Duisburg. Ein Ex-Bundesliga-Profi löscht nun Brände für die Feuerwehr Duisburg. Vor drei Jahren stand er noch im Halbfinale des DFB-Pokals auf dem Rasen.
Den 9. Juni 2020 wird Timm Golley vermutlich sein Leben lang nicht mehr vergessen: Halbfinale im DFB-Pokal – der krasse Außenseiter 1. FC Saarbrücken empfängt Bayer Leverkusen. Und aufseiten der Saarbrücker mit dabei – ein Wahl-Duisburger. Für Timm Golley war es der sportliche Höhepunkt seiner Fußballkarriere, auch wenn das Spiel coronabedingt ohne Zuschauer stattfand und am Ende auch noch 0:3 verloren ging. „Absolut verdient“, fügt er lachend hinzu.
Inzwischen hat sich sein Leben stark verändert. Vor rund anderthalb Jahren beendete er mit nur 30 Jahren seine Profikarriere, um Feuerwehrmann zu werden. „Die Idee hatte ich schon, bevor ich Fußballprofi geworden bin“, sagt der mittlerweile 32-Jährige. „Da der Job als Feuerwehrmann ebenfalls körperlich fordernd ist, wollte ich die Gelegenheit jetzt ergreifen und nicht erst, wenn ich fast 40 bin.“
Duisburger Timm Golley wurde bei Fortuna Düsseldorf zum Fußballprofi
Obwohl er nur neun Jahre Fußballprofi war, hat er in dieser Zeit einiges erlebt. Mit 21 wechselte er zu Fortuna Düsseldorf, sah sich dort im Testspiel gegen Borussia Dortmund namhaften Gegnern wie Mats Hummels gegenüber und spielte mit der Fortuna in der 2. Bundesliga.
Die meiste Zeit seiner Karriere war er allerdings in der dritten und vierten Liga im Einsatz. Fortuna Düsseldorf II, FSV Frankfurt und Wehen Wiesbaden waren seine ersten Stationen. Eine Zeit, die nicht immer einfach war, wie er gesteht: „Man ist mit Anfang 20 alleine in einer fremden Stadt, weit weg von den Freunden oder Eltern. Da ist dann niemand, mit dem man reden kann, wenn es sportlich mal nicht so läuft.“
Die fehlende Nähe zur Familie war einer der Gründe, warum Golley 2016 zu Viktoria Köln wechselte. Nach einem letzten fußballerischen Abstecher nach Saarbrücken trat er dann sportlich – kurz nach dem DFB-Pokalspiel gegen Leverkusen – kürzer. Inzwischen spielt er wieder bei seinem Heimatverein, dem SuS 09 Dinslaken. Fußball ist für ihn seit fast zwei Jahren nur noch ein Hobby. Bereut hat er seine Entscheidung bislang nicht. „Da ich selbst entschieden habe, meine Karriere zu beenden, und es nicht an den fehlenden Angeboten lag, bin ich damit im Reinen.“
Erst Mechatroniker, dann Fußballprofi und jetzt Feuerwehrmann
Allein auf die Karte Fußball habe der gebürtige Dinslakener ohnehin nie gesetzt. Mit 20 Jahren hatte er schon einmal ein Angebot von Fortuna Düsseldorf bekommen – und abgelehnt. „Ich habe damals eine Ausbildung zum Mechatroniker gemacht und die wollte ich erst beenden, bevor ich schaue, wie weit es mit dem Fußball für mich geht.“
Zwölf Jahre später ist er wieder Azubi. Noch zwei Monate Ausbildung liegen vor ihm, bevor er fertiger Feuerwehrmann ist. „Die Ausbildung war mit die beste Entscheidung meines Lebens“, sagt er mit spürbarer Überzeugung.
Statt Auswärtsfahrten, Übernachtungen in Hotels und Vertragsverhandlungen mit neuen Vereinen, lernt er nun, wie man Feuerwehrschläuche aufrollt, Atemschutzmasken anlegt, Drehleitern bedient oder verletzte Menschen versorgt.
Golley schätzt bei der Feuerwehr besonders den Zusammenhalt unter den Kollegen
Eintauschen möchte er das alles nicht mehr. „Mir ist Kontinuität in meinem Leben mittlerweile sehr wichtig, deswegen bereue ich den Abschied vom Profifußball auch nicht.“ Sein Entschluss steht fest, daran konnte auch das Vertragsangebot eines Drittligisten im letzten Jahr nichts mehr ändern. Der Zusammenhalt unter den Kollegen – sowohl auf der Wache als auch im Einsatz – ist für Golley das Schönste an seinem neuen Job – und ein Kontrast zum mitunter harten Fußballgeschäft.
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Zumal er selbst bei der Feuerwehr nicht ganz auf den Fußball verzichten muss. In der Fußballmannschaft der Duisburger Feuerwehrwache spielt Golley noch gerne mit. „Letztes Jahr sind wir NRW-Meister geworden und bis ins Halbfinale um die Deutsche Meisterschaft gekommen, das Niveau ist also ganz ordentlich“, sagt er mit einem Schmunzeln.
Einen „Promi-Bonus“ bekommt er unter den Kollegen allerdings nicht – was ihm gefällt. „Eine Sonderbehandlung gibt es nicht, man muss sich sein Standing in der Mannschaft erst erarbeiten.“ Auch, wenn man vor drei Jahren noch im DFB-Pokal gespielt hat.