karneval ist vor dem Karneval. Und so wählte der Hauptausschuss Duisburger Karneval (HDK) gut neun Wochen nach dem Ende der Session schon wieder den närrischen Regenten für die kommende Fünfte Jahreszeit. Holger Andrees heißt er. Er wohnt in Friemersheim, arbeitet im Facility Management (was früher mal ein Hausmeister war) und traut sich was: Der Mann, der als Prinz Holger II. am 18. Januar 2025 auf den Narrenthron gesetzt werden soll, ist 61 Jahre alt, dreifacher Vater und sechsfacher Opa. Nicht viele Duisburger Karnevalsprinzen waren noch älter.
Vor der sogenannten Prinzenwahl war Andrees ganz schön nervös. „Ich weiß ja, dass das eigentlich Unsinn ist“, grinste er gequält. Denn der HDK-Vorstand und die Präsidentenversammlung prüfen die Eignung des Bewerbers und seines Teams natürlich schon vor dem offiziellen Termin. Die Panne im Jahr 2011, als ein potenzieller Prinz im letzten Moment doch nicht gewählt wurde, soll sich möglichst nicht noch einmal wiederholen.
Prinz Holger II.: Der künftigen Tollität zitterten vor Aufregung die Finger
Nach der Wahl, die hinter verschlossenen Türen in einem Konferenzraum des Hotels Intercity stattfand, bekam Holger Andrees schon einmal einen Vorgeschmack auf das, was ihn in der kommenden Session erwartet. Im Erdgeschoss wurde die zukünftige Tollität von Familie, Freunden und ganz vielen Karnevalisten, darunter gefühlt sein kompletter Heimatverein, die KG Rote Funken, erwartet und bejubelt.
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Zeitweise drängelten sich da mehr als 400 Leute um den angehenden Prinzen. Holger, der sich krampfhaft an das „Paul“ genannte Zepter hielt, das ihm jemand in Missachtung des närrischen Protokolls schon in die Hand gedrückt hatte, kam aus dem Händeschütteln und Umarmen gar nicht mehr heraus.
„Ich bin erleichtert und total überwältigt“, gestand der aufgeregte Holger. „Das Zittern in meinen Fingern wird heute wohl nicht mehr weggehen.“
Angestrebt hat er das höchste karnevalistische Amt schon seit 30 Jahren. Dreimal war er ernsthaft als Bewerber in Betracht gezogen worden. Nun hat es endlich doch noch geklappt. Sorgen, dass er den närrischen Amtsstress nicht durchstehen könnte, macht sich der zukünftige Prinz nicht. „Zwei Ärzte passen auf mich auf. Und die sind neidisch auf meine gute körperliche Verfassung.“ Und er freut sich schon darauf, sich seinen Enkeln im Ornat präsentieren zu können. „Opa wird Prinz“, lacht der 61-Jährige.
Vier Pagen aus vier Vereinen
Zwei gestandene Narren werden Holger Andrees bis zum Aschermittwoch als Hofmarschälle begleiten: Detlef Schumacher (61) von der KG Rote Funken, der im bürgerlichen Leben bei Thyssenkrupp Steel arbeitet, und der Werbetechniker Mirko Beel (58) von der Stadtgarde Duisburg.
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Für Multi-Tasking und gutes Aussehen sind im Hofstaat vier Pagen zuständig, die aus ebenso vielen Vereinen kommen: Jana Schumacher (Rote Funken), Katharina Effertz (Marxloher Jecken), Manou Milk (Sonniger Süden Blau-Rot) und Maxime Arbes (KG Alle Mann an Bord).
Sessionsmotto: „Helau heißt Willkommen!“
Die Prinzenwahl-Party tobte bis in die tiefe Nacht. Genug Zeit, um auch das offizielle Motto der Session 2024/25, auf das sich die Präsidentenversammlung diesmal erstaunlich schnell einigte, zu verinnerlichen: „Helau heißt Willkommen!“ Das muss man wohl niemandem großartig erklären.