Duisburg. Teurer Strom, immer mehr Bürokratie und schwächelnde Konjunktur: Was die Unternehmer in Duisburg fordern, um ihre Lage zu verbessern.
Die Sorge um den Standort und die eigene Wettbewerbsfähigkeit prägt die Stimmung bei den mittelständischen Unternehmen in der Region. „Die Zurückhaltung bei Investitionen ist extrem, der Auftragseingang liegt um 17 Prozent unter dem Vorjahr“, sagt Dr. Marcus Korthäuer, Präsident des Unternehmerverbandes. Exportflaute, hohe Energiekosten und überbordende Bürokratie ließen die Firmen mit Sorge in die Zukunft blicken.
[Nichts verpassen, was in Duisburg passiert: Hier für den täglichen Duisburg-Newsletter anmelden.]
Der Unternehmertag, zu dem sich die Mitglieder am Mittwoch im Verbandssitz an der Düsseldorfer Landstraße in Duisburg versammelten, griff die Stimmung auf. „Deutschland 2023: Große Herausforderungen, keine Strategie“, war das Thema, zu dem Achim Truger, Ökonomie-Professor der Universität Duisburg-Essen (UDE) sprach. Der Brücken-Strompreis für die energieintensive Industrie bewegt auch den Wirtschaftsweisen. „Leider fehlt eine Einigung beim Industriestrompreis“, bedauert er mit Blick auf die Regierungsbeschlüsse bei der Klausur in Meseberg.
„Können höhere Preise für die Produkte international nicht mehr durchsetzen“
„Wir wollen nicht dauerhaft subventioniert werden“, betont Marcus Korthäuer. Solange in ausreichender Menge erzeugte regenerative Energie nicht zu sinkenden Strompreisen führe, bräuchten auch die Unternehmen aus dem Maschinen- und Anlagenbau und der mittelständischen Metallindustrie eine Entlastung. Der Energiepreis treibe die Preise für die Produkte. „Die bekommen wir international nicht mehr durchgesetzt“, so Korthäuer.
Es bedürfe deshalb einer entschlossenen Reaktion der Politik, „denn es geht um den Erhalt der Wertschöpfungsketten in NRW. Wir haben gute Produkte, aber als Hochlohnland können wir nur teuer“. Zwar werde die milliardenschwere Subvention von Thyssenkrupp Steel zum Einstieg in die klimafreundliche Stahlproduktion durch Bund und Land positiv registriert, so der Verbandspräsident. „Aber es gibt dabei auch die Frage: Was wird denn aus uns?“
„Firmen wenden sechs Prozent ihres Umsatzes für Bürokratie auf“
Der Ukraine-Krieg habe nicht nur die Versorgung mit günstigem Gas gestoppt, in der Folge gebe es auch Russland als Markt nicht mehr. Der veränderte Blick auf China und die stotternde Wirtschaft des asiatischen Giganten verstärke die Notwendigkeit, neue Märkte zu erschließen. Dazu gebe es durchaus Chancen, etwa in Südostasien, sagt Korthäuer. „Aber das erfordert erhebliche Anstrengungen und es geht nicht von heute auf morgen.“
Zusätzlich müssten die Unternehmen die eigene energetische Transformation bewältigen und bei der Digitalisierung vorankommen. Sorge mache ihm, dass Verwaltungen und Behörden dabei nicht Schritt halten. „Der Abstand wird immer größer. Sie kennen es nicht und haben keine Verantwortung, es umzusetzen.“ Dadurch steige für die Firmen der Aufwand bei der Umsetzung einer steigenden Zahl von Regulierungen und Verordnungen. Etwa sechs Prozent ihres Umsatzes müsse mittlerweile für die Bürokratie aufgewendet werden, so Christian Kleff, der Sprecher des Unternehmerverbandes. „Die Mittelständler laufen nicht weg, aber wir brauchen auch Firmen, die hier investieren. Diese schwierigen Randbedingungen sind ein Hindernis.“
„Wenn jemand im Rentenalter arbeiten möchte, sollte er dafür nicht bestraft werden“
Auch die Suche nach Fachkräften beschäftigt die Unternehmen. „Dass 50.000 Jugendliche die Schule ohne Abschluss verlassen, darf nicht sein“, sagt Marcus Korthäuer. „Die Firmen müssen immer mehr selbst in die Qualifizierung investieren.“ Potenzial stecke in Förderung von Frauen. „In der Pandemie haben sich Homeoffice und flexible Arbeitsmodelle bewährt – sie erleichtern die Vereinbarkeit von Familie und Beruf.“ Mehr Flexibilität der Politik wünscht sich der Verbandspräsident auch bei der Beschäftigung von Fachkräften über das Renteneintrittsalter hinaus. „Wenn jemand weiterarbeiten möchte, sollte er dafür zumindest nicht bestraft werden.“
>>UNTERNEHMERVERBAND: INFORMATION, WEITERBILDUNG, NETZWERK
- Die Unternehmerverbandsgruppe vertritt die Interessen ihrer 700 Mitglieder mit rund 100.000 Beschäftigten im „Haus der Unternehmer“ in Duisburg. Das Kerngebiet des Verbandes reicht vom westlichen Ruhrgebiet bis zur niederländischen Grenze.
- Der Verband berät die Firmen im Arbeits- und Sozialrecht, bietet Qualifizierungen und Weiterbildung für die Mitarbeitenden an. „Da steigt die Nachfrage“, berichtet Christian Kleff.
- Wachsende Bedeutung haben auch die Netzwerke, die der Verband zwischen und für die Unternehmen etwa zu Themen wie Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz organisiert und begleitet. „Nicht jeder muss das Rad neu erfinden“, so der Verbandssprecher.