Duisburg. Der Nühlenhof ist ein sehenswertes Denkmal. Normalerweise hat das Haus geschlossen. 2024 soll es wieder öffnen – für einen Tag. Mit vielen Fotos.
Der Tag des offenen Denkmals – er ist ein Renner in Duisburg. Scharenweise stehen Kulturinteressierte schon um 10 Uhr an diesem heißen Septembersonntag im Traumgarten des Ehepaars Arno und Astrid Gollner. Dieser Bauerngarten ist schon alleine ein echter Hingucker. Unmittelbar im Deichdorf Friemersheim führt der ehemalige Nühlenhof mit seinem früheren Brau- und Backhaus ein Leben neben dem Deich. Kaum bemerkt von den vielen Spaziergängern und Radfahrern, die täglich an ihm vorbeiziehen.
Nühlenhof in Duisburg-Friemersheim stammt aus dem 19. Jahrhundert
Der 1830 unter der Herrschaft Napoleons katastermäßig vermessene Nühlenhof ist eine der Hofanlagen aus dem 19. Jahrhundert im Deichdorf Friemersheim am Rhein. Der Hof liegt hinter der Dorfkirche und ist von Obstwiesen umgeben. Vor dem Deich erstreckt sich das Naturschutzgebiet Rheinaue Friemersheim. Um 1850 wurde die Hofanlage durch die Familie Steinhaus-Großterlinden im niederrheinischen Backsteinstil erneuert. Das Backhaus mit Fachwerkstil blieb erhalten.
Für einige Verwirrung sorgt am Tag des offenen Denkmals bei den Besuchern die Bezeichnung Nühlenhof. „Wir wohnen jetzt seit 1984 hier und nennen ihn mittlerweile Gollnerhof. Das haben wir nach so vielen Jahren verdient“, sagt Astrid Gollner und lacht. Manchmal sagt sie aber auch Steinhaushof oder Großterlindenhof. Viele Besucher kennen ihn nur als Hof, auf dem das Ehepaar Gollner wohnt.
Architekt und Bewohner Arno Gollner hat den Nühlenhof selbst restauriert
Der beste Fremdenführer, den man sich vorstellen kann, ist Arno Gollner. Er ist Architekt, hat den Hof vor Jahren in unzähligen Arbeitsstunden komplett alleine restauriert, kennt die ganze Historie des Hauses und des Stadtteils. Außerdem besitzt er ein großes Archiv, und wenn er einmal anfängt, die Geschichte zu erzählen, gibt’s kein Halten mehr. Denn er befasst sich auch immer intensiv mit Denkmalprojekten, die er selbst durchführt.
[Nichts verpassen, was in Duisburg passiert: Hier für den täglichen Duisburg-Newsletter anmelden.]
Insofern kreist er an diesem Sonntag ständig von seinem denkmalgeschützten Bauernhaus mit Gruppen von Interessierten ins Backhaus, dann durch seinen Bauerngarten, wieder über den Damm zur Kirche, wo er auch wichtige Details zu berichten hat, dann geht’s weiter zur ehemaligen Dorfschänke. Er kennt den Stadtteil wie seine Westentasche und gibt leidenschaftlich gerne sein Wissen weiter.
Duisburger Ehepaar ist begeistert vom Tag des offenen Denkmals
Unter den 70 bis 80 Besuchern, die ihm an diesem Denkmaltag lauschen, ist auch das Ehepaar Hans (82) und Gerda (71) aus Rheinhausen-Werthausen. „Wir haben in der Zeitung vom Tag des offenen Denkmals gelesen und wollten unbedingt mehr über die Geschichte dieses Stadtteils erfahren. Denn wir gehen hier gerne spazieren und uns interessiert das Umfeld. Da haben wir wirklich viel erfahren.“
Als sie im alten Backhaus sind, kommen die Jugenderinnerungen wieder ins Gedächtnis, erzählt der Rheinhauser. Er verbrachte seine Jugend in der Eifel, wo die Mutter für die Familie immer selbst Brot buk. „Das ist mir alles wieder eingefallen.“
[Duisburg-Newsletter gratis abonnieren + Seiten für Duisburg: Blaulicht-Artikel + MSV + Stadtteile: Nord I Süd I West + Themenseiten: Wohnen & Immobilien I Gastronomie I Zoo]
Nühlenhof in Friemersheim
Das Ehepaar macht am Tag des offenen Denkmals gerne Führungen mit und lernt immer wieder Neues, obwohl beide schon seit 1959 in Duisburg wohnen. „Wir haben auch schon die Salvatorkirche besichtigt und das Lehmbruckmuseum. Das ist wirklich immer spannend.“ Was Ehefrau Gerda betrifft, so ist sie völlig begeistert vom Bauerngarten. „Der ist mit den vielen Stauden zwar wild, aber sehr strukturiert. Das hat mir gut gefallen.“ Gelernt haben sie auch viel über die Dorfschenke: zum Beispiel dass sie einst das kleinste Kino Deutschlands beherbergte.
>> NÜHLENHOF IN DUISBURG-FRIEMERSHEIM: SO KÖNNEN SIE IHN BESUCHEN
- Kritik gab es häufig von Besuchern des Nühlenhofs an der unübersichtlichen Veröffentlichung der Objekte und vor allem der Vorträge am Tag des offenen Denkmals. „Es ist alles ziemlich schwierig zu finden, das kann man doch professioneller machen. Man muss lange suchen und bekommt dann Infos unter Veranstaltungen der Stadt Duisburg. So was gehört doch direkt vorne auf die Denkmalseite“, sagen viele. Die Prospekte musste noch auf den letzten Drücker Arno Gollner selbst bei der Stadt abholen.
- Der Nühlenhof, der unter dem Namen kaum bekannt ist, öffnet jedes Jahr die Pforten am Tag des offenen Gartens. Ansonsten ist der Hof nicht für die Öffentlichkeit bestimmt, er wird vom Ehepaar Astrid und Arno Gollner als normales Wohnhaus genutzt und macht auch nicht jedes Jahr beim Tag des offenen Denkmals mit.