Düsseldorf. Die Düsseldorfer Altbier-Brauereien kämpfen mit den Folgen des Corona-Lockdowns. Die Branche wurde hart getroffen, vor allem beim Fassbier.

Die längste Theke der Welt, sie liegt schon seit einigen Wochen trocken. Wegen der Corona-Schutzmaßnahmen geht gerade nicht besonders viel in der Düsseldorfer Altstadt. Das ist schlecht für die Gastronomen und Wirte, ebenso schlecht geht es aber auch den Altbier-Brauereien der Stadt. Geschlossene Kneipen und der reihenweise Ausfall von Großveranstaltungen machen sich bei den Brauern besonders bemerkbar. Um zu erfahren, wie schwer es die Bierbetriebe derzeit haben, hat NRZ-Redakteur Simon Gerich einige Fragen an Thea Ungermann, Geschäftsführerin der Brauerei Ferdinand Schumacher, gestellt.

Können Sie Angaben zum Bierabsatz im Jahr 2020 machen und wie sich dieser im Vergleich zum Vorjahr geändert hat?

Der Bierabsatz ist 2020 bei uns drastisch eingebrochen. Wir mussten unsere Brauhäuser, das Stammhaus auf der Oststraße sowie unseren Brauereiausschank „Im Goldenen Kessel“ in der Bolkerstraße schließen. Zudem haben wir bis zu diesem Zeitpunkt knapp 50 Gaststätten in und um Düsseldorf mit Fass- und Flaschenbier beliefert.

Seit 1. September 2019 sind wir Altbier-Partner in der Merkur Spiel Arena seitdem sind wir die erste und einzige Hausbrauerei, in einem Bundesligastadion. Da der Spielbetrieb dort Corona bedingt eingestellt war, fiel der Umsatz dort auch komplett weg. Auch die Mehrwertsteuersenkung 2020 hatte keinen Effekt. Die Umstellung war sehr Zeit– wie auch kostenintensiv. Niemand hat wegen der Mehrwertsteuersenkung ein Alt mehr getrunken.

Damals sah die Welt noch besser aus: Thea Ungermann bei der Vorstellung als Bierpartner der Merkur Spiel-Arena
Damals sah die Welt noch besser aus: Thea Ungermann bei der Vorstellung als Bierpartner der Merkur Spiel-Arena © Anke Hesse | Anke Hesse

Wie schwer haben Sie die Pandemie und die Maßnahmen getroffen?

Wir kämpfen seit fast einem Jahr unterbrochen immer wieder mit neuen Verordnungen, Einschränkungen und letztlich ums Überleben unserer Familienbrauerei. Der zweite Lockdown light hat unsere Branche im November 2020 hart getroffen. Light ist für unser Branche das unpassendste Wort. Denn gerade die Besucher starken Monate November und Dezember mit Weihnachtsfeiern, Betriebsfeiern und nicht zuletzt den Messebesuchern sind ausgefallen - auch die Karnevalssession bleibt ohne Schumacher Alt.

Gab es wegen der Pandemie Auswirkungen auf ihre Mitarbeiter? Kurzarbeit?

Wir mussten uns im Zeitraum von März 2020 bis Januar 2021 von ca. 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern trennen. Manche Verträge sind ausgelaufen, manche haben selbst gekündigt, aufgrund der wirtschaftlichen Lage mussten wir auch Kündigungen aussprechen. Das sind immer traurige Momente, die emotional sehr belastend sind. Das zehrt am Nervenkostüm. Es ist keine Zeit, um inne zu halten. Ich suche ständig nach neuen Chancen, entwickele neue Ideen, damit es weiter geht. Wir haben bis zum Ende diesen Jahres Kurzarbeit beantragt.

Wie sehen Sie die aktuelle Situation ihres Hauses und was sind die Aussichten für das Jahr 2021?

Die ersten eingetroffenen Abschlagszahlungen sind zu gering, ein Tropfen auf den heißen Stein. Wir planen nur noch in kurzen Zeitfenstern. Private Feiern, wie Hochzeiten, Geburtstage, Jubiläen oder Firmenfeiern sowie unsere traditionellen besonderen Events wie zum Beispiel der Latzenbier Donnerstag, der traditionelle Osterbrunch werden wir flexibel umsetzen, sobald es machbar ist! Et kütt wie et kütt und ist noch immer jot jejange… - irgendwie, daran glauben wir auch jetzt. Es gehört zur rheinischen Lebensart, sich zu treffen, zu lachen, mit voller Lebensfreude und verantwortungsvoll, der jetzigen Situation geschuldet, zu feiern. Leben, lieben, lachen! Das beste Rezept, um das Leben wieder ein wenig bunter zu machen! Darauf hoffen und setzen wir auch 2021!

Hausbrauerei „Zum Schlüssel“ hat 2021 noch kein Fass Bier verkauft

„Der Fassbierverkauf ist im vergangenen Jahr fast komplett eingebrochen“, sagt Dirk Rouenhoff, Braumeister bei der Hausbrauerei Zum Schlüssel. In diesem Jahr habe er sogar noch gar kein Fass Bier verkauft. Viele Mitarbeiter der Hausbrauerei seien derzeit in Kurzarbeit, in der hauseigenen Gastronomie sind es gar sämtliche Mitarbeiter. In der Braustube halte die Hälfte der Mitarbeiter die Flaschenbierabfüllung am Laufen. „Flaschenbier läuft gut“, so Rouenhoff. Derzeit warte man händeringend auf Lockerungen. „Wir haben im Sommer viel Geld in die Hand genommen für Trennwände und eine Lüftung und hatten ein gutes Konzept.“ Obwohl aktuell keine unmittelbare Existenzangst bestehe, frage er sich schon, wann die staatlich versprochenen Hilfe endlich eintreffe und wie hoch sie sein werde.