Duisburg. Am 24. September startet das Duisburger Traumzeit-Festival. Die Macher stampfen ein Festival aus dem Boden, an das kaum jemand mehr geglaubt hat.
Zeit zum Träumen? Gibt es nicht. Frühestens Ende September werden Frank Jebavy und sein Team Gelegenheit finden, einmal durchzuatmen. Bis dahin gilt es, ein dreitägiges Musikfestival auf die Beine zu stellen, mit dem noch vor wenigen Wochen niemand mehr gerechnet hatte. Doch nun wird das Traumzeitfestival wahr, vom 24. bis zum 26. September, im Landschaftspark Duisburg Nord. Drei Tage, drei Bühnen, drei mal zehn Bands, also rund 30. „Wir sind ein eingespieltes Team, deshalb bekommen wir das hin, mit einiger Improvisation“, zeigt sich Festivalleiter Jebavy zuversichtlich.
Über den zeitlichen Druck hinaus stehen die Traumzeitmacher vor einem zentralen Problem: Viele Partner und Dienstleister, die teilweise über Jahre hinweg für, auf und mit dem Festivalteam gearbeitet haben, sind Opfer der Coronakrise geworden. Die hat die Kultur- und Veranstaltungsbranche wirklich mit voller Wucht getroffen. Und das wird jetzt offenbar. So berichtet Jebavy von einem Zeltverleiher, der die Hälfte seiner Zelte und Ausrüstung verkaufen musste, damit das Unternehmen fortbestehen kann. „Wir müssen nun mit dreien statt bisher mit einem Verleiher arbeiten“, sagt der Festivalchef.
Kaum jemand glaubte im Sommer an das Traumzeit-Festival 2021
Ähnliche Erfahrungen gab es mit etwa mit Technikfirmen oder Caterern. Teilweise haben Unternehmen die Krise schlichtweg nicht überlebt, teilweise hat sich das Personal wegen Perspektivlosigkeit andere Jobs gesucht, teilweise haben sich auch die Chefs selbst anders orientiert. „Unser Stammcaterer macht jetzt Fortbildungsveranstaltungen“, berichtet Jebavy. Zweimal musste das Duisburger Rock-Pop-Festival coronabedingt bereits verschoben werden, vom Juni 2020 auf Juni 2021, dann auf September.
Mit den steigenden Inzidenzen im Blick hatte im Sommer schon fast niemand mehr daran geglaubt, dass die Traumzeit in diesem Jahr stattfinden kann. Erst mit der aktuellen Corona-Schutzverordnung des Landes NRW vom 20. August, die Veranstaltungen im Freien mit bis zu 2500 genesenen, geimpften oder getesteten Besuchern bei entsprechendem Konzept sogar ohne Maske möglich macht, fiel der Entschluss für das Festival – und der Startschuss für einen Fünf-Wochen-Spurt.
Dabei muss unter anderem das Festivalkonzept angepasst werden. Statt der Gebläsehalle, einer von bisher vier Spielorten im Duisburger Landschaftspark, wird es eine neue Bühne am Hochofen 5 geben. „Wir sind damit ein reines Open Air Festival, das macht vieles einfacher“, sagt Frank Jebavy.
Die Umsonst-Bühne vor den Festivaltoren muss diesmal leider entfallen, weil dort die 3G-Regel nicht kontrolliert und die Zuschauerzahl nicht begrenzt werden kann. Apropos: Der Festivalchef hätte am liebsten nur Geimpften und Genesenen Zutritt gewährt (2G). Das aber sei den Musikfans nicht zuzumuten gewesen, die bereits vor der Coronapandemie ihr Ticket gekauft hatten. Die sind übrigens dem Festival treu: Von den rund 1900 Tickets, die für 2020 bereits verkauft waren, wurden nur gut 200 zurückgegeben. Dass wegen der Beschränkung auf maximal 2500 Besucher jetzt „nur“ 800 Tickets verkauft werden müssen, um das Festival auch finanziell in den grünen Bereich zu bringen, scheint trotz Zeitdrucks realistisch.
Corona-Krise: Künstler wollen endlich wieder auf die Bühne
Auf den drei Bühnen sollen von Freitag bis Sonntag rund 30 Bands spielen, namhafte Publikumsmagnete wie Giant Rooks, Leoniden oder Provinz waren zum Teil bereits für das dann verschobene Festival im vergangenen Jahr verpflichtet worden. Insgesamt stehen derzeit 18 Bands auf der Liste, ein Dutzend sollen noch hinzukommen. Dafür ist Marcus Kalbitzer verantwortlich, er verbringt in diesen Tagen Stunde um Stunde am Telefon.
Da landauf landab viele Konzerte abgesagt wurden, haben Künstler freie Kapazitäten und wollen endlich wieder auf der Bühne stehen (und Geld verdienen). Wegen der schwer auszumachenden Entwicklungen bei den Quarantäne- und Reiseregeln wird sich das Booking wohl vor allem auf Künstler aus Deutschland konzentrieren.