Duisburg-Laar. Der Wochenmarkt im kleinen Laar ist geschrumpft. Ein letzter Obststand lockt noch Kunden. Sie wollen mehr Angebot. Wie Duisburg Kontor reagiert.
Ein Donnerstagmorgen auf dem Laarer Wochenmarkt. Die Äpfel am einzigen großen Obst- und Gemüsestand glänzen wie frisch poliert, die großen Wassermelonen werden auf Wunsch in handliche Stücke geschnitten. Drei fliegende Händler mit glitzernden T-Shirts, breiten Nietengürteln und günstiger Unterwäsche im Sortiment ergänzen das Bild.
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Der Markt auf dem Theo-Barkowski-Platz ist über die Jahre stark zusammengeschrumpft, wie so viele im Duisburger Norden. Dennoch schätzen ihn die Menschen aus Laar und wollen ihn nicht missen. Sein Fortbestand scheint ungewiss, aber dank des letzten traditionellen Lebensmittelstandes mit engagierten Händlern bleibt der Wochenmarkt ein Anlaufpunkt im Stadtteil.
Heute sind wieder einige Stammkundinnen gekommen. Ein kurzer Blick aufs Angebot der Kleiderhändler genügt ihnen für ein Urteil über die Glitzer-Shirts. „Nicht meine Größe und nicht mein Geschmack!“ Sie haben andere Wünsche an den Wochenmarkt.
Laarer Wochenmarkt – „Ohne den türkischen Gemüsehändler könnten wir hier ganz einpacken“
„Wir hätten gerne wieder einen Bäcker mit Brot und Kuchen, einen Metzger, einen Stand mit frischem Fisch und einen Blumenhändler, wie es früher einmal war“, sagt Helga Karpmann. Ihre Gesprächspartnerinnen nicken. Gab es ja alles mal, aber der Blumenhändler wurde zu alt und hatte keinen Nachfolger. Der Mann mit dem Eintopfstand kommt auch schon lange nicht mehr.
„Dabei wurde uns am Runden Tisch Laar versprochen, dass es hier auch wieder neue Marktstände geben sollte“, sagt Helga Karpmann mit Überzeugung. „Wenn es den türkischen Gemüsehändler nicht gäbe, könnten wir hier ganz einpacken.“
Angebot ausweiten? Veranstalter Duisburg Kontor gibt sich ohnmächtig
Alexander Klomparend, Sprecher des städtischen Marktveranstalters Duisburg Kontor, versteht die Wünsche der alteingesessenen Kundschaft gut. Aber er kann sie nicht erfüllen. „Wir können bei Werbeaktionen einen Fischhändler und eine Gulaschkanone auf den Markt in Laar locken. Aber ob sie dann auch öfter kommen, das entscheiden die Händler als selbstständige Unternehmer allein.“ Er weiß nur allzu gut: „Wenn der Umsatz nicht reicht, bleiben sie weg.“
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Wer auch immer am Runden Tisch Laar eine rosige Zukunft für den Wochenmarkt ausgemalt habe, so Klomparend weiter, habe nicht zum Team von Duisburg Kontor gehört. Bei der Stadttochter sieht man die Auswirkungen der schrumpfenden Zahl von Standbetreibern, der Personalknappheit an den Ständen und der geänderten Bevölkerungsstruktur in den Stadtteilen realistisch. Bezirkspolitiker und Anwohner melden zwar regelmäßig ihre Wünsche an und fordern ein größeres Angebot, aber „Markthändler machen den Knochenjob ab vier Uhr in der Frühe nun mal nicht aus altruistischen Gründen, um die Stadtteile zu beleben“, ordnet der Fachmann ein. „Sie kommen nur, wenn auch die Kasse stimmt.“
Die Händler am letzten Lebensmittelstand wollen Duisburg-Laar treu bleiben
Damit der Wochenmarkt in Laar überlebt, braucht es weiterhin Stammkunden. Aber vor allem Händler wie Nevruz Fida, die im Gespräch mit der Redaktion am 16 Meter langen Obst- und Gemüsestand weiter freundlich Weintrauben einpackt und Kartoffeln abwiegt. Für sie ist der Markt in dem kleinen Stadtteil mehr als nur ein Knochenjob. „Wir kommen immer, sind jeden Donnerstag hier“, versichert sie, „auch wenn es sich mal nicht so sehr lohnt, wir bleiben hier.“
Das hören auch die Kundinnen gern und freuen sich, dass ihre Vitaminversorgung gewährleistet bleibt. Aber sie haben auch Verständnis für die Sorgen der Händler. „Welcher Metzgerstand soll sich denn auch zufriedengeben mit den wenigen Kunden hier im Stadtteil?“ fragt sich Christel Koch. „Der deutsche Metzger hat keine islamische Kundschaft und umgekehrt ist es auch so.“
Beim Einkaufen denkt Karla Weber gerne an den Chemnitzer Markt in ihrer Heimatstadt zurück. Alle würden gerne umweltschonend „mit der Tupperdose in der Hand auf den Markt gehen und Wurst und Käse holen“, aber die Zeiten sind vorbei – auch in Laar. Ob sie noch mal wiederkommen? Die Händler, die überhaupt noch hierherfahren, packen inzwischen immer früher ihre Ware wieder ein, weil nur so wenig Kundschaft kommt.
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Das beobachten die Stammkundinnen mit Sorge. Sie wollen dem türkischen Stand mit Obst und Gemüse weiter die Treue halten, aber hoffen natürlich, dass der Wochenmarkt entgegen den Erwartungen von Duisburg Kontor doch wieder wächst.
Die drei fliegenden Kleiderhändler werden ihre uralten Lieferwagen ganz bestimmt vorzeitig wieder beladen. Sie haben am Donnerstagmorgen alle drei noch nicht ein einziges T-Shirt verkauft.