Düsseldorf. Die „Grosse“ Kunstausstellung, die bis zum 9. Juli im Düsseldorfer Kunstpalast besucht werden kann, steht vor der Eröffnung.
Wild schwingen Linien und Schraffuren. Bizarre Klumpen schweben auf der Fläche. Scheinbar ungebremst wirkt alles, am Ende aber doch gezügelt. Jedenfalls lässt Jan Kolata auf seinen Bildern den Farben freien Lauf. Und bis auf acht Meter in die Höhe wachsen. Sie wiegen und schwirren über die großen Leinwände – überwiegend in leuchtenden Rot-Gelb-Blau-Schattierungen. Seine Werke strahlen Energie und Optimismus aus. Mal in direktem, klarem Duktus, dann in erratisch gemalten Mäandern.
Der 74-jährige Künstler wird am Samstag, 3. Juni, im Düsseldorfer Kunstpalast mit dem „Kunstpreis der Künstler“ geehrt – im Rahmen der Eröffnung der „Grossen“ Kunstausstellung NRW, die bis 9. Juli mit zahlreichen Sonder-Events lockt, u.a. mit Schülern der zwölften Klasse des Lore-Lorentz-Berufskollegs, die sich, dank Kooperations-Vertrags, in einer Extra-Koje präsentieren. Neu ist ein Audioguide. Zu empfangen auf dem Smartphone per QR-Code. Einige Beiträge auf dem Guide stammen von Zehntklässlern des Wim-Wenders-Gymnasiums: Sie machten sich ihren Reim auf manche Kunstwerke. Ihre Kommentare sind mit einem grünen Label auf dem QR-Code markiert.
Seit über 120 Jahren organisieren Düsseldorfer Künstler die Verkaufsschau, bei der Maler, Bildhauer, Fotografen und Installations-Künstler aus NRW und dem (häufig) benachbarten Ausland vertreten sind. Die jüngste Künstlerin ist in diesem Jahr Ende 20. Mit 91 der Älteste ist Kult-Fotograf Walter Vogel (2012 mit dem Künstlerpreis geehrt).
Was kosten die Werke? 700 Euro muss man für ein Acryl-Gemälde von Gabi Moll zahlen, 65 000 Euro indes für eine geschwungene Groß-Skulptur von Ulrike Buhl. Es ist das teuerste Objekt. Beliebt sind die gerahmten Kleinformate, meist Originale (Preisspanne 250 bis 800 Euro). Denn, so Museums-Chef Felix Krämer: „Es ist Tradition der „Grossen“, dass Besucher Blut lecken.“ Mancher habe hier klein angefangen und „wurde später zum renommierten Sammler.“
Parallel sind Kolata-Werke auch im Museum Ratingen zu sehen
„Als ich vom Künstler-Preis erfuhr, war ich schockiert,“ schmunzelt Jan Kolata. Der 1949 in Immenstadt geborene Maler, der in den 1970ern an der Kunstakademie studierte und von 2006 bis 2016 an der Dortmunder Hochschule als Professor lehrte, meint: „Das ist ein Ehrenpreis, als Rückblick auf mein Werk. Aber ich bin doch noch voll tätig.“
Denn parallel zur „Grossen“ sind Kolatas meist großen Tableaus derzeit auch im Museum Ratingen zu bewundern. Typisch für Kolata sind schwimmende Felder, organische Formen und Kreise in ästhetischen Farb-Kompositionen, entstanden in seinem Lierenfelder Atelier. Unverwechselbar die Machart auch auf einer Sonderedition für die „Grosse“ – gerahmt in Museums-Glas, Preis: 850 Euro. Für 400 Euro indes bietet die Förderpreisträgerin Lara Kaiser Aquarelle mit Bettdecken an. Gestapelt, gefaltet oder auf eine Matratze geworfen sind die Decken – gestreift, meist in warmen Orange-Tönen.
Rekordzahl: 1137 Künstler hatten sich in diesem Jahr beworben
Ausgewählt wurden Kaiser und Kolata durch die siebenköpfige Jury unter Michael Kortländer, der seit 2010 die „Grosse“ organisiert und im Juli die Leitung an Nachfolger Emmanuel Mir übergeben wird. Als Kunstwissenschaftler will Mir allen Schulen (über Kunstlehrer) eine Kooperation anbieten. Die Juroren wählten auch die 153 Teilnehmer der Schau aus. Dieses Jahr war die Wahl zeitaufwendig, hatten sich doch 1137 Künstler beworben. Eine Rekordzahl, so Kortländer.
Zu erwerben sind abstrakte oder figurative Bilder, Landschaftsgemälde, Porträts, Zeichnungen, Foto-Kunstwerke, fotorealistische Lithografien, Drucke, kleinere und monumentale Wand- und Raum-Objekte, fliegende Smilies aus Beton, Skulpturen, auch für Außenräume. Zu entdecken sind originelle Werke, teilweise in Mischtechniken, von bislang unbekannten Künstlern. Bekannt in der Szene dürften Fotografen-Namen sein wie Benjamin Katz (Ratinger Hof-Studien) oder Boris Becker (Großformat im Kasten von einer Brücke in Italien, die sich über eine Schlucht spannt).