Düsseldorf. Tim Koziorowski (28) fährt Samstag zur deutschen Meisterschaft der Biersommeliers. Der Bierbrauer weiß, warum Bier nach Marihuana riechen kann.
Wenn es um Bier geht, ist Tim Koziorowski mit vollem Einsatz bei der Sache. Während sich andere eine Flasche genehmigen, ordert er gleich zehn Gläser und trinkt sie der Reihe nach. Dieses üppige Biervergnügen nennt der 28-Jährige dann „Training“. Na, das muss er aber mal erklären. Tim Koziorowski lacht ins Telefon. Der Düsseldorfer trinkt natürlich nicht immer so viel. Er bereitet sich gerade auf die deutsche Meisterschaft der Biersommeliers vor. Am Samstag wird er sich mit den Besten der Branche in München messen. Dabei geht es nicht nur um den deutschen Meistertitel, sondern auch um die Teilnahme an der Weltmeisterschaft der Geschmacksexperten im kommenden Jahr.
Und da bis zum Wettbewerb nicht mehr viel Zeit bleibt, hat Tim Koziorowski in den vergangenen Tagen tatsächlich einen sehr hohen Bierdurchlauf gehabt. „Ich nehme pro Flasche aber immer nur zwei, drei Schlucke“, stellt er klar. Und damit der Rest nicht verkommt, lädt er Freunde ein, die ihn bei der Vorbereitung unterstützen. Eine Win-win-Situation unter Bierliebhabern sozusagen. Auch seine Schwester hilft mit, um ihm für Blindverkostungen verschiedene Sorten einzuschenken.
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Denn am Samstag wird es unter anderem darum gehen, dass Tim Koziorowski aus zehn Gläsern innerhalb von 30 Minuten die verschiedenen Bierstile erkennen kann. Das ist sehr viel schwieriger als es klingt, denn es gibt deutlich mehr als nur Pils, Alt und Kölsch. „British Brown Ale“ nennt der Experte als Beispiel. „Das ist unserem Altbier sehr ähnlich.“ Beim Wettbewerb wird es auf feinste Geschmacksnuancen ankommen. Und davon haben Biere reichlich. „Noch viel mehr als Wein“, sagt Koziorowski. Die Bandbreite sei viel größer, weil Bier ja auch deutlich mehr Zutaten als Wein enthalten könne.
Der Düsseldorfer wird beim Wettbewerb in München in einer zweiten Runde auch sogenannte „Fehlaromen“ herausschmecken müssen. Also die Aromen, die man in einem Bier nicht haben möchte. Sie können bei Missgeschicken beim Brauen im Getränk landen oder wenn das Bier nicht richtig gelagert wird und zu viel Licht abbekommt. „Das Lichtaroma kennt man von grünen Flaschen wie Becks“, erklärt Koziorowski. „Wenn man eine solche Flasche aufmacht, riecht das Bier nach Marihuana.“
„Ich bin schon eher der Typ Rampensau.“
Sollte er es bei der Meisterschaft als einer der jüngsten Teilnehmer unter die sechs Finalisten schaffen, dann wird er auch noch einen großen Auftritt auf der Bühne haben. In der letzten Runde müssen die Besten nämlich spontan einen Vortrag über ein Bier halten, das sie nicht kennen. Was riechen, sehen und schmecken sie heraus? Damit können die Teilnehmer Punkte sammeln. Zusätzlich wird bewertet, wie sich die Sommeliers vor Publikum präsentieren. Ein solcher Bühnenauftritt macht den 28-Jährigen nicht nervös: „Ich bin eher der Typ Rampensau.“
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Tim Koziorowski hat übrigens nicht nur die Fortbildung zum Biersommelier gemacht. Er ist auch ausgebildeter Bierbrauer und arbeitet in Düsseldorf für die kleine Gerresheimer Brauerei Olbermann. Die vielen Geschmackskomponenten, die ein Bier haben kann, kennt er also aus seinem Arbeitsalltag, in dem er selbst Biere kreiert. Zuletzt waren das ein leichteres „Summer Ale“ mit einer Orangennote und ein „Solero Ale“, das geschmacklich an das legendäre Eis erinnern soll. „Ich kann mich da richtig austoben“, sagt der Bierbrauer.
Das Bier von Olbermann gibt es in der Düsseldorfer Altstadt
Die Zusatzqualifikation des Biersommeliers hat er erlernt, weil er die Leute davon überzeugen möchte, dass Bier so viel mehr ist als ein Getränk, mit dem man sich besaufen kann. Was man mit den verschiedenen Malz- und Hopfensorten, Wasserqualitäten und Brauarten so alles an Geschmack fabrizieren kann, das möchte er als Sommelier vermitteln können.
Wer die Biere von Tim Koziorowski mal probieren möchte: Ausgeschenkt wird das Bier von Olbermann in Düsseldorf im „Zum Sankt Sebastian“, Kurze Straße 2a/Burgplatz und in der Jazz-Kneipe „Em Pöötzke“, Mertensgasse 6. Vielleicht gibt es dort ja bald Bier mit Meistertitel.