Düsseldorf. Zwillinge? Wenn Kinder im Doppelpack kommen, wird‘s turbulent. In Düsseldorf hat der Kinderschutzbund ein exklusives Angebot für Mehrlingseltern.

„Krass!“ Das war das Erste, das Sarah durch den Kopf schoss, als sie während der Schwangerschaft beim Arzt erfuhr, dass in ihrem Bauch zwei kleine Menschen heranwachsen. Zwillinge! Nachdem sie die Nachricht damals kurz sacken gelassen hatte, war ihr nächster Gedanke: „Das bekomme ich hin!“ Die 31-Jährige hat Power. Genau wie ihre beiden Söhne Matheo und Etienne, die gerade ausprobieren, wer von beiden der Stärkere ist und den Kampf um das Holzauto gewinnt. Zwei Jahre und einen Monat alt sind die Jungs mittlerweile. Ihre alleinerziehende Mama hat in dieser Zeit gelernt, wie sie ihr Leben mit Zwillingen so managt, dass noch Kraft für sie selbst übrig bleibt.

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Dazu gehört nicht nur, Hilfe von anderen anzunehmen. Wichtig ist auch, sich Gleichgesinnte zu suchen. Eltern von Mehrlingen lernen schnell, dass kaum jemand so richtig nachvollziehen kann, was es bedeutet, mehrere Kinder großzuziehen, die gleich alt sind. „Das ist etwas anderes als bei Geschwistern, die mit wenig Altersunterschied geboren werden“, bestätigt Sozialarbeiterin Ute Mones. „Bei Mehrlingen haben die Kinder exakt die gleiche Entwicklungsstufe mit den dazugehörigen Bedürfnissen. Und die müssen besonders am Anfang rasch befriedigt werden.“

Düsseldorfer Mehrlingstreff im Familiencafé

Ute Mones leitet den Zwillings- und Mehrlingstreff, den der Kinderschutzbund einmal im Monat im Familiencafé des Evangelischen Krankenhauses anbietet. Eltern, Großeltern oder andere Betreuende können sich hier mit Kindern bis zum Alter von drei Jahren treffen. Es gibt Kaffee, Kekse und Obst – und vor allem die Möglichkeit, Tipps und Tricks mit anderen auszutauschen oder einfach nur verstanden zu werden.

Ehrenamtlerin Silke und Sozialarbeiterin Ute Mones begleiten den Düsseldorfer Zwillingstreff.
Ehrenamtlerin Silke und Sozialarbeiterin Ute Mones begleiten den Düsseldorfer Zwillingstreff. © NRZ | jum

Als ihre Kinder ein halbes Jahr alt waren, hat Sarah im Internet recherchiert, wo sie ein solches Angebot für sich und ihre Zwillinge findet. Seitdem kommt sie regelmäßig extra aus Ratingen in das Familiencafé auf der Düsseldorfer Kirchfeldstraße. An diesem Mittwochnachmittag tummeln sich fünf Familien in dem großen Raum im Erdgeschoss. Nicht alle möchten mit ihren Namen in der Zeitung stehen, aber zu erzählen, wie herausfordernd ein Leben mit Zwillingen ist, dazu sind sie auch anonym bereit.

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So wie die junge Familie, die mit ihren zehn Monate alten Zwillingen zum dritten Mal da ist. Sie habe täglich mit neuen Herausforderungen zu kämpfen, erzählt die Mutter. Dazu gehört die simple Frage: Wie komme ich am besten mit Zwillingen in die Wohnung im dritten Stock ohne Aufzug? „Jeder wiegt neun Kilo. Dazu kommt noch die Wickeltasche samt Inhalt für zwei“, rechnet die Mutter vor. Sie macht es aktuell so, dass ein Kind in die Trage kommt, das andere auf den Arm, die Tasche wird umgehängt. Ein Kraftakt!

Auf den Zwillingstreff freut sie sich vor allem deshalb, weil man sich hier nicht erklären muss. „Das ist total entspannt, wenn alle anderen wissen, wovon man spricht“, sagt sie. „Sonst sind wir ja immer die Exoten.“ Das Problem, zwei Winzlinge gleichzeitig transportieren zu müssen, kennt auch Sarah. „Ich habe mir am Anfang aus zwei Babytragen eine Doppeltrage gebastelt“. Mit ihrer eigenen Erfindung konnte sie sich ihre Jungs so damals beide zusammen vor den Bauch schnallen. Dass Matheo und Etienne mittlerweile auf ihren kurzen Beinen ohne Mamas Hilfe sehr flott unterwegs sind, macht es übrigens nicht leichter. „Jetzt, wo sie ihren eigenen Willen entdecken, ist es ehrlich gesagt schwieriger“, sagt sie und lacht.

In Düsseldorf gab es vorher kein Angbot für Eltern von Mehrlingen

Die zwei Stunden beim Mehrlingstreff nutzt die 31-Jährige auch, um mal durchzuatmen. Es tut gut, dass die ehrenamtlichen Betreuerinnen ihre Jungs während dieser Zeit mit im Blick behalten. Wenn Sarah mit dem einen im Wickelraum ist, kann sie den anderen ruhigen Gewissens weiterspielen lassen. Silke gehört zum Team, das das Angebot des Kinderschutzbundes begleitet. Sie ist selber Mutter von Zwillingen und hat den Treff vor zwei Jahren mit ins Leben gerufen. „Damals gab es so ein Angebot noch gar nicht.“ Ihre Kinder Lotte und Finn sind mittlerweile vier Jahre alt. Die Erfahrungen aus diesen Jahren im Doppelpack teilt Silke jetzt mit anderen Eltern.

Ein Programm gibt es beim Treffen im Familiencafé nicht. Die Kinder spielen, die Erwachsenen reden. Nur am Ende versammeln sich alle nach dem Aufräumen im Kreis zum Abschlusslied. Diesmal packt Leiterin Ute Mones die neue Seifenblasenmaschine aus. Die Kinder schauen staunend zu, wie die schillernden Kugeln durch den Raum schweben. Und während alle dazu das Seifenblasenlied singen, scheint sich das Leben als Zwillingseltern zumindest in diesem Augenblick leicht anzufühlen.

Infos zum Zwillings- und Mehrlingstreff

Jeden ersten Mittwoch im Monat öffnet der Zwillings- und Mehrlingstreff des Kinderschutzbundes von 15 bis 17 Uhr im Familiencafé am EVK, Kirchfeldstraße 48, Düsseldorf-Bilk. Willkommen sind Eltern oder andere Betreuende mit Kindern von 0-3 Jahren.

Das Angebot ist kostenlos und wer mag, kommt einfach ohne Anmeldung vorbei. Das ehrenamtliche Team sorgt neben der pädagogischen Begleitung auch für Kaffee, Obst und Kekse und hat eine Spendendose aufgestellt.

Mehr Information gibt es bei Leiterin Ute Mones (Kinderschutzbund) unter 0211/56 67 42 29 oder per Mail an mones@kinderschutzbund-duesseldorf.de. Hier können sich auch Interessierte melden, die das Angebot unterstützen möchten. Es werden weitere Ehrenamtler gesucht. Allgemeine Infos: www.kinderschutzbund-duesseldorf.de.