Düsseldorf/Dubai. Ein Apotheker aus Düsseldorf flog regelmäßig nach Dubai. Von seiner letzten Reise im April kam er nicht zurück. Wo er ist und was ihm droht.
Eigentlich war Dr. Rawad Alhallak nur in die Vereinigten Arabischen Emirate gereist, um dort seinen kranken Vater zu besuchen. Doch auf der Rückreise wurde der Düsseldorfer Apotheker am 17. April 2024 am Flughafen in Dubai festgenommen. Seitdem sitzt der 43-Jährige, der neben der deutschen auch die syrische Staatsbürgerschaft besitzt, in den Emiraten im Gefängnis. Ihm droht eine lange Haftstrafe. Für Alhallak war es nichts Ungewöhnliches, in die Vereinigten Arabischen Emirate zu reisen. Dort besuchte er in der Regel seine Familie, Probleme gab es bis in diesem Frühjahr nie.
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Mitte April wurde er dann aber in Dubai von Sicherheitskräften in Gewahrsam genommen. „Während wir telefonierten, sagte er zu mir: Ich kann nicht weiterreisen, weil die Polizei mich jetzt zwei Stunden lang verhören will“, erinnert sich sein Freund Thaer Al Marii. Er kümmert sich seitdem mit weiteren Freunden um den Fall des Düsseldorfers, der in Deutschland auch Familie hat. Aus den angeblichen zwei Stunden sind mittlerweile mehr als vier Monate geworden. „Wir gehen davon aus, dass er verhaftet wurde, weil er die Regierung der Vereinigten Arabischen Emirate auf Facebook kritisiert hat“, sagt Al Marii.
Regierungskritischen Stimmen in Dubai droht 15 Jahre Haft
Nach der Verhaftung dauerte es alleine zwei Monate, bis Freunde und Familie wussten, dass Alhallak immer noch in Dubai inhaftiert war - und zwar ohne ein ordentliches Gerichtsverfahren. „Nach intensiven Kontakten mit dem deutschen Konsulat erfuhren wir, dass er wegen Internetkriminalität und Schädigung des Ansehens des Staates und seiner Symbole verhaftet worden war“, berichtet sein Freund.
Nach Angaben von Amnesty International sieht die Gesetzgebung der VAE eine Mindeststrafe von 15 Jahren Gefängnis vor, wenn der Vorwurf der „Schädigung des Rufs oder des Ansehens des Präsidenten“ erhoben wird. Für die Teilnahme an einer Demonstration „mit dem Ziel, die öffentliche Ordnung zu stören“ droht laut der Menschenrechtsorganisation sogar lebenslange Haft. „Ich habe selbst als Journalist in den VAE gearbeitet, dort werden regierungskritische Stimmen kriminalisiert“, sagt Nawras Aldeban, der sich ebenfalls um den Fall kümmert.
„Die Behörden der VAE zeigen keine Bereitschaft, die notwendigen Schritte zu unternehmen, um seine Gesundheit zu gewährleisten“
Düsseldorfer verhaftet in Dubai: „Ich sterbe langsam in Haft“
Vertreter des deutschen Konsulats in Dubai haben den Düsseldorfer Apotheker mittlerweile in Haft besucht und es wurde erwirkt, dass Ahallak ab und zu mit seinem Freund in Deutschland telefonieren darf. „Beim letzten Gespräch hat er mir gesagt: Ich sterbe langsam in Haft“, berichtet der Freund.
Neben der Menschenrechtslage in den Emiraten beunruhigt Freunde und Familie hier auch der Gesundheitszustand des Düsseldorfers: Der Apotheker leidet an Mittelmeerfieber, einer genetisch bedingten Krankheit, die zu den hereditären Fiebersyndromen gehört. Deshalb kann jeder emotionale Stress die Symptome verschlimmern und sein Leben gefährden. „Er müsste regelmäßig medizinisch versorgt werden“, sagt Al Marii. Trotz mehrfacher Hinweise auf seinen prekären Gesundheitszustand und zahlreicher Appelle von Familie und Freunden blieb die medizinische Versorgung in der Haft den Vermutungen nach unzureichend. „Die Behörden dort zeigen keine Bereitschaft, die notwendigen Schritte zu unternehmen, um seine Gesundheit zu gewährleisten“, so Al Marii.
Das Auswärtige Amt in Berlin kümmert sich um den Fall
Der Fall ist im Auswärtigen Amt in Berlin bekannt, das deutsche Generalkonsulat in Dubai betreue den Betroffenen seit seiner Festnahme konsularisch und stehe in regelmäßigem Kontakt mit ihm und seiner Familie vor Ort, hieß es als Antwort auf die Anfrage der NRZ. Doch wie es nun weitergeht, dazu will sich das Auswärtige Amt aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes der Betroffenen nicht zu konsularischen Einzelfällen äußern.
Das reicht den Freunden nicht. Deshalb haben sie auf der Website change.org eine Petition gestartet. Mit 1000 Unterschriften wollen sie Druck auf die deutsche Diplomatie ausüben. Neben einer ausreichenden medizinischen Versorgung fordern sie die sofortige Freilassung des deutschen Apothekers aus der ungerechtfertigten Haft in den Vereinigten Arabischen Emiraten.
Außerdem haben seine Freunde eine Kundgebung am Düsseldorfer Flughafen organisiert. „Denn diese willkürliche Inhaftierung zerstört nicht nur das Leben seiner Familie, sondern auch seine berufliche Zukunft“, sagt Al Marii. Mittlerweile sei dem Apotheker aufgrund seiner Abwesenheit bereits gekündigt worden.