Düsseldorf. René Heinersdorff bringt sein Stück „...Und es gibt ihn doch!“ im Theater an der Kö zur Uraufführung

Langer roter Mantel mit Kapuze und schneeweißem Rand, wuschige Perücke, Rauschebart und Brille, der prallgefüllte Sack und die berühmte Rute… Weihnachtsmann-Outfit nicht nur im Online Shop, sondern auch im Besitz von Thea. Nur: Wer schlüpft dieses Jahr in die Montur? Und spielt ihren Kindern was vor, um sie in Heiligabend-Stimmung zu versetzen? Wer’s glaubt, wird selig, denkt Theas Mann Matthias und weigert sich, seinen Kindern das rot-weiße Theater vorzuspielen. Sie glauben eh nicht mehr an den Weihnachtsmann, sagt er, und durchschauen seit Jahren die Maskerade. „Bitte, bitte, ein letztes Mal!“, bettelt aber Thea. So kommt’s im trauten Heim der zwei zu recht temperamentvollen Meinungsverschiedenheiten. Ausgetragen im Theater an der Kö, in dem René Heinersdorff mal wieder ein Stück aus (seinem?) Leben erzählt. Vor, auf und neben einer prächtigen roten Couch. Wenn das kein Zufall ist?! Unter dem Titel: „…Und es gibt ihn doch“ bringt der Hausherr, Autor und Regisseur eine vorweihnachtliche Beziehungskomödie heraus, die sich an manchen Stellen sogar droht, sich tragisch zu entwickeln. Und unvermittelt den Haussegen ganz schön schief hängen und die Nerven blank liegen lässt – wie in manch bundesdeutscher Familie, pünktlich zur stressintensiven Weihnachtszeit.

Bei „Unter-Uns“-RTL-Star Jens Hajek und Friederike Linke stehen die Zeichen auf Sturm

Nix mit Ruhe, nix mit „Gloria Halleluja“, Kerzenglanz und Besinnlichkeit. Stattdessen: Die Zeichen stehen auf Sturm - auf den Punkt und pointensicher gespielt von dem „Unter-Uns“-RTL-Star Jens Hajek (Matthias) und Friederike Linke (Thea). Auf der Suche nach einem freiwilligen Nikolaus-Darsteller schont auch Madame selbst die Nachbarn nicht und stößt bei Bernhard (Miguel Abrantes-Ostrowski) auf offene Ohren. Wieder rein zufällig schneit er in Theas gute Stube hinein. Auf der Suche nach Knoblauchzehen, die seine Frau Pia (Sarah Koch) dringend für den Festtags-Braten benötigt. Und, eh‘ er’s sich versieht, steckt Bernhard in den X-mas-Klamotten in XXL-Größe und Pia die Nase in die Nachbars-Wohnung. Eine Situation, die zu einer Fülle von (manchmal haarsträubenden) Verwechslungen führt. Mit Knallern und Effekten inszeniert vom Autor Heinersdorff höchstselbst. Im Handumdrehen kippt die „Süßer die Glocken nie klingen“– Stimmung. Und der zuerst heitere Kampf um einen – den richtigen - Weihnachtsmann mutiert zu einer merkwürdigen Beziehungskrise. Offen für die Zuschauer zunächst bei Pia und Bernhard, nur versteckt bei Matthias und Thea. Denn wir sehen: Pia ist nicht so fromm, wie sie tut und heißt, sondern führt schon lange ein Doppelleben mit einem Unbekannten. Als intrigantes Luder überzeugt Sarah Koch, die hinter der Santa-Claus-Montur ihren Lover vermutet. Aufgekratzt stöhnt sie dem unter der Riesenkapuze versteckten Ehemann Liebesbekundungen ins Ohr, die eigentlich für den Liebhaber gedacht sind.

Eine urkomische Situation, die Lachen provoziert, gleichzeitig aber auch den gehörnten Bernhard als tragisch-traurigen Trottel dastehen lässt. Überzeugend und anrührend gespielt von Miguel Abrantes. Zumal als Gegengewicht zum flotten, schnittigen Jens Hajek, der als scheinbar souveräner Macher, aber auch Frauenversteher ebenso überzeugt wie als vom Weihnachts-Getue genervter Daddy.

Friederike Linke indes nimmt man die Rolle der Thea als Gschaftlhuberin ab. Sie weiß eben alles besser Wie es sich aber vor und nach Weihnachten gehört, stellen sich, Gott sei Dank, die gerade noch vermuteten Eheprobleme als Petitessen heraus und lösen sich im Finale in lachendem Wohlgefallen auf. Bei der von Weihnachtssatire mit Pfiff kommen alle noch einmal mit einem blauen Auge davon. Dem Weihnachtsmann und seiner Verkleidung sei Dank.

Fazit: Satire mit zeitweisem Tiefgang, aber Happy End. Bleibt nur noch: Jubel, Ovationen und Frohes Fest!

Bis 12. Januar 2025 bleibt das Stück auf dem Spielplan. An den Feiertagen am 25./26.12. gibt es jeweils um 18 Uhr eine Vorstellung. An Silvester stehen drei auf dem Programm: 16.30, 19.30 und 22.30 Uhr. Tickets und weitere Infos: www.theateranderkoe.de