Düsseldorf. Zunehmende Trockenheit belastet den Forst. Auf Basis eines „Klimawandel-Checks“ wird in den nächsten vier Jahren reagiert.

Dem deutschen Wald, laut Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir unser „Klimaschützer Nummer eins“, geht es schlecht: Deutschlandweit sind vier von fünf Bäumen krank – so das Ergebnis des jüngst veröffentlichen Waldzustandsberichts für das Jahr 2022. Gerade im vergangenen Sommer haben Trockenheit und hohe Temperaturen, beides Folgen der menschengemachten Erderwärmung, die Wälder stark geschädigt. Vor allem Kohlenstoff in der Luft, erzeugt durch Brennstoffe wie Kohle, Gas und Öl, heizt die Erdatmosphäre immer weiter auf.

Mischwald mit über 40 Baumarten

Wie verkraftet der Düsseldorfer Stadtwald die Klimaerwärmung? „Vor allem ältere Bäume leiden unter langer Trockenheit“, sagt Paul Schmitz, 64, Abteilungsleiter Forst der Stadt Düsseldorf. Aufgrund geringerer Niederschläge in den vergangenen Jahren sind tiefere Waldbodenschichten, aus denen die Baumwurzeln die lebenswichtige Feuchtigkeit ziehen, relativ trocken. Die Folge ist beispielsweise bei den alten Buchen im Aaper Wald zu beobachten: Sie sterben durch die Trockenheit vermehrt ab.

„Doch wir haben im Stadtwald auch ein gutes Pfund, mit dem wir wuchern können“, betont Schmitz, „einen artenreichen Mischwald.“ Bäume in Mischwäldern sind oft besser mit Licht, Wasser und Bodennährstoffen versorgt als Monokultur-Bäume – dank ihrer vielfältigen Kronen und Wurzeln. „Ein Kubikmeter Holz bindet eine Tonne Kohlenstoff“, ergänzt Schmitz, „und wirkt so als natürliche Klimaanlage.“

Auf dem Rolandssteig, der im Stadtteil Rath durch den Aaper Wald führt, sind jetzt Anfang April die Bäume noch fast ohne Laub, nur aus der Nähe sind die ersten zarten Blättchen zu sehen. Entlang des hügeligen Wegs erläutert Schmitz die Mischwald-Fülle: „Wir haben im Stadtwald über 40 Baumarten. Hier im Aaper Wald sind Eichen und Buchen rund die Hälfte des Bestands, außerdem gibt es zum Beispiel Ahorn, Esche, Linde, Ulme und Birke.“

Auch der Waldboden, so Schmitz, schütze die Bäume vor Trockenheit: „Meist haben wir im Stadtwald tiefgründigen, lehmreichen Boden, der Wasser gut speichern kann.“ Doch es gibt im Düsseldorfer Forst auch einzelne dürreempfindliche Stellen, unter anderem mit sandig-kiesigem Boden, der relativ schnell austrocknet: Das sind vor allem die Hangkante von Grafenberger und Aaper Wald, außerdem Teile des Kalkumer und des Benrather Forsts. Diese Waldstandorte haben Schmitz und sein Forstabteilung-Team angesichts der Klimaerwärmung besonders im Blick, erklärt er.

Trockenheit als Normalzustand

„Wir müssen uns auf Trockenheit als Normalzustand einstellen“, unterstreicht der Forstwirt. Auf Schmitz‘ Wunsch entstand deshalb ein wissenschaftliches Gutachten über die Zukunftsfähigkeit des Stadtwalds, das Ende 2022 veröffentlicht wurde – der „Klimawandel-Check für den Düsseldorfer Stadtwald“. Das Gutachten nimmt zwei Klima-Modelle für den Zeitraum 2071 bis 2100 an: Das erste Szenario entspricht einem Anstieg um etwa 2,6 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zustand.

Mit dem „worst case“, so Schmitz, rechnet das zweite Szenario – einem Anstieg der globalen Mitteltemperatur um etwa 4,8 Grad. Und genau auf diesem Extrem-Modell fußen die künftigen Düsseldorfer Maßnahmen. Paul Schmitz: „Wenn der 4,8-Grad-Anstieg eintrifft, haben wir bei 61 Hektar Stadtwald akuten Handlungsbedarf.“ Diese Fläche entspricht immerhin 3,5 Prozent des gesamten Düsseldorfer Forsts.

Und welche Schritte bedeutet das? „60.000 Bäume werden wir in den nächsten vier Jahren neu pflanzen“, berichtet Schmitz. Darunter werden insbesondere „klimatolerante“ heimische Baumarten sein, etwa Hainbuche, Ulme, Linde, Vogelkirsche und Eberesche. Auch diese natürliche Verjüngung stärkt den Stadtwald: Junge Bäume verkraften Trockenheit meist besser als ältere.

Außerdem ist in den kommenden Jahren geplant, mit weiteren 50.000 Bäumen zusätzliche verfügbare Flächen wie Äcker und Wiesen aufzuforsten.

Die Klimaanpassung-Maßnahmen sieht Paul Schmitz auch als Dienst für die Düsseldorfer: „Der Stadtwald gehört den Menschen hier“, betont er. „Um 1900 hat die Stadt Düsseldorf zunächst den Grafenberger Wald vom preußischen Staat gekauft – ausdrücklich als Erholungsraum für die Düsseldorfer.“ Den Walderwerb setzte die Stadt später konsequent fort.